So tapfer wie die Sieben Schwaben?
Jedes Kind kennt sie, die Geschichte von den Sieben Schwaben, die auszogen, ein gefährliches Untier zur Strecke zu bringen, beim Anblick eines harmlosen Hasen jedoch so heftig erschraken, dass ihnen der Angstschweiß ausbrach. Dieser alte Schwank, vielfach illustriert, hat sich in den Köpfen eingenistet und dient seither als Beweis für die Feigheit des Schwabenvolkes. Ein Irrtum von historischer Dimension! Und wohl mehr als das: Wir wollen den Beweis führen, dass die üble Hasenstory mutwillig in die Welt gesetzt worden ist, aus Neid und Missgunst auf den Heldenmut der Schwaben. Bei dem Märchen handelt es sich um nichts Geringeres als um die hundsgemeine Erfindung einer außerschwäbischen Agitprop-Abteilung.
Doch zunächst zu den frühesten Quellen der Hasengeschichte. Dass die Schwaben ängstliche Leute sind und dies sprichwörtlich bekannt sei, behauptete im 15. Jahrhundert ein Vikar aus Lohkirchen, womit wohl Lohkirchen im heutigen Landkreis Mühldorf gemeint war, ein Bayer also. Nachdem sich die schwäbischen Ritter auf die Seite des Markgrafen Albrecht von Brandenburg und gegen Herzog Ludwig den Reichen gestellt hatten, seien die Schwaben bei Giengen an der Brenz vor den Mistgabeln der bayerischen Bauern davongelaufen, behauptete frech der bajuwarische Chronist.
Nicht nur aus Bayern, auch aus Thüringen hagelte es Spott. »Es geht dir wie den Schwaben vor Lucka«, ist ein Sprichwort, das aus dem tiefen Mittelalter stammt. Bei dieser Schlacht im Jahr 1307 hätten sich die Schwaben in Pferdekadavern versteckt, um ihr Leben zu retten. Eine einfache thüringische Frau habe zudem neun Schwaben mit ihrem Spinnrocken erschlagen. Die originelle Waffe sei den schwäbischen Soldaten zur Schande in der Kirche zu Lucka aufbewahrt worden. In derselben Kirche soll auch ein Bild gehangen haben, das fünf tote Schwaben vor einem Backofen zeigte. Das dunkle Versteck sei den schwäbischen Kriegern zur tödlichen Falle geworden, eine alte Frau habe sie mit einer Ofengabel erledigt.
Solche Schauergeschichten gipfelten in der Mär von den »Sieben Schwaben«. Der Nürnberger Hans Sachs, dem wir eine der ersten Fassungen verdanken (wobei uns der Ausdruck »verdanken« nur schwer über die Lippen rutscht), lässt gleich der Schwaben neun vor dem Hasentier zittern. Der schusternde Poet machte sich nicht nur über ihre Ängstlichkeit lustig, sondern zugleich über ihre Dummheit. Als die Schwaben auf ihrer Flucht einen See erreichten, hörten sie jemand »Wat, wat!« quaken und missverstanden das als Aufforderung, durch das Wasser zu waten, worauf sie alle ertranken. Seitdem, so Hans Sachs, seien die Schwaben den Hasen und den Fröschen feind. Zu allem Unglück griffen die Brüder Grimm das Spottgedicht auf und verewigten die Geschichte in ihren Kinder- und Hausmärchen. Nun glaubte aber auch wirklich jeder zu wissen, wie es um den Mut der Schwaben bestellt war. In Sebastian Francks Sprichwörtersammlung aus dem Jahre 1541 liest sich das so: »Hier stehen wir Helden, sagt der Frosch zum Schwaben.«
Dass die Hasengeschichte aus reinem Neid entstanden ist, liegt daran, dass die Schwaben seit alters her für ihren besonderen Mut und ihre Standhaftigkeit berühmt waren. Sie fordern Beweise? Herzlich gerne! Wurde im Heiligen Römischen Reich Deutsch