II
ALS DEBÜTANTIN IN DER PROVINZ
Im Rosengarten
Tau auf erröteten Blüten,
Rosenpracht hold entpellt:
Was, dachte ich, gibt’s Schönres
auf dieser Welt?
Schritte, sacht und dann zagend
(Sollte sie etwa nicht?),
gingen vom Laubenschatten
ins Sonnenlicht.
Mittag und duftige Zierden,
Golden, rosa und rot.
»Wozu«, sprach ich, »sind Rosen
mir letztlich not?«
R. A. L., 11. Juli 1914
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Doch als ich Debütantin wurde, ausstaffiert mit Kleidern aus London, die ich nicht zu tragen verstand, lagen der Krieg noch zwei und mein Krankenhausdienst drei Jahre weit entfernt. Wir wuchsen am Ende einer beispiellosen Epoche großen Wohlstands und ungestörter Sicherheit auf, die wir so nie wieder erleben sollten, glaubten aber, sie bestünde seit undenklichen Zeiten und bis in alle Ewigkeit.
Meinen ersten Ball, den High Peak Hunt Ball, absolvierte ich sittsam gekleidet in konventionellem weißem Satin und Perlen; in dieser Uniform wirbelte ich in den folgenden Wochen unentwegt zu den Klängen von »Dreaming« und »The Vision of Salome« in den Armen junger Männer mit ungestümen Körpern und dürftigen Gesprächstalenten. Diese Bälle waren keineswegs so zwanglos, wie sie aussahen; auf ihnen wurden die Heiratschancen der jungen Frauen anhand ihrer Beliebtheit als Tanzpartnerinnen ermittelt und sie wurden folglich von zahlreichen miteinander konkurrierenden Anstandsdamen besucht, die das Geschehen mit größter Erwartung und Besorgnis verfolgten.
Als ich drei Jahre später meinen Schreibtisch aufräumte, um als freiwillige Hilfspflegerin nach London zu gehen – nicht ahnend, dass ich Buxton für immer verließ –, fand ich in einer Schublade meine mit einem Seidenbändchen zusammengebunden Tanzkarten von damals. Zu diesem Zeitpunkt waren schon so viele der unbedarften jungen Männer in Frankreich oder den Dardanellen gefallen