Seit dem Ende des chinesischen Kaiserreiches und seit China sich neu zu erfinden sucht, will es Teil der Weltgesellschaft sein und dabei doch nicht seine Identität verlieren. Diese Identität war zunächst geistig gefasst und erst in zweiter Linie räumlich definiert. So galt Chinas Intellektuellen im frühen 20. Jahrhundert nicht das Territorium der untergegangenen Dynastie als sakrosankt. Vielmehr suchten viele China von unten, von den Provinzen her aufzubauen. Noch Sun Yatsen war bereit, die Insel Hainan für 14 Millionen Dollar an einen anderen Staat abzutreten.4 Zugleich gab es die Bestrebung, eine stolze chinesische Nation zu errichten, der die genannten regionalen Orientierungen im Wege standen. Seit der Taiping-Bewegung in der Mitte des 19. Jahrhunderts, die das Ziel eines Gottesreichs auf Erden verfolgte, ist Chinas Geschichte von diesem Wechselspiel lokaler Experimentierwerkstatt und regionaler Reform einerseits und Modernisierung des Gesamtreiches andererseits geprägt. Der Einheitsstaat setzte sich schließlich durch, begünstigt durch Förderung von außen. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Ausrufung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 wurde dieser Prozess besiegelt – und doch schien zunächst alles offen. Das neue Zentrum, die neue Mitte sollte Peking werden. Der dortige Palast sollte weichen und so eine neue Mitte geschaffen werden, die leer bleiben sollte. Ansatzweise ist dies mit der Schaffung des Platzes des Himmlischen Friedens ja dann tatsächlich auch realisiert worden.5
Die leere Mitte, um die sich China dreht, ist also mein Ausgangspunkt. Gan