: David Rennert, Tanja Traxler
: Lise Meitner Pionierin des Atomzeitalters
: Residenz Verlag
: 9783701745906
: 1
: CHF 15.30
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Lise Meitners Biografie zeigt die unglaubliche Geschichte einer Frau, die sich gegen alle sozialen und politischen Widerstände durchsetzte. Albert Einstein galt sie als 'unsere Madame Curie', den Nazis als unerwünschte Jüdin, der Boulevardpresse als 'Mutter der Atombombe'. Sie promovierte 1906 als zweite Frau an der Universität Wien in Physik und etablierte sich in der männerdominierten Wissenschaft. Vor den Nationalsozialisten floh Meitner 1938 nach Schweden, wo ihr zusammen mit Otto Frisch ihr größter Durchbruch gelang: die Entdeckung des Prinzips der Kernspaltung. Doch der verdiente Nobelpreis blieb ihr versagt. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Cambridge. Die Autoren zeichnen Meitners Leben vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung der Atomphysik und der großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts nach und geben neue Einblicke in die Welt der Wissenschaftlerin.

David Rennert, geboren 1984, studierte Politikwissenschaft und Geschichte an der Universität Wien und ist Wissenschaftsredakteur bei 'Der Standard'. 'Lise Meitner - Pionierin des Atomzeitalters' hat er gemeinsam mit Tanja Traxler geschrieben. Tanja Traxler, geboren 1985, studierte Physik und Philosophie an der Universität Wien und an der University of California/Santa Cruz. Seit 2015 ist sie Wissenschaftsredakteurin bei 'Der Standard'. 2018 wird sie mit dem Österreichischen Förderungspreis für Wissenschaftspublizistik ausgezeichnet. Zusammen mit David Rennert hat sie das Buch 'Lise Meitner - Pionierin des Atomzeitalters' geschrieben.

1. Kapitel: Liberale Familie im Fin de Siècle


»Papa gab mir die Freiheit der Gedanken, die Lust zur Wissenschaft, und hat mich ihr geschenkt.«7

In der Wiener Staatsoper steht Verdis »Aida« mit Anna d’Angeri in der Hauptrolle auf dem Programm, als keine zweieinhalb Kilometer entfernt Elise Meitner geboren wird.8 Es ist Sonntag, der 17. November 1878 – in Neapel überlebt an diesem Tag Italiens König Umberto I. ein Attentat, in New York hat in dieser Woche Thomas Alva Edison die Edison Electric Light Company gegründet, um seine Entwicklung der elektrischen Glühlampe zu finanzieren. In der Wiener Wohnung der liberalen jüdischen Familie Meitner in der Kaiser-Joseph-Straße 27, später Heinestraße 27, beginnt soeben das Leben einer künftigen Wissenschaftlerin von Weltrang.

Elise, die unter dem Namen Lise durchs Leben gehen wird, feiert ihren Geburtstag später zwar am 7. November und auch ihre amtlichen Dokumente werden dieses Datum tragen. Im Geburtenbuch der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien ist aber der 17. 11. verzeichnet.9 Die Vermutung liegt nahe, dass die Ziffer 1 irgendwann in Lises Kindheit durch das Versehen eines Beamten abhandenkommt und sie so formal zehn Tage älter wird.

Ein »Tag der Namensertheilung« wird im Geburtenbuch nicht angegeben – Lises Eltern Hedwig und Philipp Meitner verzichten wohl auf die bei religiösen Juden für neugeborene Mädchen übliche Namensverlesung in der Synagoge, die