: Nikolaus Harnoncourt
: Alice Harnoncourt
: Meine Familie
: Residenz Verlag
: 9783701745937
: 1
: CHF 17.10
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die persönliche Familienchronik der Harnoncourts. Nikolaus Harnoncourts Kindheit und Jugend war von der Not und den Folgen des Zweiten Weltkriegs, dem Erziehungscodex des adeligen Standes seiner Familie und der Liebe zur Musik geprägt. Eine Welt im Umbruch, eine Ära der politischen und gesellschaftlichen Veränderung. Um seinen Kindern und Enkeln diese Zeit näherzubringen, schrieb er seine Erinnerungen und Reflektionen in dem 'Familienbuch' auf. Wie ging seine Familie mit dem ökonomischen und politischen Wandel um? Wie lebte es sich nach dem Zusammenbruch des bisher Gewesenen? Und welche Traditionen prägten die Familie Harnoncourt? Die persönlichen Aufzeichnungen von Nikolaus Harnoncourt sind eine spannende Spurensuche in die Vergangenheit.

Nikolaus Harnoncourt, geboren 1929 in Berlin, gestorben 2016, gründete 1953 sein Ensemble für Alte Musik, den Concentus Musicus. Als Dirigent erhielt er zahlreiche internationale Auszeichnungen, u. a. den Gramophone Lifetime Achievement Award (2009) und die Goldmedaille der Royal Philharmonic Society (2012). Alice Harnoncourt, geboren in Wien 1930 begann schon sehr früh Klavier zu spielen ehe sie mit 9 Jahren die Liebe zur Geige entdeckte. 30 Jahre lang prägte sie den Concentus Musicus als Konzertmeisterin und Solistin und spielte anschließend am ersten Geigenpult bis zum letzten von Nikolaus Harnoncourt dirigierten Konzert. Ihren Künstlerkollegen war sie Mutter und Herz des Ensembles. Ihr aktuelles Buch beim Residenz Verlag: 'Wir sind eine Entdeckergemeinschaft'.

»WECHSELBALG? ICH?«


»Ich gehe in mein Versteck, nehme die Gummischnur und einen kleinen verfaulten Paradeiser und platsch, zerrinnt er schon auf ihrem Decolleté. Es war ein ›wichtiger‹ Besuch, und meine Freude an diesem phantastischen Empfang war entsprechend groß.

Wie kommt so ein Mistbratl wie ich in unsere Familie? Alle waren sie brav und fügsam, gut formbar durch die Erzieher und Fräuleins – natürlich waren das ausgebildete Fachkräfte, christliche Pädagogen, die von ihrer geliehenen Macht Gebrauch machen durften; sie hatten selbstverständlich auch Strafgewalt. Also bei mir bissen sie sich die Zähne aus, ratlos probierten sie eine Methode nach der anderen: Liebe, Überredungskunst, kleine, nach und nach immer größere Essensstrafen, Strafaufgaben schreiben: hundertsiebenundzwanzigmal in Schönschrift ›Ich will nie mehr mein Essen ausspucken, weil es eine Gottesgabe ist‹, und da habe ich schon dreißigmal das ›nie mehr‹ ausgelassen und ›immer‹ geschrieben; was für eine schreckliche Gotteslästerung! Was soll man tun, wenn dieser Wechselbalg … ja, das wird es sein: ich bin ein Wechselbalg(Grimm,