Wer hat das nicht schon selbst erlebt: Es ist Montagmorgen und du sprühst vor Energie und Vorfreude auf die Woche – aber sobald du in die blutleeren Gesichter deiner Bewohnerkollegen schaust, gehen deine gute Laune und deine Motivation spontan flöten. Wenn du genug davon hast und wirklich erfolgreich sein möchtest, dann brauchst du Menschen um dich herum, bei denen das Licht an- und nicht ausgeht, wenn sie einen Raum betreten – wegen der Spiegelneuronen! Sie sind dein großer Schatz und äußerst empfindlich. Behüte und schütze sie entsprechend. Sonst wirst du über kurz oder lang selbst zum Bewohner.
Wenn ich an Bewohner denke, habe ich ein bestimmtes Bild vor Augen: Es handelt sich dabei um die Art von Mensch, die einfach nur physisch anwesend ist. Innerlich sind diese Menschen schon tot, aber noch nicht umgefallen, damit sie auf ihrer eigenen Beerdigung noch ein bisschen mehr jammern können. Sozusagen Vampire. Hast du spontan schon ein paar Namen aus deinem Umfeld im Kopf? Dann bitte unbedingt aufschreiben! Denn das sind sie: Die BEWOHNER in DEINEM Leben!
Dazu möchte ich eine Geschichte mit dir teilen:
»Tobi«, sagte Rita und streichelte dabei liebevoll meine Hand. »Da, wo wir jetzt hingehen, sind ganz normale Menschen. Die wissen weder, was du beruflich machst, noch wollen sie ein Lebenscoaching von dir haben. Lass uns bitte einen schönen Abend verbringen und wir gehen einfach kurz auf den Balkon, wenn es dir zu viel wird, ja?« Wir waren auf dem Weg zur Party eines Kollegen meiner Frau, der seinen Dreißigsten feierte. Bevor ich irgendwo mit ihr hingehe, wo mich noch keiner kennt, werde ich immer aufs Sofa gesetzt und bekomme ein Briefing, wie ich mich in der Öffentlichkeit zu benehmen habe.
Eins kannst du mir wirklich glauben: Ich gebe mir immer die allergrößte Mühe, mich an diese Regeln zu halten. Das klappt an manchen Tagen ganz wunderbar, aber dieser Tag war definitiv keiner davon. Warst du schon einmal auf einer dieser Partys, auf denen sich trotz des 40 Quadratmeter großen Wohnzimmers alle Gäste in einer fünf Quadratmeter großen Küche drängen? Das war so eine! Mir schwante Böses, als mich einige Menschen irritiert anstarrten, nachdem ich freudestrahlend einen »Wunderschönen guten Abend« in die Runde rief. Hier und da ein verhuschtes Lächeln, dort ein Kopfnicken. »Oha, nicht gut«, dachte ich bei mir. »Schatz«, flüsterte ich irritiert, »ist das der dreißigste Geburtstag eines Kollegen oder der Leichenschmaus für einen mir unbekannten Erbonkel?« Rita schob mich mit einem Lächeln in Richtung Schichtsalat und Pappteller.
Während ich den Leichen- … pardon, den Partyschmaus auf meinen Teller löffelte, nuschelte mich jemand von der Seite an: »Du musst ein bisschen vorsichtig sein. Ich war letzte Woche beim Arzt und habe mir ein Überbein am Fuß wegraspeln lassen. Das blutet jetzt noch nach. Nicht, dass du da drauftrittst.« An ihrer Stimme und Sprache wirst du sie erkennen, sagten schon die alten Philosophen. Menschen, die erfolglos sind, reden über Probleme und lästern über andere Menschen – erfolgreiche Menschen sprechen über Ideen und Ziele.
Und da stand nun einer vor mir, der sich über Krankheiten definierte: ein Bewohner! Meine Nackenhaare sträubten sich sofort und meine Handflächen wurden schweißnass. Ich reagiere inzwischen körperlich auf Bewohner. Und da kein Getränk mit viel Eis in greifbarer Nähe war, um meine Spiegelneuronen notfallmäßig einzufrieren, griff ich auf meinen ultimativen Anti-Bewohner-Satz zurück: »Für dieses Gespräch stehe ich nicht zur Verfügung«, sagte ich freundlich lächelnd. Ganz ehrlich? Eine Party mit Schichtsalat? Darüber kann ich aus Liebe zu meiner Frau locker hinwegsehen. Aber Bewohner in meiner Freizeit? Nein, das mache ich nicht mit. Niemals!