KAPITEL 1
Der unheimliche Gast
Stableford musste kurz eingeschlafen sein. Sein Kinn lag auf der Brust, und sein Nacken schmerzte. Er hob den Kopf, öffnete mühsam die Augen und erschrak. Ihm gegenüber saß ein Mann. Seine Haut hatte die graugrüne Blässe einer Wasserleiche, und über seiner linken Braue verlief ein Schatten, der wie eine tiefe Schädelwunde aussah. Das schaurige Wesen schien ihn zu mustern. Sein Antlitz wirkte gespenstisch und doch seltsam vertraut. Lag das vielleicht am Pyjama, den der unheimliche Gast trug? Oder war es die Stirnwunde? Stableford hatte genau an der gleichen Stelle eine Narbe. Aber halt! Seine prangte über der rechten Braue.
Mit Erleichterung konstatierte er das allmähliche Wiedererwachen seines Urteilsvermögens. Er musste grinsen, und die Fratze seines entstellten Doppelgängers grinste zurück. Der Schleier des Übernatürlichen hatte sich gelüftet, und der Fall des nächtlichen Besuchers war abgeschlossen: Stableford befand sich im Schlafzimmer der Trafalgar Suite des Royal Yacht Hotel in Penzance. Er saß vor dem Frisiertisch und betrachtete sein Spiegelbild. Das Licht der kleinen Taschenlaterne, die er unterhalb der Tischkante auf dem Schoß balancierte, hatte die Schatten und den grünlichen Teint auf sein Gesicht gemalt und seinem Antlitz so etwas fraglos Dämonisches verliehen.
Plötzlich musste er daran denken, wie ihm seine Hamburger Großmutter einmal erzählt hatte, dass der Teufel hinter den Spiegeln sitze und nur darauf warte, dass man zu lange sein Ebenbild betrachte. Sie war keine abergläubische Frau gewesen, und er hatte später vermutet, dass sie ihm diese Geschichte nur als eine Art frühes Antidot gegen die Eitelkeit verabreicht hatte. Doch sie hatte dazu geführt, dass er als kleiner Junge Angst vor Spiegeln gehabt hatte, und er musste sich eingestehen, dass ihn bis heute eine gewisse Skepsis