Vielleicht sucht man sich eine Frage nicht aus. Vielleicht ist es gerade umgekehrt, vielleicht erscheint eine Frage, eine wirklich drängende Frage wie ein Traumbild, nur dass es sich beim Erwachen nicht auflöst, sondern, als schwach leuchtender Himmelskörper, auch tagsüber noch zu sehen ist. Schließt man die Augen, beginnt es wie ein nachglühender Reflex oder ein Phantombild am Nachthimmel des Denkens herumzuspuken. Oder unter der Schädeldecke, wer weiß. Und vielleicht ist diese Unentschiedenheit zwischen Tag und Nacht, zwischen der körperlichen und der phantomartigen Erscheinung, das Wesen jener geistigen Unruhe, für die man – um sie einzuhegen – die Disziplin der Philosophie erfunden hat.
Es ist Jahre her, dass mich die Frage der Maschine heimgesucht hat. Nicht in Form eines Buches oder als Resultat einer Lektüre, sondern auf die beiläufigste Art und Weise. Es war im Tonstudio – und ich schaute auf das Display eines Samplers und registrierte, etwas verwirrt, dass die Maschine von mir zu wissen verlangte, ob ich den Hybrid unter einem anderen Namen abspeichern wolle. Eigentlich war es nur dieses Wort: Hybrid. Und die schlagartig einsetzende, unangenehme Erkenntnis, dass der Vorgang des Sampelns eine Form der Genetik darstellt, nur dass man hier nicht mit Lebewesen herumspielt, sondern mit Symbolen. Gewiss: all dies liegt weit zurück. Es war die Zeit, als man den Techno erfand, als der Kommunismus sich noch hinter einer Mauer verbarrikadierte und der Philosoph Habermas die neue Unübersichtlichkeit ausrief. Mag all dies Schnee von gestern sein, hat sich die Frage der Maschine so wenig erledigt wie das Befremden dieses Augenblicks. Ganz im Gegenteil. Die Frage der Maschine hat an Radikalität zugenommen, in einem Maße, das ich damals kaum für möglich gehalten hätte. So insistierte Craig Venter darauf, als er vor drei, vier Jahren ein synthetisches Bakterium vorstellte, dass man es hier nicht mit einem Akt der Biologie, sondern der Programmierung zu tun habe. Deswegen wolle er nicht von einem gentechnisch veränderten Lebewesen, sondern von etwas anderem sprechen: einersoftware driven machine. Aber was ist das: eine softwaregetriebene Maschine? Ganz offenkundig ist hier der somatische Teil als Maschine gedacht. Und dieser Maschine wiederum wird, über die Software, eine Intelligenz implantiert, die etwas