: Felix Huby
: Bienzle und der Terrorist / Bienzle und der Puppenspieler Krimi
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104909554
: Kommissar Bienzle ermittelt
: 1
: CHF 7.50
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Weihersbronn: Radioaktives Material auf der Müllkippe. Kaum hat die Umweltschutzpolizei begonnen zu ermitteln, stirbt ein Mann im Hochsicherheitstrakt des Kernkraftwerks auf mysteriöse Weise. Jetzt ist es ein Fall für die Mordkommission. Kommissar Bienzle ermittelt auf gefährlichem Terrain. Seestadt: Springpferde sterben einen unnatürlichen Tod. Kommissar Bienzle ermittelt lustlos. Doch dann stolpert er plötzlich über die Leiche eines Schauspielers am Seestädter Theater. Was zuerst so zufällig erscheint, ist auf geheimnisvolle Weise miteinander vernetzt.

Felix Huby schreibt seit 1976 Kriminalromane, Tatorte und Fernsehserien. Aus seiner Feder stammen die Kommissare Bienzle, Palü, Schimanski und nun auch Peter Heiland. Felix Huby wurde für sein Werk mit dem 'Ehrenglauser' der Autorengruppe Deutsche Kriminalliteratur DAS SYNDIKAT ausgezeichnet.

– 1 –


Der Wirt schiebt den Schnaps über die Theke, an der Kilper lehnt – ein fast zwei Meter großer, breitschultriger, bärtig-bulliger Typ, der sich von den dörflichen Gästen in vielem unterscheidet. Sein kariertes Jackett mit den auffallenden Lederflecken auf den Ellbogen hat Kilper vor einem Jahr in London gekauft, dazu trägt er elegante dunkelbraune, feingerippte Kordhosen, die – völlig stilwidrig – in billigen gelben Plastikstiefeln stecken. Zwischen den Zähnen hält er eine gewichtige Pfeife und reckt das Kinn vor, als müsste er ihr zusätzlichen Halt geben.

»Sie werden nichts finden«, stellt der Wirt fest und geht mit vier Weingläsern auf einem Tablett zum Stammtisch, um die Neuigkeit weiterzutragen. »Ein Zeitungsmensch«, sagt er zu den behäbig um den weiß gescheuerten Holztisch sitzenden Einheimischen; »der sucht eine Atombombe bei uns …« Er lacht dröhnend.

»Eine Atombombe?«, ruft einer. »Wir leben im Jahr1976 und schon lang nimmer im Krieg.«

Kilper ist dem Wirt gefolgt: »Es geht um ein bisschen was anderes«, sagt er. »Was ist, wenn bei eurem Atomkraftwerk dort unten mal ein Störfall eintritt? So sicher sind die dann auch wieder nicht.«

»Die Leut’ dort passen schon auf«, sagt der Wirt. »Seit zehn Jahren machen die da drunten Strom, und bis jetzt ist alles ganz normal gewesen. Das ist doch Panikmache mit der Strahlung. Ich kann nur sagen, unser Dorf hat bis jetzt nur profitiert.«

Für den Wirt ist die Diskussion damit beendet. Er verschwindet in der Küche. Kilper steht unschlüssig mitten in der schwäbischen Wirtschaft – ein Fremdkörper in der ländlichen Idylle.

»Was suchet Sie denn?«, fragt einer der Männer am Stammtisch.

»Darf ich mich zu Ihnen setzen?«, fragt Kilper zurück.

»Des wird mr Ihne ja schlecht verbieta könna«, gibt der Weihersbronner zurück.

Dann schweigen erst einmal alle am Tisch. Kilper wird es ungemütlich. Er, der gewohnt ist, ohne großen Respekt mit jenen Leuten zu reden, von denen behauptet wird, dass sie das Sagen haben, findet hier keinen so rechten Anfang. Schließlich sagt einer der Stammtischbrüder in seinem Dialekt: »Ja, ja, so isch’s no au wieder« und verfällt erneut in das Schweigen am runden Tisch. Kilper räuspert sich.

»Vor vier Wochen wurde beim Kernforschungszentrum in Karlsruhe Atommüll gefunden«, sagt er. »Auf einer ganz normalen öffentlichen Müllkippe.«

Die Männer nehmen’s schweigend zur Kenntnis.

»120000 Millirem haben Leute von einer Umweltschutzgruppe gemessen. In Schlammresten, die da schon lange lagern.«

»Was ist das, Millirem?«, fragt einer der Einheimischen und nimmt einen Schluck von seinem samtroten Wein.

»Damit misst man die Strahlung radioaktiver Substanzen … Man kann Krebs davon kriegen«, sagt Kilper.

Die Tischrunde zeigt sich nicht sonderlich beeindruckt. Ein dicker Mann bestellt bei der Bedienung, einer schmalen schwarzhaarigen Jugoslawin, noch einen Wein:

»Geh, Duschankale, breng mr no en Trollinger.«

»Sind Sie Winzer?«, fragt Kilper.

»Mhm!«, bestätigt der Dicke.

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