: Christine von Brühl
: Gerade dadurch sind sie mir lieb Theodor Fontanes Frauen
: Aufbau Verlag
: 9783841216151
: 1
: CHF 8.90
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Fontane und die Frauen - eine Spurensuche. Kaum ein Autor hat so eindrückliche Frauenfiguren geschaffen wie Theodor Fontane. Ob Grete Minde oder Effi Briest, ob Mathilde Möhring oder Jenny Treibel - sie erscheinen allesamt heute lebendiger denn je. Oft verarbeitete Fontane seine realen Erfahrungen mit starken Frauen, zu denen seine Ehefrau Emilie und seine geliebte Tochter Martha gehörten, für seine Figuren. Christine von Brühl zeigt in faszinierenden Porträts die Welt der Frauen, die Fontanes Leben und sein Werk bevölkerten. 'Christine von Brühl schildert mit Liebe zum Detail.' dpa

Christine von Brühl, geboren 1962, studierte Slawistik, Geschichte und Philosophie in Lublin, Heidelberg und Wien. Nach Stationen bei DIE ZEIT, Sächsische Zeitung und Das Magazin lebt sie heute als freischaffende Autorin in Berlin. Bei atb lieferbar ist ihre Biographie 'Die preußische Madonna. Auf den Spuren der Königin Luise'. Zuletzt erschien 'Anmut im märkischen Sand. Die Frauen der Hohenzollern'.

»Wenn es einen Menschen gibt, der für Frauen schwärmt, und sie beinahe doppelt liebt (…), dann bin ich es.«

Vorwort


Kaum ein Autor hat derart eindrückliche Frauenporträts geschaffen wie Theodor Fontane. Ob Corinna Schmidt oder Effi Briest, ob Melanie van der Straaten oder die Witwe Pittelkow – sie erscheinen allesamt heute lebendiger denn je. Nur wenige literarische Werke sind derart flächendeckend von weiblichen Figuren geprägt. Seien es Grete Minde oder Jenny Treibel, seien es Cécile, die Schwestern Poggenpuhl oder Mathilde Möhring – sie bevölkern die Romane Fontanes und bleiben im Gedächtnis.

Obwohl wir längst in einer gänzlich anderen Zeit leben, verfolgen wir heute noch mit Spannung das Schicksal von Hilde Rochussen (Ellernklipp, 1881), hoffen inständig, dass der Junge, den sie liebt, nicht vom Vater erschlagen wird. Wir empören uns über Baron von Innstetten, der den Liebhaber seiner Frau ganze sechs Jahre nach dem Ende der Affäre kaltblütig im Duell erschießt (Effi Briest, 1895). Oder wir leiden mit Ernestine Rehbein, genannt Stine, von der wir erfahren, dass ihr Verehrer Waldemar Graf von Haldern ihr aufrichtig zugetan ist (Stine, 1890). Da er sie aus Standesgründen jedoch nicht heiraten kann, setzt er seinem Leben ein Ende. Seite an Seite mit Stine schleichen wir uns heimlich zu seiner Beerdigung und fragen uns gleichermaßen, warum diese Geschichte so tragisch hat ausgehen müssen.

Interessant ist, dass es gerade die Frauenfiguren sind, an denen Fontane exemplarisch die gesellschaftlichen Widersprüche aufzeigte, die er zu kritisieren suchte. In ihren Lebensentwürfen kulminieren die dramatischen Momente, die solche Widersprüche nach sich ziehen. Auch dem englischen Historiker Gordon A. Craig, der wie kein anderer die Präzision in Fontanes Schilderungen gepriesen hat, fiel auf: »Trägerinnen seiner Kritik in den Romanen und Erzählungen waren zumeist die Frauen, die nicht selten über den unmenschlichen und antiquierten Verhaltensnormen unglücklich wurden und an ihnen zerbrachen.«1

Wie zur Bestätigung schrieb Fontane in einem Brief an seine Freunde Paul (1854–1916) und Paula Schlenther (1860–1938): »Wenn es einen Menschen gibt, der für Frauen schwärmt und sie beinahe doppelt liebt, wenn er ihren Schwächen und Verirrungen, dem ganzen Zauber des Evatums, bis zum infernal Angeflogenen hin, begegnet, so bin ich es (…).«2

Woher rührte diese Leidenschaft? Und woher bezog Fontane seine Informationen über das weibliche Geschlecht, beschritt er doch bei der Beschreibung von Frauen ein Terrain, das einem Mann des neunzehnten Jahrhunderts größtenteils verschlossen blieb. War er ein wilder Liebhaber, der sich schwärmerisch von einer Kemenate in die andere schwang, immer auf der Suche nach einem neuen Weiberherz, das es zu erobern galt? War er Charmeur und Schwerenöter zugleich? Im Gegent