„Ich kann nur wiederholen, Frau Keller, was ich Ihnen schon vor drei Monaten gesagt habe.“ Dr. Stefan Frank betrachtete die junge Frau, die er gerade untersucht hatte, nachdenklich. „Bei Ihnen ist alles in bester Ordnung. Nichts spricht dagegen, dass Sie schwanger werden.“
Marie Keller, eine hübsche, sportliche Blondine mit schönen blauen Augen, achtundzwanzig Jahre jung, sah ihn ratlos an.
„Aber wieso klappt es dann nicht? Ich verstehe das nicht, Herr Dr. Frank. Wir …“ Sie lief rot an, beendete ihren Satz nach ein paar Sekunden des Zögerns aber trotzdem. „Wir schlafen wirklich oft miteinander, mein Mann und ich. Daran kann es nicht liegen. Und an meinem Mann liegt es bestimmt nicht.“
„Hat er sich denn auch untersuchen lassen?“
Die Röte auf den Wangen der jungen Frau vertiefte sich.
„Er … also, er hat eine Tochter aus einer früheren Beziehung. Hannah ist jetzt fünf geworden.“
„Manchmal ist es so, dass Paare sich zu sehr verkrampfen. Ich weiß natürlich nicht, ob das bei Ihnen der Fall ist, aber wenn der Wunsch nach einem Kind sehr stark ist, kann das passieren.“
„Wir fühlen uns schon unter Druck, glaube ich.“
„Das dachte ich mir. Wenn Sie können, dann versuchen Sie doch einmal, eine Weile nicht an das Kind zu denken, das Sie so gern hätten. Genießen Sie Ihre junge Ehe. Ihre Liebe. Lassen Sie, was immer passiert, auf sich zukommen.“
„Das sagt sich leicht, aber wir möchten eben sehr, sehr gern Kinder haben“, erwiderte Marie Keller mit leiser Stimme. „In zwei Jahren bin ich dreißig, mein Mann ist schon dreiunddreißig, und wir wollen eigentlich mindestens zwei, lieber noch drei Kinder. Wir müssten also allmählich anfangen.“
„Solche Gedanken verstärken den Druck“, sagte Stefan ruhig. „Ich weiß, dass es nicht einfach ist, sich davon frei zu machen, aber Sie sollten es unbedingt versuchen.“
„Und wie machen wir das? Ehrlich, ich weiß nicht, wie wir das anstellen sollen. Wir denken eigentlich beide ständig daran.“
„Dann beschließen Sie, dass Sie jetzt ein halbes Jahr lang nur noch zum Vergnügen miteinander schlafen, ohne an die mögliche Zeugung eines Kindes zu denken. Machen Sie von mir aus ein Spiel daraus. Aber hören Sie unbedingt auf, sich unter Druck zu setzen. Und, Frau Keller, vielleicht lässt auch Ihr Mann sich einmal untersuchen. Wenn seine Tochter bereits fünf Jahre alt ist, könnte sich ja in der Zwischenzeit etwas geändert haben.“
„An seiner Zeugungsfähigkeit, meinen Sie?“
„Es gibt auch Infektionen, die eine Schwangerschaft verhindern können. Wir sollten das auf jeden Fall sicher aussch