: Christopher Moore
: Noir Roman
: Goldmann Verlag
: 9783641200121
: 1
: CHF 13.50
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
San Francisco 1947: Es kommt nicht jeden Tag vor, dass eine rätselhafte, anmutige Blondine namens Stilton (ja, wie der Käse) in den verlotterten Laden kommt, in dem Sammy »Two Toes« Tiffin Gin ausschenkt. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick. Aber bevor Sammy den ersten Schritt machen kann, betritt ein General der Air Force aus Roswell den Saloon. Er hat einen eiligen Auftrag, den Sammy nur widerwillig annimmt, denn eigentlich hat er ganz andere Dinge im Kopf. Doch als Stilton kurz darauf spurlos verschwindet, geht es ohnehin erst einmal nur noch um eines: Er muss seine Traumfrau retten – und vielleicht auch noch einen kleinen Alien ...

Der ehemalige Journalist Christopher Moore arbeitete als Dachdecker, Fotograf und Versicherungsvertreter, bevor er anfing, Romane zu schreiben. Inzwischen haben seine Bücher längst Kultstatus. Christopher Moore liebt den Ozean, Acid Jazz und das Kraulen von Fischottern. Er lebt in San Francisco.

1

Sammy und die Käseschnecke

Sie hatte Beine bis zum Hals – Größe 36 in einem Kleid der Größe 34, und jeder im Laden feuerte die fehlende Kleidergröße an, in die Freiheit auszubrechen, während er dabei zusah, wie die Frau zur Tür hereingewackelt kam und ihren Hintern auf einen Barhocker schob, mit dem Rücken zum Eingang. Ich zog die Augenbrauen hoch und sah den südafrikanischen Seemann an, der am hinteren Ende des Tresens von seiner seltsamen Fracht erzählte, während ich Schnapsgläser polierte.

»Die Braut riecht nach Ärger«, sagte der Seemann.

»Jep«, gab ich zurück, schlug mein Handtuch aus und drapierte es hübsch auf meinem Unterarm. »Aber du weißt ja, was man sagt, Käpt’n: Volle Kraft voraus – scheiß auf die Torpedos!« Damit steuerte ich hinter dem Tresen auf die Dame zu, mit meinem strahlendsten Lächeln, triefend vor Charme, wobei ich mir alle Mühe gab, mein Hinken zu verbergen, um neugierigen Fragen vorzubeugen.

»Ich glaube nicht, dass das damit gemeint ist, Sammy Boy«, sagte der Seemann. »Aber mach du nur.« Was so eine Art Ansporn ist, wie er nur von jemandem kommen kann, dem es schnurz ist, ob man niedergeschossen wird.

»Was kann ich dir bringen, Püppi?«, sagte ich zu der Dame. Sie war blond, schmutzig blond, und hatte ihre Haare hochgesteckt, sodass sie irgendwie dunkel aufragten, um sich dann oben wie ein Springbrunnen in alle Richtungen zu locken – was ihr einen leicht überraschten Ausdruck verlieh. Ihre Lippen erinnerten mich an eine Rose zum Valentinstag, leuchtend rot und prall, wenn auch etwas schief, als hätte sie beim Boxen eins aufs Maul gekriegt, oder die Rose hätte Herzbeschwerden. Schräg, aber einladend.

Sie rutschte auf dem Barhocker herum, als suchte ihr Hintern besseren Halt, was mit sich brachte, dass alle Anwesenden scharf einatmeten und die Luft anhielten, was augenblicklich den Rauch vertrieb, als hätte ein mächtiger Drache ihn zur Hintertür hinausgesogen. Allerdings war es nicht so, als kämen sonst nie alleinstehende Damen in Sals Bar, aber sie kamen nie so früh, wenn es draußen noch hell war und sich der Fuselnebel in den Köpfen nicht wie ein Weichzeichner über alles gelegt hatte, um die Ecken und Kanten einer Puppe abzumildern. (Licht ist der natürliche Feind der Tresenschlampe.)

»Ich heiße nicht ›Püppi‹«, sagte die Blondine. »Und gib mir was Billiges, das leicht runtergeht.«

Woraufhin allgemeines Räuspern anhob, während jedermann im Laden plötzlich damit beschäftigt war auszutrinken, sich eine Zigarette anzuzünden, den Hut zu richten oder was weiß ich noch alles, als schwebten die Worte dieser Dame nicht wie ein Willkommensschild übe