: Rosie Swale Pope
: Mein längster Lauf 5 Jahre. 53 Paar Schuhe. 29 Heiratsanträge. Einmal um die Welt.
: Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783959101691
: 1
: CHF 10.70
:
: Reiseberichte, Reiseerzählungen
: German
: 320
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als die Waliserin Rosie Swale Pope mit 57 Jahren ihre große Liebe verliert, bricht für sie eine Welt zusammen. Voller Trauer beschließt die aktive Sportlerin, ihrem verstorbenen Mann zu ehren die Welt zu umrunden - und zwar in ihren Laufschuhen! Ihr ungewöhnlicher Trip führt die Witwe durch Europa, Russland, Asien und Nordamerika, um nur einige Stationen zu nennen, und beschert ihr auf unglaublichen 20.000 Meilen unzählige Abenteuer. Begegnungen mit Wölfen und Bären, von einem Bus angefahren, verfolgt von einem bärtigen, nackten Mann - nichts kann die passionierte Läuferin stoppen. Als Rosie Swale Pope nach fünf Jahren, 29 Heiratsanträgen und 53 Paar zerschlissenen Schuhen schließlich wieder in ihrer Heimat einläuft, ist sie zwar körperlich erschöpft, aber voller neuer Erfahrungen und Erkenntnisse - und vor allem: voll neuer Hoffnung.

KAPITEL 1


Clive


Tenby, Wales, 2002

Wir dachten, er könnte ihn besiegen, genau wie Clive immer alles bezwungen hatte. Vor Jahren war er auf der ganzen Welt umhergesegelt und hatte Jachten ausgeliefert. Er segelte Boote, mit denen niemand sonst zurechtkam. Er entkam auf hoher See Piraten und trotzte allen Stürmen. Er war immer fit gewesen und voller Leben und Lachen.

Clive hatte funkelnde blaue Augen in einem wissbegierigen und fröhlichen Gesicht. Ich lernte ihn 1982 kennen, als ich an einem Tiefpunkt angelangt war, verzweifelt bemüht, ein altes und baufälliges 17-Fuß-Segelboot flott zu machen, um damit allein über den Atlantik zu segeln. Obwohl er ein Geschäftsmann in Pembrokeshire war, konnte er sich vom Meer nie richtig fernhalten und er half bei Kelpie’s Werft in Pembroke Dock aus, wo er mein kleines Boot auftakelte. Clive war, so wie ich, schon einmal verheiratet gewesen und hatte zwei bereits erwachsene Kinder, Jayne und Nigel, die er über alles liebte. Ich stehe meinen Kindern aus erster Ehe, Eve und James, ebenfalls sehr nahe.

Nach meiner Überquerung des Atlantiks feierten wir eine schlichte Hochzeit und hatten fast zwanzig extrem glückliche Jahre miteinander. Wir gingen oft zum Meer hinunter und sahen uns den Sonnenaufgang an, der vom Hafen und North Beach in Tenby, wo wir lebten, eine goldene Bahn aus Licht übers Wasser malte.

»Ich glaube, der Himmel kommt nicht später«, meinte er oft. »Der Himmel ist genau hier und jetzt.«

All diese sorglosen Zeiten endeten jäh. Unsere Welt veränderte sich auf eine Art, die traurigerweise Millionen von Menschen kennen, die aber niederschmetternd neu für uns war. Wir wussten nichts über Krebs – nichts über den furchtbaren Verlust, Schmerz und Kummer. Wir wussten nur, dass er ganz leicht jeden treffen konnte.

Am 26. Juni 2000 ging Clive zu Dr. Griffiths, da er in letzter Zeit ein Unbehagen beim Wasserlassen verspürt hatte. Wir waren schockiert, am Boden zerstört, als die Untersuchungen ergaben, dass Clive Prostatakrebs hatte.

»Das ist nicht so schlimm«, versuchte uns Dr. Griffiths zu beruhigen. »Das ist oft eine der am leichtesten zu behandelnden Krebsarten. Man kann Prostatakrebs haben und neunzig werden – und dann von einem Bus überfahren werden.«

Weitere Untersuchungen ergaben, dass der Krebs bereits in Clives Knochen gestreut hatte. An jenem Abend betete ich um ein Wunder; ich hätte alles getan, um an seiner Stelle zu sein, aber Clive sagte nur: »Ich schaffe das schon.«

Im Laufe des nächsten Jahres ging das Leben fast wie gewohnt weiter. Clive sprach gut auf die Medikamente an und ich staunte über seinen starken Willen. Er begann, am Strand zu laufen, was er noch nie getan hatte – er war kein Läufer. Das Schwere dabei war, dass er lange Zeit nicht wollte, dass irgendjemand – außer mir und seinen Ärzten – von seiner Erkrankung erfuhr.

Eines Tages bemerkte ich, dass er eigentlich nicht mehr da