: Henry David Thoreau
: Tagebuch III
: Matthes& Seitz Berlin Verlag
: 9783957575838
: 1
: CHF 22.60
:
: Briefe, Tagebücher
: German
: 412
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Phänomene der verschiedenen Jahreszeiten und die Schilderungen unterschiedlichster Sonnenuntergänge und Mondwanderungen bezeugen den Lauf des in diesem Band der Tagebuchaufzeichnungen dokumentierten Jahres 1851 vom 1. Januar bis zum 31. Dezember. Thoreaus Sicht auf die von ihm durchwanderte Landschaft veränderte sich durch seine Tätigkeit als Landvermesser. Und so weckt das Surren in den Stromkabeln, die Klänge seiner 'Telegrafenharfe', antike und romantische Assoziationen, die Thoreau leichthin mit der von ihm begrüßten technischen Moderne verbindet. Konkrete politische Überzeugungen in Fragen der Sklaverei und wütende Schmähreden gegen prosüdstaatliche Bostoner Zeitungen zeigen Thoreau als überzeugten Fluchthelfer entflohener Sklaven, während er zugleich Freiheitsgesänge entfaltet, die in ihrer Poesie an Walt Whitman erinnern.

Henry David Thoreau, 1817 in Concord, Mass. geboren, studierte von 1833-1837 an der Harvard University. 1838 gründete er mit seinem Bruder eine Privatschule. 28-jährig zog er sich für zwei Jahre in eine Hütte am Walden Pond zurück und schrieb sein berühmtestes Buch. Als er 1846 verhaftet wurde, verfasste er den Essay Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat. Ab 1849 verdingte er sich als Tagelöhner, Anstreicher, Tischler, Landvermesser und Vortragsreisender. Bereits seit 1835 litt er unter Tuberkulose, der er 1862 erlag.

Januar – April 1851


2. JanuarBesuchte gestern Abend in Clinton in den Gingham-Spinnereien1 einen Raum, der eine Fläche von 1⅞ Morgen misst und 578 Webstühle enthält, ganz zu schweigen von den Drosselspindeln und Mulemaschinen. – Die Räume erstrecken sich insgesamt über drei Morgen. Es kommen zwischen drei- und vierhundert Pferdestärken zum Einsatz, und man betreibt eine Maschine von zweihundert Pferdestärken mit einem Treibrad von dreiundzwanzig Fuß Durchmesser; dazu steht eine Hilfskraft bereit, um die bisweilen auftretenden Mängel zu beheben. Ein Teil der Maschinerie – ich glaube dort, wo die Baumwolle zerrupft, gebleicht und gemischt wurde, bevor sie verflochten wird – hatte 1800 Umdrehungen pro Minute.

Zuerst besuchte ich den Raum, in dem Stoffmuster mit einem Handwebstuhl angefertigt werden. Zwei Arten von Kettfäden standen für den Einschuss oder Einschlag bereit. Der Arbeiter muss hier die Fäden des Einschlags zählen – was in der Spinnerei von der Maschine erledigt wird. Das war die alte Methode des Webens, bei der das Weberschiffchen hin und her saust und den Einschuss vornimmt. Solange der Kettfaden gleichbleibt, handelt es sich nur um ein einziges sogenanntes ›Genre‹.

Die Baumwolle sollte langfaserig& sauber& frei von Samenkörnern sein. Die Baumwolle von den vorgelagerten Inseln hat diesen Wuchs und ergibt einen trefflichen Faden. Viele Ballen werden vollständig durchmischt, damit die Stoffe eine einheitliche Qualität haben. Die Baumwolle wird dann durch Zylinder (Tamb