: Christoph Eydt
: Heidenvolk und Gotteskrieger - Die Blocksberg-Saga - Historischer Roman
: Verlag DeBehr
: 9783957535009
: 1
: CHF 4.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 330
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im Jahr 772 nach Christus. Gnadenlos kämpft Karl der Große gegen die Sachsen. Seine Gegner werden brutal abgeschlachtet, das Heiligtum Irminsul zerstört, Dörfer gebrandschatzt, Frauen und Kinder geschändet und ermordet. Fernab der Irminsul, im Land zwischen Weser, Unstrut und Elbe, wusste man nichts von alledem. Hier ging das Leben normal weiter: Die Männer und Frauen bestellten die Äcker, trieben das Vieh umher oder gingen in den Wald, um Bäume zu schlagen. Gerade im Herbst war der Harz wie eine Götterfestung: Ringsherum von Nebelschwaden umhüllt, fast schon unsichtbar geworden, veränderte er seine Form und hinter einem einst prächtigen Grün zeigten sich unzählige knöcherne und schwere Äste. Von weither wirkte der Harz sicher bedrohlich: Mitten aus dem Nichts heraus ragten das, was wir heute Brocken, Wurmberg, Teufelsmauer, Regenstein oder Hexentanzplatz nennen. Doch bald würde auch hier Gemetzel herrschen, die Schlacht um den Brocken stand bevor ... Ein spannender Roman, gestützt auf historische Fakten.

 

Kapitel 1: Deus lo vult

Die moderne Welt ist so überfüllt an unnötigen Dingen, dass es schwerfällt, zu glauben. Alles will man mithilfe der Ratio erklären, alles soll technisiert sein, eben modern und beherrschbar. Doch die Zeit, von der die Sage erzählt, war anders. Es war eine Anderswelt. Das Christentum hatte noch nicht übermäßig Fuß gefasst, war aber sehr wohl im Aufwind. In der Landschaft, die wir heute „Deutschland“ nennen, herrschten noch die alten Götter. Die Menschen waren auf die Gunst ihrer Gottheiten angewiesen. Sie beteten für reiche Ernten, für Fruchtbarkeit, für Glück in der Familie, für Frieden, Gesundheit, aber auch für Siege gegen Feinde. Der Glaube dieser Menschen war fest. Nichts konnte an ihm rütteln – keine Schicksalsschläge, keine sogenannte Vernunft, keine Missionierung; nichts. Der Glaube war so fest, dass man nicht sagen kann, ob er ein Teil dieser Menschen war, oder ob das, woran sie glaubten, nicht etwas war, das so viel größer als sie war.

Die Sage erzählt vom frühen Europa. Im Westen des Kontinents geschah in den ersten Jahrhunderten nach Christi Tod Großes. Das einst so gewaltige Römische Reich, das von West nach Ost reichte, zerfiel. Die Völkerwanderung hat große Teile der Bevölkerungen umgeschichtet. Aus dem Osten kam das Licht – ex oriente lux – das Christentum. Während die Apostelfürsten Petrus und Paulus schon früh in Rom für ihren Glauben sterben mussten, wurde die Idee des einen wahrhaften Gottes nicht ermordet. Sie wurde so mächtig, dass Herrschaften mit ihr begründet und politische Ziele mit religiösen vermengt worden. So wunderbar die Idee der Nächsten- und Feindesliebe ist, so furchtbar wurde sie von weltlichen wie kirchlichen Herrschern pervertiert. Als in unserer Gegend die Sachsen und andere germanische Völker lebten, braute sich im Westen eine Gefahr zusammen, die wohl niemand zu jener Zeit erahnt hätte. Wir schreiben das Jahr 772. Das Frankenreich war auf dem Weg, seine größte Macht zu entfalten – angeführt vom eifrigen Carolus Magnus, von Karl dem Großen. Dieser Mann war kein gewöhnlicher König. Nichts, was man heute unter einem König versteht, trifft auf ihn zu, außer dem Drang, herrschen und beherrschen zu wollen. Dafür war ihm jedes Mittel recht – jedes Ziel legitim, solange es ihm dienlich war. Er war Christ. Ob überzeugt oder nicht, wage ich nicht zu beurteilen. In seinem Herzen war zumindest Raum für den einen wahren Gott, für den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist in göttlicher Einheit. Doch das, was der Gottessohn verkündet und vorgelebt hat, war Karl dem Großen fremd: Nächstenliebe und Feindesliebe. Karl liebte nicht seine Nächsten, schon gar nicht seine Feinde. Er war eitel, machtbesessen und voller Selbstüberzeugung. Vermutlich musste er das sein, wenn er das Frankenreich von seinem Vater weiterführen und es zu noch mehr Ruhm und Glanz bringen wollte. Karl der Große, als sei es nicht genug, König zu sein, wollte unbedingt Kaiser werden. So sollte es auch geschehen. Am 25. Dezember des Jahres 800 wurde Carolus Magnus als erster westeuropäischer Herrscher seit der antiken Zeit die Kaiserwürde verliehen. Doch bis es soweit sein sollte, vergeht in unserer Erzählung noch viel Zeit. Die Geschichte beginnt früher. Karl war noch König, wollte aber Kaiser werden. Sein fränkisches Reich hatte er gestärkt. Doch es sollte noc