: Arthur Schnitzler
: Anatol Dramen 1889-1891
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104908267
: Das dramatische Werk
: 1
: CHF 9.00
:
: Dramatik
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eifersucht und Liebe sind die zentralen Themen in Arthur Schnitzlers frühen Dramen. Außer den Szenen und Skizzen zu Anatol, dem »Hypochonder der Liebe«, enthält dieser Band weitere dramatische Arbeiten aus Schnitzlers Frühwerk: Alkandi's Lied, Die Blasierten, Das Märchen.

Arthur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 in Wien geboren. Nach dem Abitur studierte er Medizin, wurde Assistenzarzt an der Poliklinik und dann praktischer Arzt, bis er sich mehr und mehr seinen literarischen Arbeiten widmete. 1891 wurde Schnitzlers erstes Theaterstück uraufgeführt, 1895 erschien Schnitzlers erstes Buch bei S. Fischer in Berlin. Schnitzler starb als einer der größten österreichischen Erzähler und Dramatiker am 21. Oktober 1931 in Wien.

Die Szene stellt einen Saal vor, der durch einen Vorhang abgeteilt ist; dieser ist zu Beginn des Stückes geschlossen. Links vom Zuschauerraum, gegen die Mitte der Bühne zu, ein Diwan, links und rechts je eine Tür. Links, dem Vorhange nahe, stark in die Kulisse gerückt, eine auf hohem Sockel stehende Marmorbüste. – Die Königin Maja vor der Büste, ihr zu Füßen Zoë, Blumen aus einem Korb der Königin reichend. Die Königin schmückt die Stirn der Büste mit den Blumen.

DIE KÖNIGIN

Dem großen Meister aller Melodei

Nah’ ich mich nun in Ehrfurcht und Entzücken.

Die schönsten Blumen, Mädchen, bring’ herbei,

Um diese edle Marmorstirn’ zu schmücken!

So – diese hier – und diese – jene nicht!

Ein Ruhmeskranz, den die Begeist’rung flicht,

Darf in den reinsten Farben nur erblüh’n!

Matt sind die Rosen – und sie sollten glüh’n!

Ich hätte gern den schönsten Kranz gewunden.

ZOË

Die Blumen, Königin, hab’ ich gefunden;

Sie wachsen in dem wundersamen Beet,

Das unter deinen Fenstern prangend steht!

KÖNIGIN

O, selber pflücktest du?! Mein gutes Kind!

IRSIL

am Eingange stehend, ungesehen

Wie sie entzückt, wie sie andächtig sind!

KÖNIGIN

Du liebst ihn so wie ich – und seine Sänge

Berauschen dein jungfräulich’ Herz wie meines!

IRSIL

wie oben

Für meine Melodei’n jedoch schlägt keines –

Als wenn mir nie ein schönes Lied gelänge!

KÖNIGIN

Du schweigst, mein Kind?! Und überkommt’s dich nicht

Vor diesem Bild – in seinem Angesicht –

Mit einer heiligen und süßen Scheu?

ZOË

O Königin! Auch ich verehre treu

Wie du – die großen hingeschied’nen Geister.

Gewahrt Irsil, errötend

… Doch lieber sind mir die lebend’gen Meister!

IRSIL

Da schmückt sie nun den kalten Marmelstein –!

Mit dieser Hand, so warm, so zart, so klein,

Berührt sie eine Stirn, die nichts empfindet.

Der Kranz, den sie um jene Stirne windet,

Bald welkt er auf dem kalten Marmor hin –

Dem nie bewußt, welch’ Glück ihm heut’ erschien.

KÖNIGIN

O, daß uns schon sein großer Geist entschwebte!

Wie mußte man ihn lieben, da er lebte –

Ihn, der für alles, was uns tief erregt,

Den reinsten Ton, das schönste Lied ersonn