: Anja Behn
: Kalter Sand Küsten Krimi
: Emons Verlag
: 9783960413264
: 1
: CHF 6.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 240
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Düster und eiskalt - Die Ostsse offenbart eine unheilvolle Vergangenheit. Kunsthistoriker Richard Gruben reist an die Ostsee, um der Vernissage seines Freundes Philipp Stöbsand beizuwohnen. Kaum angekommen, erfährt er von einem ungeklärten Verbrechen, das den kleinen Küstenort vor Jahren erschütterte. Ein junges Mädchen wurde erdrosselt, der einzige Verdächtige - Philipp. Gruben taucht immer tiefer in dessen verstörende Vergangenheit ein, ohne zu ahnen, wie nah ihm das Grauen gekommen ist.

Anja Behn, geboren 1972 in Rostock, studierte Bauingenieurwesen und arbeitet in einer Rostocker Baufirma. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Mecklenburg.

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Richard Gruben stand an einem der mit weißen Hussen überzogenen Stehtische. Das Glas Prosecco vor ihm war unangetastet. Nachdem er mehrmals versucht hatte, der Frau vom Catering verständlich zu machen, dass er ein Glas Wasser wollte, hatte er schließlich resigniert abgewinkt und sie gebeten, den Prosecco einfach dorthin zu stellen. Allerdings war seine Chance, bei einer anderen Servicekraft erfolgreicher zu sein, mittlerweile gleich null. Richard spürte das dringende Verlangen, die Vernissage zu verlassen.

Die lärmende Menschenmenge, die sich in den drei Ausstellungsräumen des Gellerhäger Kunsthauses aneinanderdrängte, zermürbte ihn. Er hatte den Eindruck, dass sich niemand der anwesenden Gäste ernsthaft für Philipps Fotografien zu interessieren schien. Den Lachs-Canapés auf dem Büfett wurde weitaus mehr Beachtung geschenkt. Zum anderen schmerzte das Stimmengewirr in seinem tinnitusgeplagten Ohr. Richard sehnte sich nach der Stille und Abgeschiedenheit im Ferienhaus.

In der Innentasche seines Jacketts spürte er das Handy vibrieren. Er zog es heraus. EineSMS von Bert Mulsow. Der Polizist hatte ihr Treffen morgen Mittag bestätigt und ein Restaurant in Gellerhagen vorgeschlagen. Richard überlegte, ob er zurückrufen sollte. Auch wenn Mulsow um diese Uhrzeit sehr wahrscheinlich über Bratkartoffeln und Spiegelei saß und ein störender Anruf ihm wenig gefallen dürfte, war es das Risiko wert, bei Mulsow durchzuklingeln. Ein paar Atemzüge in der kühlen Novemberluft würden nicht schaden, und das Telefonat bot ihm die Möglichkeit, dem Höllenlärm für einige Minuten zu entkommen. Kurz entschlossen steckte Richard das Handy zurück in sein Jackett. Mit einem aufgesetzten Lächeln quetschte er sich durch die von Alkohol und Hitze rot glänzenden Gesichter. Der Geruch von scharfem Rasierwasser und schwerem Parfüm raubte ihm fast den Atem. Gerade noch konnte er dem Arm eines eifrig gestikulierenden Schlipsträgers ausweichen, aber bald darauf schoss der nächste Ellenbogen auf ihn zu und stieß ihm hart gegen die Brust.

Im Foyer lichtete sich endlich die Menge. Richard atmete auf, erleichtert, diesem Irrsinn entkommen zu sein. Zügig durchschritt er die Eingangshalle, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte.

»Wollen Sie sich davonstehlen, Professor Gruben?«

Richard drehte sich um und blickte in das rotwangige Gesicht von Isa Wienke. Er hatte Philipps Verlegerin und Jugendfreundin bereits gestern bei einem ersten Rundgang durch die Ausstellung kennengelernt. Eine kleine, burschikose Frau mit kupferrotem Kurzhaarschopf, die etwa in seinem Alter war. Amüsiert sah sie aus hellgrünen Augen zu ihm auf.

»Um ehrlich zu sein, ich habe mit dem Gedanken gespielt«, erwiderte er schmunzelnd.

»Woran