Wer kennt die Hohe Tatra nicht? Im Osten, an der Grenze zwischen Polen und der Slowakei gelegen, wird sie gern als kleinstes Hochgebirge der Welt bezeichnet. Niedrig ist sie dabei keineswegs. Das ganze Massiv ist allerdings bloß an die fünfzig Kilometer lang, also bald mit einem Blick zu überschauen. Anders als etwa bei den Alpen gibt es keinerlei Vorberge, unvermittelt erheben sich die Gipfel aus der Ebene. Kahle Felspyramiden, bloß am Fuß von Wäldern und Wiesen eingefasst, erinnern sie an Zeichnungen von Kinderhand: Gerade so, Zack neben Zack, stellen Kinder sich für gewöhnlich ein Gebirge vor.
Unwahrscheinlicher Anblick der blauen und grünen Waldungen, die vor Ruhe und Frieden rauchen, der kahlen, zerrissenen Almgründe, der blanken, von der Sonne überstrahlten Felsen.
Die Kleinstadt Poprad, in der Ebene draußen gelegen, ist Verwaltungsmittelpunkt hier, Sitz der Schulen und Behörden. Am Rand der Berge zieht sich lose eine Kette von Dörfern hin, von Kurorten, früher der Sommerfrische, heute auch und vor allem dem Wintersport gewidmet: Sie sind durch eine Art von Lokalbahn miteinander verbunden.
Nicht nur die Existenz dieser seltsam unzeitgemäß wirkenden Bahn, auch viele andere Kleinigkeiten deuten auf den Ursprung all dieser Einrichtungen in einer längst verflossenen Ära hin, der Zeit der Monarchie, des ehemaligen Kaiserreichs. Freilich hat die mittlerweile vergangene Zeit mit ihren Kriegen, Revolutionen und Umbrüchen die alten Zusammenhänge vielfach zerstört, manches wurde