Kein Wetter zum Hinausfahren in den letzten Tagen. Eine Windfront aus Westen und Nordwesten im Fjord und die Seehunde wälzen sich auf den Schären und warten auf ein Wunder. Die Wolken sehen nicht viel anders aus als auf den Heiligenbildchen der Sonntagsschule, die wir als Kinder gesammelt haben und auf denen Christus gerade im Begriff war, vom Himmel herabzusteigen. Weiße, dicke Pölster mit Löchern aus dem Blau des Frühlingshimmels dazwischen. Hierher ist dennoch kein Christus gekommen, und auch keine anderen Touristen, andererseits ist die alte Snæfríður von Kúvíkurnes ihren Weg gegangen. Sie wurde am Sonntag beerdigt und wir Küstenfischer erschienen zahlreich zu ihrem Begräbnis.
Der Körper der alten Snæfríður war völlig gekrümmt nach einem langen Leben voll harter Arbeit, in dem sie sich über sonnengetrockneten Salzfisch gebeugt, Kühe gemolken und um dreizehn Kinder gekümmert hatte, die alle das Erwachsenenalter erreichten. Diese rückenkrumme Frau, die das Leben geschunden und gebeugt und zu einem großen Fragezeichen geformt hatte, strickte ohne Unterlass bis zu ihrem letzten Atemzug weiter, wie gesagt wird, und aller Wahrscheinlichkeit nach starb sie mitten in einem Socken.
Das alte Ehepaar, Snæfríður und Þorsteinn, wohnte zusammen in einem Keller auf Kúvíkurnes, aber ihr Sohn und seine Familie leben auf dem Hof. Jetzt ist es eher traurig in Þorsteinns Umgebung. Er hat sicher ein paar Alterswehwehchen, aber er kennt eine unglaubliche Menge Strophen und Lieder aus alter Zeit. Þorsteinn hatte sich sicher eine ganze Weile darüber gewundert, dass seine Snæfríður nicht aufwachen und zu den Stricknadeln greifen wollte. Als die Leute auf dem Hof ihm sagten, dass Snæfríður gestorben sei, sprach er diese unvergesslichen Worte: Ach so, ist sie tot? Sie ist bis jetzt noch nie gestorben.
Und das war genau genommen ganz richtig, was Þorsteinn da sagte.
Der Wiesenrand um die Kirche war sattgrün geworden, und das Meer draußen blau und der Himmel, wie schon gesagt, m