Kapitel 1
Nichts liebt Jennifer so sehr, wie sonntagmorgens im Bett liegen zu bleiben, bis der Hunger sie irgendwann raustreibt. Es ist der einzige Tag der Woche, an dem sie ein wenig Zeit für sich selbst hat, an dem sie keine Verpflichtungen und Termine hat und nicht an ihren Kalender gebunden ist. Sie genießt es, die Augen geschlossen zu halten, auch wenn sie schon wach ist, und sich unter der Decke zu recken und zu strecken, so weit es geht. Dieser Moment der Entspannung ist das pure Glück für sie.
Als die Türklingel schrillt, schreckt sie auf und beginnt leise unter der Bettdecke zu fluchen. Wer würde es wagen, um diese Uhrzeit, bei ihr zu erscheinen?
Sie hört Maximes Schritte im Flur. Vor dem Schlafzimmer bleibt er stehen, um sie zu beruhigen: «Das sind bestimmt irgendwelche Kinder, die Süßigkeiten verkaufen.»
Erleichtert lässt sich Jennifer zurück aufs Bett fallen, aus dem sie sich gerade erhoben hatte, und denkt, was für ein Held ihr Freund doch ist, ihr den freien Tag zu retten. Schnell schlüpft sie wieder unter die Decke, rückt das Kopfkissen zurecht und will weiterdösen, doch die Stimmen aus dem Flur wollen einfach nicht verstummen. Das Gespräch dauert offenbar noch an.
«Sag ihnen jetzt endlich, dass sie sich verziehen sollen!», ruft sie verärgert.
Sie hört Maxime näher kommen. «Würde ich ja gerne, aber …» Langsam schiebt Jennifer die Decke zurück und blickt in sein ratloses Gesicht. «Es ist nur so … Also, da ist ein Typ an der Tür, der …»
«Was auch immer er will, sag Nein und mach die Tür zu!»
«Aber … Er behauptet, dein Mann zu sein.»
Mein Mann? Mit einem verächtlichen «Pah!» dreht Jennifer sich zur Wand und kuschelt sich wieder in die Decke ein. «Hör auf mit dem Quatsch. Versetz dem Kerl einen Tritt in den Allerwertesten und komm zurück ins Bett. Was für eine Frechheit, Leute um neun Uhr morgens an ihrem einzigen freien Tag zu stören!»
Bevor Maxime Folge leisten kann, nimmt Jennifer entschlossene Schritte auf dem Flur wahr. Alarmiert setzt sie sich auf und hat kaum Zeit, die Decke hochzuziehen, als der Eindringling auch schon in der Tür steht. Ein groß gewachsener und athletischer Anzugträger mit Aktentasche. Er mustert sie und lächelt gezwungen, als er sagt: «Guten Morgen,chérie, erinnerst du dich an mich?»
Eine unangenehme Stille legt sich über den Raum, während Jennifer den Kerl betrachtet, der sich ungeniert an den Türrahmen lehnt und erwartungsvoll eine Augenbraue hebt. In ihr verkrampft sich alles, und einen Moment lang ist sie kurz davor, die Kontrolle zu verlieren, als sie den Mann erkennt. Den Mann, in den sie sich einst Hals über Kopf verliebt hat. Seine kantig