: Sarah Lotz
: Angstrausch Thriller
: Goldmann Verlag
: 9783641217808
: 1
: CHF 8.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 464
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Simon Newman liebt die Gefahr. Mit der Kamera begibt er sich an hochgefährliche Orte, an denen Menschen regelmäßig verunglücken. Doch als ein Video, das zeigt, wie er fast zu Tode kommt, einen Hype auslöst, ist sogar der wagemutige Adrenalinjunkie überrascht. Von nun an wollen seine Follower ihn in immer neuen Extremsituationen sehen. Simon nimmt die Herausforderung an: eine Expedition auf den Mount Everest. Auf dem höchsten und tödlichsten Berg der Welt ist er nicht nur den Naturgewalten ausgesetzt, sondern stößt auch auf eine menschliche Tragödie. Und plötzlich steht er einer Gefahr gegenüber, wie selbst er sie noch nicht erlebt hat ...

Sarah Lotz ist Drehbuch- und Romanautorin und lebt mit ihrer Familie und diversen Tieren in Kapstadt, Südafrika.

Simon

Dezember 2006

Ich traf den Mann, der mir zweimal das Leben retten sollte – und mein Leben letzten Endes zerstörte –, auf einer mit Schlaglöchern übersäten Straße in der hintersten Ecke von Wales. Er saß am Straßenrand auf einem Seesack, und zu seinen Füßen lagen drei zerdrückte Dosen Cider. Obwohl an den schneebestäubten Hügeln um uns noch morgendlicher Nebel hing, trug er am Oberkörper nur ein T-Shirt mit Harley-Davidson-Aufdruck.

Ich hielt neben ihm an und ließ das Fenster herunter. »Ed?«

Ein barsches Nicken.

»Hi. Ich bin Simon.«

»Du kommst zu spät, Junge. Ich hatte acht gesagt.«

»Tut mir leid, habe mich ein bisschen verfahren. Hier sieht es überall gleich aus, finden Sie nicht?« Ich schenkte ihm mein bestes selbsterniedrigendes Lächeln, das normalerweise auch die eher frostigen Gäste in dem Coffee-Shop auftaute, in dem ich Teilzeit arbeitete. Bei Ed zeigte es keine Wirkung.

Er deutete mit einem Finger auf den zerfurchten Feldweg, der sich auf der anderen Straßenseite durch ein Waldstück schlängelte. »Park da drüben zwischen den Bäumen. Ich will nicht, dass das Auto von der Straße aus zu sehen ist.«

»Wird gemacht.«

Ich lenkte Thierrys Ford Focus unter die Äste eines umgeknickten Baums. Das Kratzen der Zweige am Lack ließ mich zusammenzucken. Mein Atem dampfte, als ich ausstieg, mich streckte und wartete, bis Ed zu mir kam. Ich war völlig durchgefroren (die Heizung des Wagens hatte kurz vor Newport den Geist aufgegeben), und ich verfluchte mich bereits dafür, diese Sache überhaupt ins Rollen gebracht zu haben.

Ed ließ seine Tasche neben das Auto fallen und verabreichte mir einen schwieligen Handschlag. Aus der Nähe betrachtet erkannte ich die aufgedunsene Nase und die gerötete Gesichtshaut eines langjährigen Alkoholikers. Auf seiner Kopfhaut spross dünnes Haar wie das eines Babys. Ich schätzte ihn auf um die sechzig.Willst du diesem mürrischen alten Knacker tatsächlich hinunter in ein Loch folgen, Simon?

»Wo steht denn Ihr Auto, Ed?«

»Habe keins. Bin gestern Abend per Anhalter hergekommen.«

»Den ganzen Weg bis hierher?« Ein