Kapitel 1
Manchmal sind sie wirklich tot
Wilmington in der Kolonie North Carolina
Juli 1776
Der Kopf des Piraten war verschwunden. William hörte, wie einige Zaungäste nebenan auf dem Kai darüber spekulierten, ob er wohl noch einmal auftauchen würde.
»Näh, der is’ für immer weg«, sagte ein zerlumpter Mulatte und schüttelte den Kopf. »Holt ihn nicht der Alligator, tut’s das Wasser.«
Ein Siedler aus dem Hinterland schob sich den Kautabak in die Backentasche und spuckte ins Wasser. Er war anderer Meinung.
»Nein, der hält bestimmt noch ein, zwei Tage. Das Geknorpel, das den Kopf festhält, trocknet in der Sonne aus. Wird so hart wie Eisen. Hab’s schon oft bei Tierkadavern gesehen.«
William sah, wie Mrs MacKenzie den Blick rasch auf den Hafen richtete und dann wieder abwandte. Sie sah blass aus, dachte er und stellte sich etwas anders hin, sodass sie die Männer und die braune Flut nicht mehr sehen konnte – auch wenn tatsächlichFlut herrschte und die Leiche, die an einen Pflock gebunden war, natürlich nicht zu erkennen war. Der Holzpflock jedoch ragte aus dem Wasser und erinnerte die Zuschauer auf grimmige Weise daran, welchen Preis das Verbrechen hatte. Man hatte den Piraten vor einigen Tagen dort draußen im Watt angebunden, damit er ertrank, wenn das Wasser stieg, und die Hartnäckigkeit, mit der seine verwesende Leiche an Ort und Stelle verweilte, beherrschte das Tagesgespräch.
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