: Penny Vincenzi
: Das Versprechen der Jahre Roman
: Goldmann
: 9783641217051
: Die Lytton-Saga
: 1
: CHF 4.50
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: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 640
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Aufstieg und Fall der Familie Lytton - eine Geschichte von Liebe und Leidenschaft, Macht und Intrigen.
London 1904: Lady Celia Lytton betört die englische Society mit ihrer Intelligenz und Schönheit zugleich. Sie ist die perfekte Gastgeberin, veröffentlicht im eigenen Verlag einen Bestseller nach dem anderen und genießt ihr junges Familienglück - ein privilegiertes Leben. Doch dramatische Ereignisse kündigen sich an, und als ihr Mann Oliver in den Krieg eingezogen wird, können die Lyttons nicht mehr die Augen vor der Realität verschließen. Die makellose Fassade bekommt erste Risse, und Celia beginnt zu verstehen, dass sie einen Preis zahlen muss, für die Entscheidungen, die sie getroffen hat, und die Geheimnisse, die sie bewahrt ...

Penny Vincenzi (1939 - 2018) zählt zu Großbritanniens erfolgreichsten und beliebtesten Autorinnen. 1989 erschien ihr erster von insgesamt 20 Romanen, die sich weltweit über 4 Millionen Mal verkauften. Sie gilt als 'Königin des modernen Blockbusters' (Glamour).

KAPITEL 2

Celia schleuderte einen silbernen Kerzenständer gegen die Tür des Kinderzimmers, die Oliver gerade hinter sich geschlossen hatte.

»Dieses Ekel«, sagte sie zu Giles, der friedlich in seinem Bettchen saß, »dieses altmodische, selbstgefällige Ekel.«

Giles lächelte. Celia sah ihn eine Weile wütend an, bevor sie dieses strahlende Lächeln erwiderte, das sein ernstes Gesichtchen verwandelte. Mittlerweile war er ein Jahr alt, nach wie vor nicht sonderlich hübsch, aber durchaus ansehnlich mit seinen großen dunklen Augen und den braunen Haaren. Außerdem war er ausgesprochen artig.

Mit dreizehn Monaten konnte er alles, was man von einem Kind seines Alters erwartete: aufrecht stehen, wie aus dem Lehrbuch krabbeln und Ma-ma und Da-da und Na-Na zu Jenny sagen. Diese war mit gerade einmal neunzehn Jahren praktisch ohne Erfahrung in den Haushalt gekommen und hatte sich schnell zum perfekten Kindermädchen entwickelt, das Giles abgöttisch liebte, ohne ihm zu viel durchgehen zu lassen.

Nach Edgar Lyttons Tod erwog man, ein, wie Lady Beckenham es nannte, »richtiges« Kindermädchen einzustellen, doch Celia wehrte sich dagegen. Ihr seien eine richtige Köchin und ein richtiges Dienstmädchen wichtiger, erklärte sie. Sie sei sehr zufrieden mit Jenny, die sie in den ersten schwierigen Monaten ihrer Mutterschaft als Freundin zu schätzen gelernt habe, teilte sie ihrer Mutter mit. Diese erwiderte, sie hoffe, Celia mache nicht den verbreiteten Fehler der modernen Zeit zu glauben, man könne mit Bediensteten auf freundschaftlicher Ebene verkehren.

»Man muss Bedienstete auf Distanz halten, Celia, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn.«

Celia schwieg und betrachtete Jenny weiter als Freundin. Als Jenny sie an ihrem zwanzigsten Geburtstag bat, von nun an »Nanny« zu ihr zu sagen, verletzte das Celia sehr.

»Du heißt Jenny, und Jenny bist du auch für mich. Warum willst du plötzlich ›Nanny‹ genannt werden?«

»Wegen den andern Kindermädchen in Kensington Gardens. Die tragen alle ’ne Uniform und finden es seltsam, dass Sie mich mit meinem Namen ansprechen, Lady Celia. ›Nanny‹ würde mich stolz machen.«

Celia hatte den Kerzenständer gegen die Tür geschleudert, weil Oliver sich das zweite Mal weigerte, ihr eine auch nur bescheidene aktive Rolle bei Lyttons zuzugestehen. Sie langweilte sich und empfand den Haushalt und die Mutterrolle als intellektuell unergiebig, weil sie hochintelligent war und das auch wusste. In der Schwangerschaft, in der die Tage sich endlos dahinzogen, hatte sie sich mit den Werken von Dickens, Trollope, Jane Austen und George Eliot beschäftigt. Sie hatte die Tageszeitungen, dieTimes und denDaily Telegraph, verschlungen und Oliver gebeten, denSpectator und dieIllustrated London News zu abonnieren, u