: Paige Toon
: Wer, wenn nicht du? Roman
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104906256
: 1
: CHF 10.00
:
:
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was tust du, wenn dein Herz nicht weiter weiß? Dieser Tag ist für Amber der reinste Horror: Erst hat sie sich wieder einmal mit ihrem Ehemann Ned gestritten, dann verliert sie ihren Job. Und jetzt der Anruf: Ihr Vater in Australien hatte einen Schlaganfall. Amber fliegt sofort von London nach Hause. Durch Zufall trifft sie dort Ethan wieder, ihre erste große heimliche Liebe. Amber merkt, dass sie den gutaussehenden Mann mit den strahlend grünen Augen nie wirklich vergessen hat. Ethan geht es ähnlich. Und was jetzt? Der perfekte Sommerroman von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Paige Toon

Paige Toon ist eine internationale Bestsellerautorin, ihre Bücher haben sich weltweit knapp 2 Millionen Mal verkauft. Sie schreibt dramatische und emotionale Liebesgeschichten mit unvergesslichen Figuren und Settings, die ihre Leserinnen auf einzigartige Reisen mitnehmen. Ihre Liebesromane behandeln oft große Themen, die nachdenklich stimmen, und laden immer zum Träumen ein. Lachend und weinend wird man Teil einer neuen Familie. Paige Toon lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Cambridgeshire. Auf TikTok, Instagram und Facebook ist sie unter @paigetoonauthor zu finden.

Die Geschichte von Amber Church, dem Mädchen mit der Sonne in den Augen


Kapitel 1


Heute war ein richtiger Scheißtag.

Er fing schon mies an, als ich das zweite Mal diese Woche ohne meinen Mann neben mir im Bett aufgewacht war. Ned war mit seinem Boss nach der Arbeit etwas trinken gegangen – mal wieder –, und ich fand ihn völlig ausgeknockt auf dem Sofa, nach Schnaps und kaltem Rauch stinkend. Rauch vonihren Zigaretten, um genau zu sein. Sein Boss ist eine Frau, und sie steht auf ihn. Zumindest vermute ich das.

Mein erster Gedanke war, ihm ein Glas kaltes Wasser über den Kopf zu gießen, mein zweiter, dass ich damit unser braunes Wildledersofa ruinieren würde. Also ließ ich es sein. Da entdeckte ich einen kleinen Fleck von Erbrochenem auf seiner Schulter, stellte jedoch schnell fest, dass er gar nicht so klein war und sich auch nicht auf seine Schulter beschränkte.

»Ned, du Vollidiot!«, schrie ich aus vollem Hals, was ihn hochschrecken ließ, die hellbraunen Augen weit aufgerissen.

»Was ist los?«, krächzte er.

»Du hast aufs Sofa gekotzt! Mach das wieder sauber!«

»Nein! Ich schlafe noch«, maulte er. »Ich habe tierische Kopfschmerzen«, fügte er hinzu und legte den Arm übers Gesicht. »Ich mache es später.«

»Steh auf und mach esjetzt!«, brüllte ich ihn an.

»Nein!«, schrie er genauso laut zurück.

Es war wohl nicht vermessen zu behaupten, dass unsere Flitterwochenphase schon länger vorbei war.

Ich war fuchsteufelswild, als ich mich für die Arbeit fertig machte, was ich dadurch zum Ausdruck brachte, dass ich möglichst viel Lärm machte und dabei unablässig vor mich hin schimpfte, wie egoistisch und erbärmlich mein Ehemann doch war. Ich dachte nicht eine Sekunde lang an das Paar, das seit kurzem unter uns wohnte, weshalb ich ziemlich überrascht war, als ich der Frau in die Arme lief, nachdem ich die Haustür krachend ins Schloss geworfen hatte und die Treppe hinuntergestampft war.

»Vielen Dank auch, dass Sie mein Baby geweckt haben!« Das Gesicht der Frau war vor Wut gerötet. Im Hintergrund schrie ein Baby wie am Spieß. »Der Kleine ist erst vor zwei Stunden eingeschlafen, nachdem er die ganze Nacht wach war. Ich hatte das Glück, eine ganze Stunde Schlaf zu bekommen, ehe der Lärm in Ihrer Wohnung angefangen hat.«

»Es tut mir leid«, entgegnete ich beschämt. »Ich hatte einen Streit mit –«

»Seien Sie einfach in Zukunft etwas rücksichtsvoller, ja?«, unterbrach sie mich müde.

Den ganzen Weg zur U-Bahn plagte mich mein schlechtes Gewissen.

Doch dann fing der Spaß erst richtig an.

Dank erheblicher Verzögerungen auf der Northern Line war der U-Bahnhof vollgestopft mit Berufspendlern, die sich wie Autos im dicksten Stau bis in die Tiefen des Tunnels schoben.

Bis ich bei der Arbeit ankam, war ich erhitzt, genervt und fünfundvierzig Minuten zu spät. Zu allem Überfluss hatte die Hitze in der U-Bahn meine rotbraunen, gewellten Haare strähnig gemacht, so dass ich jetzt auch noch mit einem Bad-Hair-Day klarkommen musste.

Ich eilte reumütig ins Büro, so voller Entschuldigungen, dass ich hätte platzen können, blieb dann aber wie angewurzelt stehen. Ich arbeitete als Aktienhändlerin in einem Start-up-Unternehmen in der City, doch die hektische Geschäftigkeit, die mich normalerweise empfing, war an diesem Morgen seltsam gedämpft. Als mein Chef mich erblickte, schnipste er mit den Fin