: François-René de Chateaubriand
: Erinnerungen von jenseits des Grabes
: Matthes& Seitz Berlin Verlag
: 9783957574343
: Französische Bibliothek
: 1
: CHF 28.00
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 896
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was für ein abenteuerliches Leben: Kindheit in der bretonischen Heide, Wanderungen durch die Wälder der Neuen Welt, Engagement in der konterrevolutionären ?Armée des Princes? in Deutschland, Exil in England. Geschrieben im Stil einer Grabrede, schildert Chateaubriand in seinen Erinnerungen die Hauptepisoden seines wechselvollen Lebens, er schreibt über das Verschwinden von Menschen und Landschaften, von Glauben, Sitten und Institutionen. Er schuf das Epos einer Zeit der Aufstände und Katastrophen, eine Zeit, die er selbst perfekt verkörperte. Monarchist aus Tradition und Treue, verstand er als Historiker und Politiker doch die Notwendigkeit, den Liberalismus zu verteidigen. Die Stimme seiner Erinnerungen lässt die Kräfte auferstehen, die während der Restauration am Werk waren: Bilder des alten Frankreichs mit der Einfachheit des provinziellen Lebens, Gespräche zwischen Männern mit Geschmack und gebildeten Frauen in den Schlössern bei Paris, Rufe ferner Schlachten und politische Umwälzungen. Eine Stimme, die sich nach der Jugend, der Liebe und dem Ruhm sehnt und sich stets an die Nachwelt wendet, um verstanden zu werden.

Francois-René de Chateaubriand, geboren 1768 in Saint-Malo in der Bretagne, war ein französischer Schriftsteller, Offizier und Politiker. Er gilt als der Begründer der Romantik in Frankreich und als ihr bedeutendster Vertreter. Berühmt sind seine drei Erzählungen Atala, ou les amours de deux sauvages dans le désert (1801), René (1802) und Les Aventures du dernier des Abencérages (1827) sowie seine gegen die Aufklärung gerichtete Schrift Le Génie du Christianisme, ou Beautés de la religion chrétienne (1802). Er starb 1848 in Paris.

Testamentarisches Vorwort


Sicut nubes … quasi naves … velut umbra.1

Paris, 1. Dezember 1833

Da es mir unmöglich ist, den Zeitpunkt meines Todes vorauszusehen, da die Tage, die einem Menschen meines Alters zugemessen sind, nur eine Gnaden- oder besser Galgenfrist bedeuten, möchte ich aus Furcht, überrascht zu werden, zu einer Arbeit Stellung nehmen, die dazu bestimmt ist, mich über die Langeweile dieser letzten und vereinsamten Stunden, die niemand mag und mit denen nichts anzufangen ist, hinwegzutäuschen.

Die Memoiren, an deren Anfang dieses Vorwort steht, werden meinen gesamten Lebenslauf umfassen; sie sind im Jahre 1811 begonnen und bis zum heutigen Tag fortgesetzt worden. Ich erzähle von meiner Kindheit, meiner Erziehung, meiner Jugend, meinem Eintritt ins Militär, meiner Ankunft in Paris, meiner Audienz bei Ludwig XVI., von den Anfängen der Revolution, von meinen Reisen nach Amerika, meiner Rückkehr nach Europa, meiner Emigration nach Deutschland und nach England. Ich berichte von dem Frankreich unter dem Konsulat, meinem Wirken im Kaiserreich, von meiner Reise nach Jerusalem, von meiner Tätigkeit während der Restauration, und schließlich berichte ich über die Geschichte dieser Restauration und ihres Sturzes.

Ich bin fast allen Männern begegnet, die zu meiner Zeit eine bedeutende oder auch nur geringe Rolle im Ausland oder in meinem Vaterland gespielt haben: angefangen bei Washington bis zu Napoleon, von Ludwig XVIII. bis Zar Alexander, von Pius VII. bis Gregor XVI. von Fox, Burke, Pitt, Sheridan, Londonderry und Capo-d’Istrias bis Malesherbes und Mirabeau; von Nelson, Bolivar und Mehemet Ali, dem Pascha von Ägypten, bis zu Suffren, Bougainville, La Pérouse, Moreau und anderen. Ich gehörte zu einem Triumvirat, das seinesgleichen sucht. Drei ihren Interessen und ihrer Nationalität nach ganz verschiedene Dichter fanden sich fast gleichzeitig als Außenminister zusammen: ich in Frankreich, Canning in England, Martinez de la Rosa in Spanien. Den öden Jahren meiner Jugend folgten die reichen Jahre der republikanischen Ära, die Glanzzeiten Bonapartes und der Regierung der Legitimität.

Ich habe die Meere der Alten und der Neuen Welt durchforscht und alle vier Erdteile bereist. Nachdem ich in der Hütte des Irokesen und unter dem Zelt des Arabers, in den Wigwams der Huronen, zwischen den Trümmern Athens, Jerusalems, Memphis’, Karthagos, bei den Griechen, den Türken und den Mauren, in den Wäldern und in den Ruinen genächtigt sowie die Bärenfelljacke des Eingeborenen und den Seidenkaftan des Mamelucken getragen hatte, nachdem ich A