Im Herzen des liberalen Rechtsstaats und seiner Idee der Gerechtigkeit entdeckt de Lagasnerie ein Paradox: Um jemanden verurteilen zu können, muss eine individualistische Erklärung der Tat und ihrer Ursachen kreiert werden; aber zugleich wird jede Straftat als Aggression gegen die »Gesellschaft« und den »Staat« aufgefasst. Das Recht wird als die Herrschaft der Vernunft präsentiert - und produziert zugleich Deprivationen und Traumata. In einer mitreißenden Mischung aus Erzählung und theoretischer Analyse zeigt de Lagasnerie, dass die Justiz mehr ist als eine Antwort auf das Verbrechen: Die Szene des Tribunals ist ein Spiegel unseres Verhältnisses zum Staat und damit unseres Status als politisches Subjekt.
Wenn man sich das Strafrechtssystem, die Tätigkeit des Verurteilens, die Begriffe und Verfahren der Justiz zum Gegenstand macht, stößt man auf allgemeinere Probleme. Die Justiz versinnbildlicht und gewährleistet die Effektivität der Beschränkungen, die vom Staat auferlegt werden. Sie betreibt die Institutio