TEIGRAUSCH
Oberleutnant Balthasar Beck war schon seit drei Tagen in Wien, ohne seine Frau und sein Kind aufgesucht zu haben. Er saß im Türkenschanzpark und beobachtete ein Eichhörnchen, das Bucheckern herumtrug, ohne sie aufzuknacken und die winzigen, nussig schmeckenden Körner darin zu verzehren. Wie verwirrt rannte es Baumstämme hinunter und hinauf, durch das Gras hin und her zwischen den Bäumen, legte auch bisweilen eine Buchecker, die es lange im Mäulchen mit sich getragen hatte, wieder auf den Boden, um eine andere, offenbar schönere aufzunehmen und damit hastig davonzuhaken, als würde es von jemandem verfolgt, der ihm die Beute abjagen wollte. Beck konnte nicht feststellen, ob das Eichhörnchen die Buchenfrüchte tatsächlich sammelte, ob es zahllose Verstecke anfüllte, die es sofort wieder vergaß, ob tatsächlich irgendwo ein räuberischer Vogel lauerte, vor dem es auf der Flucht war, ob es planlos herumhüpfte oder gemäß einem eigenen, nur für Beck undurchschaubaren Plan. Manchmal hielt es sekundenlang inne, ließ die Buchecker auf die Vorderpfoten nieder und starrte vor sich hin, zitternd, durch die ganze Flanke pochte das Herz.
Nach einer Weile stand Beck auf, so dass das Eichhörnchen in langen Sätzen davonschoss, und begann die Taschen seines Waffenrocks mit Bucheckern zu füllen. Auch er suchte sich die schönsten aus, es waren ja genug da, im Geist teilte er den Boden in Streifen ein, die er schrittweise absuchte, als würde er Patronenhülsen suchen. Als seine Taschen voll waren, setzte er sich wieder auf die Bank, saß lange in der Herbstsonne, brach die haarigen Kapseln auf und zerdrückte die Kerne mit den Zähnen.
Nachts schlief er auf der Bank und genoss es, dass keine Wanzen da waren, die ihm das Gesicht zerbissen. Er lag auf dem Rücken, den Kopf angenehm erhöht durch den Tornister mit seinen Habseligkeiten, und sah zu den Sternen und den von den Stadtlichtern violett angeleuchteten Wolken hinauf. Links von ihm rauschte und knackte der Buchenhain, die Bucheckern tropften mit sanftem Aufschlag auf die Erde. Beck schlief und saß gerne auf einem Hügel, Steigungen zogen ihn instinktiv an, und auch Bäume zogen ihn an, je höher, desto besser. Manchmal dachte er daran, dass sich auf diesem Hügel einst das osmanische Heer verschanzt hatte. Der Polenkönig Sobieski hatte mit seinem Entsatzheer die Wienerwaldberge vom Leopoldsberg bis zur Sofienalpe besetzt. Die Befreiung Wiens war geglückt, und der Kaiser war in die Stadt zurückgekehrt, das war lange her. Früher hatte Beck eine sehr malerische Vorstellung von den Türkenkriegen gehabt, er hatte Prozessionen in bunten Märchengewändern, mit glänzenden Requisiten vor Augen gehabt, auch das war lange her.
Wenn er hinunterging von seinem Hügel und hinaus aus dem Türkenschanzpark auf die Straßen, interessierten ihn vor alle