: Claudia S. C. Schwartz
: Meschugge sind wir beide Unsere deutsch-israelische Liebesgeschichte
: Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783959100823
: 1
: CHF 10.80
:
: Romanhafte Biographien
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als Claudia Shaul kennenlernt geht alles ganz schnell: die deutsche Schauspielerin und der israelische Komponist verlieben sich ineinander. Doch Shaul ist der Enkel eines Holocaustüberlebenden und Claudias Großvater war Wehrmachtssoldat im Nationalsozialismus. Ist ihre Liebe zu verrückt? Zu meschugge? Gemeinsam begeben Claudia und Shaul sich auf eine turbulente Reise in die Geschichten ihrer Familien, durch Deutschland und Israel. Irgendwo zwischen Spätzle und Hummus, Klein- und Großfamilien sowie schwäbischer Kultur und jüdischer Tradition findet das junge Paar nicht nur seine Vergangenheit, sondern auch seine Zukunft. Eine Geschichte voller Herz und Humor über zwei ungewöhnliche Familien, Kriegsenkel, ihre Identität und über die ganz große Liebe - Traumhochzeit inklusive.

Claudia Schwartz bei Stuttgart geboren, absolvierte 2004 ihre Schauspielausbildung an der Samuel Beckett School of Drama am Trinity College Dublin, Irland. Sie erhielt ein Stipendium für die British American Drama Academy in Oxford. Claudia war an Theatern in Irland, Tschechien, Schweden und Deutschland zu sehen, u.a. mit dem Dokumentartheater »Das Letzte Kleinod« (Theaterpreis des Bundes) und am HAU in Berlin. »Meschugge sind wir beide« ist ihr erstes Buch.

Sabba Perez und Safta Sara – Shauls Großeltern


»Al Capone«, Etty, Perez, Itzhak und Eatan

Es gibt ein altes Foto von meinem Sabba Perez, meinem Opa, und mir, das ich sehr mag: Mein Sabba hält mich – einen zweijährigen Knirps – mit einem Arm eng umschlungen, mit der Hand seines anderen Arms streichelt er ein Pferd. Eine Zigarette hängt ihm aus dem Mund und er grinst breit in die Kamera. Das ist mein Sabba – ein starker Mann, denn er hält mich. Ein positiver Mensch, denn er zeigt ein großes Lächeln. Ein Mann, der das Leben genießt – davon zeugt die Zigarette.

Er wurde am 29. oder 30. Dezember 1929 oder 1930 als Paul in Buhus¸i, einer kleinen Stadt in Rumänien, in eine moderat-religiöse jüdische Familie hineingeboren. Neben ihm, dem Ältesten, gab es noch drei Geschwister: Hanna, Reuven und Simon, der von allen nur Lulu genannt wurde. Sein Vater hatte eine Bäckerei. Außerdem pflanzte er Kürbisse an – wie es in unserer Familie über viele Generationen hinweg gemacht wurde. »Deswegen lautete unserer Familienname Bostan – Kürbis«, erzählte mein Opa.

Als mein Opa nach dem Holocaust nach Israel kam, begann für ihn nicht nur ein neues Leben, er bekam auch einen neuen Namen. Aus Paul wurde Perez, aus Bostan wurde Bustan – das bedeutet im Hebräischen und Arabischen »schöner Garten«. Und so heißen wir heute.

In Rumänien ging mein Opa zuerst in eine christliche Schule. Als er in der zweiten Klasse war, sagte eines der Kinder zu ihm: »Wenn du es wagst, morgen wieder zur Schule zu kommen, lege ich deinen Kopf unter den Wagen des Schulleiters!« Mein Opa erzählte dies zu Hause sofort seinem Vater Saul. Am nächsten Tag ging Saul in die Schule, um mit dem Schulleiter zu sprechen. Der antwortete: »Vielleicht ist es besser, wenn Sie Ihr Kind zu Hause behalten.« Mein Uropa Saul verstand sogleich und veranlasste, dass alle seine vier Kinder auf eine jüdische Schule wechselten. Mein Opa ging dort bis zur fünften Klasse zum Unterricht. Dann war die Schulzeit für ihn schon vorbei. Er war ungefähr zehn Jahre alt, als der Krieg nach Rumänien kam und die Juden systematisch verfolgt und ermordet wurden.

»Mein Vater Saul wurde 1941 zur Zwangsarbeit verpflichtet und war drei Jahre lang von zu Hause weg. In dieser Zeit haben wir ihn kein einziges Mal gesehen«, erinnerte sich mein Opa. »Wir waren in diesen drei Jahren mit unserer Mutter allein zu Hause. Dann wurde meine Mutter ins Krankenhaus eingeliefert, weil ihre Milz geplatzt war. Von da an waren wir vier Kinder auf uns selbst gestellt. Als der Größte unter ihnen musste ich mich um das Essen und alles andere kümmern. Wir hatten Glück, dass mein Vater einen christlichen Mitarbeiter hatte, der seine Bäckerei übernahm. Er lebte im Hinterhaus und brachte uns jede Nacht einen Laib Brot. So brauchte ich mich wenigstens nicht darum zu sorgen, dass wir Brot zu essen hatten. Doch der Mitarbeiter in der Bäckerei hatte Angst, dass ihn jemand sehen und verraten würde. Denn Juden zu helfen, war verboten und wurde mit dem Tode gestraft. Und so gab es Tage, wo er nichts lieferte. ›Heute gibt es kein Brot‹, sagte er dann.«

Um seine jüngeren Geschwister und sich zu versorgen, musste mein Sabba Geld verdienen. Und so fing er an, für fremde Menschen Holz zu schneiden. »Ich habe das Holz so klein geschnitten, dass man es ganz einfach in den Ofen schieben konnte. Es war eine sehr harte Arbeit und ich war erst zehn Jahre alt – aber ich hatte Arbeit.«

Wenn ich mit Freunden zu Besuch bei meinen Großeltern bin und wir am Es