Nabucco
Jerusalem – Der Frevler – Die Prophezeiung –
Das zerbrochene Götzenbild
Es war in biblischer Zeit. Zumindest wird es so oder so ähnlich im Alten Testament erzählt. Nebukadnezar – die Italiener nennen ihn Nabucodonosor und verkürzen den Namen auch auf Nabucco – war König des eroberungslustigen Reiches Assyrien-Babylonien. In seiner Hauptstadt Babylon opferte er vielen Göttern, in großer Not aber rief er zu Baal, dem obersten und auch im Heiden-Himmel mächtigsten Gott. Die Nachbarstaaten rund um Nabuccos Herrschaftsgebiet lebten in ständiger Furcht vor dem kriegslüsternen, selbstherrlichen Fürsten, denn wann immer er sie angriff, bedeutete das für sie Tributpflicht oder Sklaverei.
Mit dieser permanenten Angst lebten auch die Menschen in Israel und Juda, zwei Teilstaaten der Juden. Jerusalem war das Zentrum ihrer staatlichen Macht und mit dem Salomonischen Tempel auch das weithin sichtbare Zeichen ihrer Religion. Die Hebräer hatten sich, im Gegensatz zu allen anderen Völkern des Altertums, von der Vielgötterei abgewandt und glaubten nur noch an einen einzigen Gott. Er war für sie allgegenwärtig, allmächtig, aber unsichtbar. Sie nannten ihn Jahwe; ein Name, aus dem in nicht ganz korrekter Umwandlung Jehova wurde.
Ihr Vertrauen auf diesen einen Gott, der ihnen ja offensichtlich auch immer half, machte die Hebräer vor allem für Nabucco suspekt. Gab es eine Macht, die stärker war als er? Auch deshalb lag der Babylonier-König schon seit längerer Zeit mit dem Staat der Juden im Krieg. Bereits beim ersten Angriff hatte Nabucco den König Ismael als Geisel mit in seine Residenz genommen und wähnte sich seiner Sache sicher. Doch Nabucco unterschätzte die Macht der Liebe. Gleich zwei Frauen in seinem Palast verliebten sich unsterblich in Ismael: Fenena, die Tochter Nabuccos, und Abigail, jene attraktive Frau, die alle am Hof für eine weitere Tochter ihres Königs hielten, obwohl sie ehemals dessen Geliebte war.
Ismael hatte für die resolute, machtgierige Abigail nichts übrig. Er mochte diesen Typ Frau nicht – schon gar nicht, wenn ihn diese vermeintliche Königstochter in religiösen Dingen zu oft belehren wollte. Abigail versuchte immer wieder, Ismael zum strengen Glauben an Baal und die anderen Götter der Babylonier zu bewegen. Die weiche, liebliche und tolerante Fenena dagegen liebte Ismael vom ersten Augenblick an. Eine Liebe, die ihn blind machte, denn er dachte keinen Moment an die politischen Folgen für sein Land, als er – Geisel und damit Garant für den Frieden – aus Nabuccos Palast flüchtete und mit Fenena in Jerusalem ankam.
Jerusalem
Nabuccos Zorn ließ nicht lange auf sich warten. Nun stand er schon zum zweiten Mal in diesem Jahrzehnt mit seinem Heer vor den Toren Jerusalems. Nicht nur, um seine Tochter zurückzuholen, sondern a