: Werner Diefenthal, Martina Noble
: Die O´Leary Saga Teufelspfad
: epubli
: 9783745057393
: 2
: CHF 5.40
:
: Erzählende Literatur
: German
: 454
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nachdem Sarah ihren totgeglaubten Geliebten doch wieder in ihre Arme schließen konnte, hoffte sie, mit ihrer Familie in Irland endlich in Frieden leben zu können. Doch die offene Ablehnung der Einheimischen, die schwärende Rebellion der Iren und das unheimliche Heim für gefallene Frauen führen Sarah in ihren schlaflosen Nächten auf einen Teufelspfad, der sie erneut bis an die Grenzen ihrer Kraft und darüber hinaus bringt.

Was schreib ich über mich? Baujahr 1963, der Oldie im Team. Ich bin der Mann in dem Trio. Also der im Hintergrund. Der Ideentüftler, der sich tagelang über mögliche Wendungen und Fortschritte in den Geschichten das Hirn zermartert. Dabei wandele ich auch auf Solopfaden mit eigenen Projekten, habe aber in den letzten Jahren hauptsächlich mit Martina zusammen die Romane verfasst. Seit einiger Zeit haben wir uns mit unsere Bilder-Zauberin Sandra zusammengetan und mischen als Trio Ars Sistendi die Literaturwelt ein wenig auf.

September 1891

Gutshof

 

Im schwindenden Licht des Tages erreichte Margret das Gut. Der Fahrer der Kutsche, in die sie in Dublin eingestiegen war, hatte sie ungläubig angestarrt, als sie ihm ihr Fahrziel genannt und auf den Berg von Koffern gezeigt hatte. Aber schließlich hatte er alles, nicht ohne Murren und Fluchen, verstaut und diese etwas dickliche Dame vor dem Haupthaus abgesetzt. Nachdem er sein Salär eingestrichen hatte, war er verschwunden.

Jetzt stand Margret mutterseelenallein vor der Treppe, die zum Haupteingang führte, und kam sich absolut deplatziert vor. Niemand kam, um sie zu empfangen.

»Soll ich etwa alles selber schleppen?«, schimpfte sie vor sich hin.

Hinter ihr lagen einige Wochen voller Anstrengung. Nachdem sie Ägypten mit allen Vollmachten, die ihr Schwager ihr hatte ausstellen lassen, den Rücken gekehrt hatte, war sie zuerst nach London gereist. Den Haushalt aufzulösen war nicht weiter schwer gewesen, auch die Transaktion der Konten nach Irland war einfach.

Die Schwierigkeiten hatten begonnen, nachdem sie ihren Fuß auf irischen Boden gesetzt hatte. Der Notar, bei dem sie vorstellig werden musste, hatte sie spöttisch angesehen, nachdem er die Dokumente geprüft hatte.

»Ach, Sie sind also die vorläufige Verwalterin? Das wird dem jetzigen Verwalter aber gefallen«, hatte er gegrinst.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er jedoch Margret noch nicht gekannt. Als sie mit ihm fertig war, da war er so klein, dass er in eine Zigarrenbox gepasst hätte, wie sie sich immer auszudrücken pflegte, und das spöttische Grinsen war ein für alle mal aus seinem Gesicht gewischt.

»Was ist mit Personal? Gibt es welches? Und wenn ja, taugt es etwas?«

»Es gibt einige Hausangestellte, die auch weiterhin bezahlt worden sind.«

Margret hatte den Kopf geschüttelt.

»Und hat irgendjemand auch mal nachgesehen, ob diese Leute auch arbeiten oder nur das Geld einstreichen?«

Der Notar war immer nervöser geworden. In der Tat war er nur ein einziges Mal auf dem O’Leary-Gut gewesen, um alles aufzunehmen, was in die Erbmasse gefallen war. Seitdem hatte er einmal die Woche einen Angestellten geschickt, der die fälligen Löhne ausbezahlt hatte. Er wusste nicht, ob überhaupt noch irgendjemand im Haus war.

Auf die Frage, wie sie denn zum Gut käme, hatte der Notar nur einsilbig »Mit dem Zug« geantwortet. Doch damit hatte er den Geist endgültig aus der Flasche gelassen. Nach einem kurzen Blinzeln hatte sie mit den Augen jene Blitze verschossen, die schon ganz andere Kaliber als den Notar buchstäblich zu Asche verbrannt hatten.

»Jetzt passen Sie mal auf, Sie arroganter Schnösel! Ich bin eine alte Frau mit mehr Gepäck, als Sie sich überhaupt vorstellen können. Soll ich jetzt diese ganzen Koffer zum Bahnhof schleppen, in dieses stinkende, qualmende und ratternde Ungetüm steigen und dann in eine Gegend fahren, die ich überhaupt nicht kenne? Und dann am Ende dort stehen und nicht wissen, wohin ich überhaupt muss?«

Der Notar hatte etwas erwidern wollen, aber Margret d