: Ulf Schiewe
: Herrscher des Nordens - Die letzte Schlacht Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426440834
: Die Wikinger-Saga
: 1
: CHF 6.50
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 512
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Saga des Wikingerkönigs Harald Hardrada - seine Abenteuer und Kämpfe, seine Frauen und sein unbezwingbarer Ehrgeiz. AD 1042: In Konstantinopel tobt ein blutiger Volksaufstand. Der verhasste, neue Herrscher verschanzt sich im Palast, wo er die Kaiserin Zoe gefangen hält. Harald kämpft, um sie zu befreien und den Despoten abzusetzen. Schließlich zieht es ihn in die Heimat. Auf abenteuerliche Weise gelangt er nach Kiew, wo er Elisif, die Tochter des Großfürsten, heiratet, die all die Jahre auf ihn gewartet hat. Mit seinem Beutegold wirbt er ein Heer an und segelt mit ihr nach Norwegen, um sich zum König zu machen. Doch dort hält sein Neffe Magnus den Thron besetzt. Nach 'Thors Hammer' und 'Odins Blutraben' der krönende Abschluss der historischen Saga um den Wikinger-König Harald Hardrada.

Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Er begann seine Berufskarriere als Software-Entwickler und war später in mehreren europäischen Ländern als Marketingmanager internationaler Softwarehersteller tätig. Ulf Schiewe war schon immer eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Laufe der Jahre wuchs der Wunsch, selbst historische Romane zu schreiben. So entstand »Der Bastard von Tolosa«, sein erster Roman, dem inzwischen eine ganze Reihe weiterer, gut recherchierter und vor allem spannender Abenteuerromane folgten. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.

Der Aquarius


Vor mir sitzt Alkibiades Anargyros, Marias Oheim. Der Mann ist an die sechzig, mittelgroß, gut in Form, mehr drahtig als schlank. Kinn und Wangen sind glatt rasiert, auch das weiße Haar ist kurz geschnitten, die Haut wettergegerbt wie die eines Mannes, der viele Jahre im Freien verbracht hat. Er sitzt kerzengerade trotz der bequemen und mit seidenen Kissen ausgestatteten Sitzgelegenheiten, auf denen wir uns niedergelassen haben. Und obwohl reich, ist er schlicht gekleidet. Nicht der übliche zur Schau gestellte Pomp byzantinischer Adeliger und hoher Beamter. Man sieht ihm an, dass er ein Leben lang Offizier war, dass er das harte Leben im Feldlager gewohnt ist, es vielleicht dem jetzigen sogar vorzieht. Sein Blick ist der eines Mannes von Autorität, aber nicht hochmütig, sondern ernst, der Lage angemessen.

Ob ihm mein Verhältnis zu Maria, die ebenfalls zugegen ist, missfällt, zeigt er nicht. Obwohl ich sicher bin, dass ihre Liebe zu einem Barbaren wie mir bei dieser feinen Familie nicht gerade auf Begeisterung stößt. Ihre Tante war höflich genug, mich zu begrüßen und nach Erfrischungen zu rufen, hat sich dann aber schnell verabschiedet.

Ja, für Alkibiades und seine Frau bin ich kein geeigneter Mann für ihre Nichte. Und es muss sie insgeheim empören, dass Maria es sich herausnimmt, gelegentlich die Nacht bei mir zu verbringen. Aber sie lassen es zu, wenn auch widerwillig, denn wir leben in unsicheren Zeiten. Und ich bin der Mann der Stunde. Für den scheint Alkibiades mich jedenfalls zu halten. Der Mann, der Kalaphates entmachten und in die Verbannung schicken kann. Das heißt, wenn wir uns beeilen und die Gelegenheit nutzen, solange kaum Truppen in der Stadt sind. Wir sind also Verbündete. Verschwörer gewissermaßen.

»Weißt du, dass sie die Kaiserin seit Monaten gefangen halten?«, fragt Alkibiades mich als Erstes.

»Maria hat es mir erzählt.«

»Ich frage mich, was der Mann sich als Nächstes ausdenkt.« Er starrt mir forschend in die Augen. »Was hast du vor?«, erkundigt er sich. »Gibt es einen Plan?«

Die Frage hatte ich erwartet. Kein langes Herumgerede, kein Gejammer über die Toten unten auf dem Platz, nicht einmal Entrüstung über die Brutalität, mit der man Menschen gemeuchelt hat. Alkibiades ist nicht umsonststrategos. Er kommt gleich zur Sache, hält sich nicht mit Gefühlen auf. Was ist mein Plan, will er wissen. Die Frage ist berechtigt. Aber das Schlimme ist, ich habe keinen Plan. Jedenfalls keinen, der etwas taugt.

»Wird es noch mehr Überraschungen geben?«, frage ich.

»Ich hoffe nicht. Konstantinos war unterwegs, um unsere Truppen an der Schwarzmeerküste zu besichtigen. Er ist unverhofft früh zurückgekehrt.«

»Vielleicht hat man ihm Boten geschickt.«

»Unwahrscheinlich. Ich denke, hier hat der Zufall gespielt.«

»Und? Was könnte noch auf uns zukommen? Sind noch andere Truppen unterwegs?«

»Nur das Heer aus Makedonien. Mehr ist mir nicht bekannt.«

»Wer war in der Sänfte?«

Er zuckt mit den Schultern. »Ist das wichtig?«

»Könnte sein. Ich möchte wissen, mit wem oder was wir es zu tun haben.«

»Vielleicht noch ein Verwandter dieser elenden Familie. Vielleicht haben sie den Eunuchen zurückgeholt. Der verstand es jedenfalls besser, mit Schwierigkeiten umzugehen. Aber ich denke, es hat keine Bedeutung.«

»Alles kann eine Bedeutung haben. Wir bewegen uns auf sehr dünnem Eis.«

»Auf dünnem Eis?« Er hebt die Brauen. Mit zugefrorenen Seen hat man hier wohl selten zu tun. Aber dann versteht er und lächelt. »Ja, da hast du recht. Auf sehr dünnem Eis. Guter Vergleich.« Dann runzelt er die Stirn. »Du tust in jedem Fall gut daran, vorsichtig zu sein. Dieser Konstantinos ist genauso korrupt wie Kalaphates, aber klüger. Und mit der Verstärkung an Seekriegern …«

»Ich fürchte eher Sigurd Erlingsson, den B