: Marina Boos
: Jules Welt - Frühlingsglück und Gartenzauber Ein Kreativ-Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426450260
: Jules Welt
: 1
: CHF 6.50
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In 'Frühlingsglück und Gartenzauber' kombiniert Marina Boos erneut eine charmante Wohlfühl-Geschichte um die patente Café-Besitzerin Jule mit zahlreichen Ideen, Tipps und Tricks für Garten, Balkon und Wohnung. Durchgehend vierfarbig gedruckt, macht dieser gefühlvolle Roman mit seiner umfangreichen Sammlung von Anleitungen und Rezepten, den gestalteten Seiten für eigene Notizen und dem liebevollen Gesamtkonzept Lust aufs Selbermachen. Im dritten Band von Marina Boos' Reihe 'Jules Welt' steht dabei, entsprechend dem Titel 'Frühlingsglück und Gartenzauber', Frühlingshaftes auf dem DIY-Plan, während gleichzeitig Freundschaften auf die Probe gestellt und neue und alte Geheimnisse gelüftet werden. Jule ist in Müggebach heimisch geworden: Ihre Beziehung zu Freund Mika ist glücklich, ihr Kreativ-Café läuft hervorragend, und sie sammelt bereits Ideen für das einjährige Jubiläum. Zusammen mit einem Kindergarten arbeitet sie an einem Gartenprojekt, sie richtet die Übergangswohnung ein, damit sie und Mika bald ihr eigenes Heim haben, und jeden Monat lässt sie sich ein inspirierendes Do-it-yourself-Projekt für ihr Café einfallen. Unter den blühenden Zweigen des Mirabellenbaums im Garten des Kreativ-Cafés ?Lindenblüte? werden Seedbombs gebastelt, Windskulpturen angefertigt oder Naschgärten angelegt, und auch das Kochen und Backen kommt in Jules Welt natürlich nicht zu kurz. Als die Architektin Cora, eine von Jules besten Freundinnen aus Studientage, unerwartet vor ihrer Tür steht, kommt Jule das zunächst wie gerufen - helfende Hände kann sie immer gut brauchen. Bei einer Renovierungsaktion finden die beiden in einem Versteck alte botanische Zeichnungen und Blätter mit gepressten Pflanzen, die mit Initialen versehen sind. Ihre Neugier wird geweckt. Wer mögen W.S. und H.D. nur gewesen sein? Doch noch mehr Fragen treiben Jule um: Warum weigert sich ihre Großmutter Wilhelmine, auch nur einen Fuß in die alte Heimat zu setzen, obwohl sie doch Jule ursprünglich darauf gebracht hat, die 'Lindenblüte' neu zu eröffnen? Und warum findet Cora andererseits immer neue Gründe, Müggebach nicht zu verlassen? 'Ein Crossover aus Roman und Bastelbuch. Klingt seltsam, ist es aber nicht. Es ist gelungen.' Land erleben 'Ein Buch, das von dem wunderbaren Gefühl erzählt, etwas selbst zu schaffen und den Erfolg zu genießen. Und es zeigt uns mal wieder, dass es sich lohnt, seinen Weg zu gehen und seinem Herzen zu folgen.' Petra (Buch-Extra)

Marina Boos wurde 1981 in Baden-Württemberg geboren. Mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie sehr dörflich am Rand der Elfringhauser Schweiz. Nach ihrem Studium arbeitete sie für mehrere Jahre in Öffentlichen Bibliotheken. Dort kümmerte sie sich um Naturwissenschaften, Technikprobleme, Schüler und ein riesiges Regal mit Koch-, Bastel- und Handarbeitsbüchern. Sie spinnt und webt nicht nur Wörter zu Geschichten, sondern auch Wolle zu Schals und Decken.

Freundschaft ist weit tragischer als Liebe. Sie dauert länger.‹ Wie findest du das Zitat, Jean?«

»Ni schlech«, murmelte Jean. »Chool.« Er war kaum zu verstehen, weil er sich zwei Buntstifte zwischen die Zähne geklemmt hatte.

»Ist von Oscar Wilde.« Jule legte das Zitatebuch zur Seite. Sie saß im Schneidersitz auf der breiten Durchreiche zwischen der Küche und dem Garten ihres kleinen Cafés Lindenblüte. »So. Entscheidung gefallen. Das nehme ich.«

Sie griff zu ihrem neuen Skizzenbuch, schlug die erste Seite auf und notierte Zitat und Datum in Schönschrift. Die königsblaue Tinte glänzte feucht. Gebannt beobachtete Jule die faszinierende Verwandlung, bei der die Tinte in das Papier einfloss, sich mit den Zellulosefasern verband, ganz langsam trocknete und einen matten Ton annahm.

Tinte, das verkörperte in ihren Augen Ruhe und Gelassenheit. Im Gegensatz zu Kugelschreiber oder Bleistift entschleunigte sie das Schreiben. Dieses Gefühl, die Gedanken im wahrsten Sinn des Wortes auf das Papier fließen zu lassen, erinnerte sie an ihre Zeit in Japan. Wie sehr hatte sie dort die ruhige Hand eines Kalligrafen bewundert, seine Wertschätzung für das Papier, für die Tinte und für die Worte. Genauso wollte Jule es halten und dieses Buch sorgsam behandeln. Jede Woche würde sie seine Seiten mit einer neuen Zeichnung von einem leeren Blatt in eine Erinnerung verwandeln und das beginnende Jahr in Bildern festhalten.

Jean nahm kurz die Stifte aus dem Mund und schaute von seinem eigenen Zeichenblock auf. »Vielleicht sollte ich auch mal wieder ein paar alte Freunde anrufen. Man verliert sich zu schnell aus den Augen. Und im Nu ist einem die Zeit wie Sand zwischen den Fingern durchgeflossen.«

Jule lächelte. »Ja, das habe ich mir unlängst auch gedacht. Deshalb haben wir das jetzt auch endlich angeleiert. Also, Cora, Maike und ich.«

»Mweer?«, brummelte Jean, der sich die Stifte wieder zwischen die Zähne geklemmt hatte und lange Striche auf das Papier warf.

»Habe ich dir wirklich noch nichts von denen erzählt?« Jule rückte den Block auf ihren Knien zurecht.

Jean schüttelte den Kopf.

»Meine ältesten und besten Freundinnen. Wir kennen uns seit einer Ewigkeit, sind durch dick und dünn gegangen und haben in einer gemeinsamen Wohnung in Frankfurt gelebt. Wir haben einfach alles zusammen gemacht: Reisen, lernen, Partys, lange Abende voller Gespräche. Wir waren mehr Schwestern als Freundinnen.«

Mit einem Seufzer ließ Jule den Block sinken und schaute hinaus, in den nebelverhangenen Garten der Lindenblüte.

Jean kritzelte konzentriert. Er schien nur mit halbem Ohr zuzuhören. »Mhrm. Romntisch.«

Jule seufzte noch einmal und sortierte ihre Zeichenstifte, die in zwei mit buntem Kies gefüllten Marmeladengläsern steckten. »Romantisch? Hm. Irgendwie schon. Die beiden bedeuten mir sehr viel, und sie fehlen mir sehr. Es wird Zeit, dass wir uns endlich wiedersehen.«

»Hawt ehr och feft verfabred?«

Jule strahlte. »Oh ja, das haben wir! Ob ich das irgendwie im Bild einfangen kann? Diesen Neujahrsmorgen, die Freundschaft und was sie mir bedeutet?«

»Mlar«, nuschelte Jean, spuckte die Stifte aus und fuhr sich durch die Haare. Um die Augen herum sah er ein wenig müde aus, dennoch saßen das Haar und Rockabilly-Jeans und -hemd tadellos. »Denk nicht so viel drüber nach. Lass es fließen!Das ist der Augenblick!Das ist die pure Emotion. Hol die Bilder aus dir heraus, lass die Inspiration durch dich hindurchströmen. Du hast so viel Routine, du brauchst nicht mehr über jedem Strich zu grübeln, deine Finger wissen, was zu tun ist. Aber du musst diese Denk-Jolanda ausschalten, die zwischen deinen Emotionen und deinen Fingern sitzt. Es gibt nur deine Gefühle und deinen Stift – Swischswisch!«

Er warf das Blatt hinter sich, wedelte mit einem Rotstift wie mit einem scharfen Degen und stürzte sich dann auf das nächste leere Blatt wie D’Artagnan auf die Schergen des Kardinals. Sein wilder, verhangener Blick glitt vom Papier in den Garten und vom Garten auf das Papier. Zu seinen Füßen bedeckten die Skizzen den Küchenboden wie bunter Schnee.

Eigentlich hatte die Lindenblüte heute geschlossen und Jean, der Koch, frei.

Aber Jean war eben Jean, spontan und stets voller Ideen, und so hatte Jules Smartphone schon kurz nach acht eine Nachricht empfangen, die vor lauter Vorschlägen nur so überquoll.

Jules Blick wanderte ebenfalls durch das große Fenster hinaus in den Garten. Wie so oft am Neujahrsmorgen war es kalt, ohne wirklich winterlich zu sein. Eine klamme, feuchte Kälte hing über dem Rasen und verhüllte die Obstbäume. Hinter dieser Nebelwand versteckte sich ein letzter Rest Nacht, der sich langsam zurückzog.

Jule tippte mit dem Bleistift auf dem Block herum und ließ die Stimmung auf sich wirken. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie den völlig der Kunst zugewandten Jean, der wie in Trance zeichnete und kolorierte. Jean war mehr als ein Mitarbeiter für sie, er war eine verwandte Künstlerseele und auf dem besten Weg, ein guter Freund zu werden.

Es gibt nur mich und meinen Bleistift. Und es gibt den Anfang. Ohne Anfang kein Flow.

Sie rückte ihren kuscheligen Wollponcho zurecht und setzte die Bleistiftspitze auf das Papier.

Vollkommen egal, ob diese erste Zeichnung des Jahres ungelenk wurde. In zwanzig Jahren würde sie froh sein, nicht