Kapitel 3
Halte deine Freunde dicht bei dir
Wir kamen am nächsten Tag kurz vor Sonnenuntergang wieder in Fraser’s Ridge an und stellten fest, dass uns ein Besucher erwartete. Major Donald MacDonald, bis vor kurzem Offizier der Armee Seiner Majestät und bis vor noch kürzerem Mitglied der persönlichen Reitergarde Gouverneur Tryons, saß auf der Eingangstreppe, meine Katze auf dem Schoß und einen Krug Bier an seiner Seite.
»Mrs. Fraser! Stets zu Diensten, Ma’am«, rief er herzlich, als er mich kommen sah. Er versuchte aufzustehen, keuchte dann aber auf, weil Adso dem Major aus Protest gegen den Verlust seines gemütlichen Nestes seine Krallen in die Oberschenkel schlug.
»Bleibt sitzen, Major«, sagte ich mit einer hastigen Geste. Er ließ sich mit einer Grimasse wieder nieder, sah jedoch großmütig davon ab, Adso ins Gebüsch zu schleudern. Ich trat auf die Treppe und setzte mich mit einem Seufzer der Erleichterung neben ihn.
»Mein Mann versorgt nur eben die Pferde; er wird gleich da sein. Ich sehe, dass sich schon jemand um Euch gekümmert hat?« Ich wies lächelnd auf das Bier, das er mir prompt mit einer galanten Geste anbot, nachdem er den Rand des Kruges an seinem Ärmel abgewischt hatte.
»O ja, Ma’am«, versicherte er mir. »Mrs. Bug hat sich peinlichst um mein Wohlergehen bemüht.«
Um nicht unhöflich zu erscheinen, nahm ich das Bier entgegen, das, offen gestanden, eine Wohltat war. Jamie hatte es eilig gehabt, heimzukommen, und wir hatten seit der Morgendämmerung im Sattel gesessen und nur gegen Mittag eine kurze Erfrischungspause eingelegt.
»Es ist ein ganz exzellentes Gebräu«, sagte der Major und schmunzelte, als ich nach dem Trinken mit halb geschlossenen Augen ausatmete. »Womöglich Eure eigene Herstellung?«
Ich schüttelte den Kopf und trank noch einen Schluck, bevor ich ihm den Krug zurückreichte. »Nein, Lizzies. Lizzie Wemyss.«
»Oh, Eure Leibeigene; ja, natürlich. Werdet Ihr mein Lob an sie weiterreichen?«
»Ist sie denn nicht hier?« Ich blickte überrascht zur Tür hinter ihm. Um diese Tageszeit hätte ich Lizzie in der Küche bei der Zubereitung des Abendessens erwartet, doch sicher hatte sie von unserem Eintreffen gehört und war draußen. Jetzt, da ich darauf achtete, bemerkte ich auch keine Kochgerüche. Natürlich hatte sie nicht wissen können, wann mit uns zu rechnen war, aber …
»Mm, nein. Sie ist …« Der Major runzelte angestrengt die Stirn, als er sich zu erinnern versuchte, und ich fragte mich, wie voll der Krug gewesen war, bevor er sich darüber hermachte; jetzt waren nur noch ein paar Zentimeter darin. »Ah, ja. Sie ist mit ihrem Vater zu den McGillivrays gegangen, hat Mrs. Bug gesagt. Um ihren Verlobten zu besuchen, glaube ich?«
»Ja, sie ist mit Manfred McGillivray verlobt. Aber Mrs. Bug –«
»– ist im Kühlhaus«, sagte er und deutete zu dem kleinen Schuppen hinauf. »Es ging um Käse, hat sie, glaube ich, gesagt. Mir wurde höchst großzügig ein Omelett zum Abendessen vorgeschlagen.«
»Ah.« Ich entspannte mich jetzt ein bisschen mehr, und der Staub des Rittes setzte sich, gemeinsam mit dem Bier. Es war wunderbar, nach Hause zu kommen, obwohl das Gefühl des Friedens etwas Beklommenes an sich hatte, da es von der Erinnerung an die niedergebrannte Hütte beeinträchtigt wurde.
Ich ging davon aus, dass Mrs. Bug ihm erzählt hatte, wieso wir unterwegs waren, doch er erwähnte den Grund mit keinem Wort – genauso wenig wie den seiner Anwesenheit in Fraser’s Ridge. Natürlich; wie es sich geziemte, würde alles Geschäftliche auf Jamie warten. Mir als Frau würden in der Zwischenzeit makellose Höflichkeit und Neuigkeiten aus der Gesellschaft zuteilwerden.
Ich konnte Konversation betreiben, aber ich musste darauf vorbereitet sein; es war kein angeborenes Talent.
»Äh … Eure Beziehungen zu meiner Ka