: Stefano Micali, Thomas Fuchs
: Angst Philosophische, psychopathologische und psychoanalytische Zugänge
: Verlag Karl Alber
: 9783495818596
: 1
: CHF 27.30
:
: Allgemeines, Lexika
: German
: 231
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Angst gilt als Grundbefindlichkeit des Menschseins. In der Philosophiegeschichte kann man keinen anderen Affekt finden, dem eine solch fundamentale Funktion für die Entstehung etwa von Religion, Sprache oder selbst des Staates zugesprochen wurde. Zugleich stellt das Phänomen der Angst eine der schwierigsten Herausforderungen der anthropologischen Untersuchungen dar: Es gibt in der Welt nichts Zweideutigeres als die Angst (Kierkegaard). Wovor ängstigt man sich? Ist die Angst gegenstandslos? Oder verweist sie indirekt auf eine sich entziehende Quelle? Ist diese Quelle in der Phantasie oder in der Wahrnehmung verankert? Birgt die Angst eine Möglichkeit zum authentischen Selbstsein? Oder ist sie primär ein Ausdruck von unbewussten Triebdynamiken? Wie lässt sich eine Grenze zwischen normaler und pathologischer Angst ziehen? Wie kann man Ängste beherrschen? Die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes beschäftigen sich mit diesen Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven und Disziplinen. Neben dem Dialog zwischen Philosophie und Psychotherapie werden kulturwissenschaftliche und theologische Ansätze berücksichtigt, um die Angst als Ausdrucksgestalt eines affektiven Selbst- und Weltverhältnisses zu untersuchen. Mit Beiträgen von Emil Angehrn, Hartmut Böhme, Michael Bongardt, Jagna Brudzinska, Arne Grøn, Hermann Lang, Alice Holzhey-Kunz, Stefano Micali, Enno Rudolph und Magnus Schlette.

Stefano Micali, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Assistent an der Klinik für Allgemeine Psychiatrie - Universitätsklinikum Heidelberg und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Theologie und Naturwissenschaft bei der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg. Thomas Fuchs, Prof. Dr. med. Dr. phil., ist Karl-Jaspers-Professor für Philosophische Grundlagen der Psychiatrie an der Universität Heidelberg. Dort leitet er die Sektion"Phänomenologisch Psychopathologie und Psychotherapie". Er ist einer der Leiter der Sektion"Philosophische Grundlagen" der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN). Professor Dr. Emil Angehrn, geb. 1946, Studium der Philosophie, Soziologie und Volkswirtschaftslehre in Löwen und Heidelberg, Promotion 1976 in Heidelberg, Habilitation 1983 an der Freien Universität Berlin, 1989 Professor für Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a.M., seit 1991 Professor für Philosophie an der Universität Basel. 2000-2004 Mitglied des Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds. 2004-2007 Dekan/Prodekan der Philosophisch-Historischen Fakultät.
Inhalt8
Vorwort10
Angst als Grundproblem der Philosophie12
Der Anfang des Denkens – Staunen und Angst12
Die Angst des Menschen – Unbestimmtheit und Freiheit17
Ambivalenzen des Denkens – Zwischen Metaphysik und Metaphysikkritik21
Jenseits der Angst? Menschsein und Philosophie25
Literatur27
Angst als Erschütterung29
I. Angst als gebannte Ruhe in Was ist Metaphysik?30
1. Heideggers Begriff des Nichts31
2. Heideggers Begriff des Nichts im Kontext der metaphysischen Tradition38
3. Das Phänomen der Angst41
II. Angst als Erschütterung46
Literatur55
Zweideutigkeiten der Angst57
Zweideutigkeit57
Was ein Mensch ist60
Möglichkeit der Freiheit62
Angst als Selbsterschließung66
Zweideutigkeit der Angst: Aktivität und Passivität67
Literatur69
Angst als Preis der Freiheit71
Vorbemerkung71
I. Haltlose Freiheit als Quelle der Angst: Sartre72
1. Dasein und Bewusstsein72
2. Der Tod ist keine »Möglichkeit«73
3. Ethik wider Willen74
II. Politik statt Ethik76
Exkurs: Zeit und Freiheit77
III. Abschluss: Orest77
Coda79
Literatur80
Das Nichts, das uns unbedingt angeht81
Kierkegaards Abgrund82
Gebrochene Herrschaft86
Tillichs Offenbarung90
Literatur97
Die Enge des Lebens99
Einführung99
Grundstruktur der Angst100
Gegenstände der Angst – Angst und Furcht103
Biologische und anthropologische Grundlagen105
Einzelne Formen des Angsterlebens108
Die existenzielle Angst bei Sartre113
Die Angst um den Anderen bei Levinas116
Zusammenfassung117
Literatur117
Angst als philosophische Erfahrung und als pathologisches Symptom120
1. Die Angst als philosophische Erfahrung120
1.1 Angst und Furcht in der Umgangssprache und in der Psychiatrie120
1.2 Angst und Furcht in der Existenzphilosophie121
1.3 Seinserfahrung und Seinsverständnis124
1.4 Die traumatische Qualität der Angst127
1.5 Furcht oder Angst vor Tod und Freiheit130
2. Angst als pathologisches Symptom133
2.1 Das Leiden an irrealen Befürchtungen als ein Leiden an der Angst134
2.2 Hellhörigkeit als Auszeichnung und als Überforderung135
2.3 Das Leiden an Angstsymptomen als eine agierende Verneinung der in der Angst erfahrenen Seinswahrheit136
a) Das Beispiel hypochondrischer Befürchtungen138
b) Das Beispiel der phobischen Vermeidung von Entscheidungen141
Literatur144
Das Phänomen Angst im Lichte der strukturalen Psychoanalyse146
Literatur156
Angst und Individuation157
1. Einleitendes zum Problem der Angst157
2. Die Angst in der Psychoanalyse Freuds161
3. Angst im Lichte des psychogenetischen Konfliktes – Individuation als Weg von der Angst zur Furcht167
4. Zeit und Phantasie im Angsterleben als Individuationsprozess – eine abschließende Betrachtung171
Literatur175
Die Angst der Selbstverwirklichung178
I. Einleitung178
II. Angst durch Selbstverwirklichung180
III. Selbstverwirklichung durch Angst182
IV. Von der Selbstverwirklichung durch Angst zur Angst durch Selbstverwirklichung192
Literatur196
Orale Dynamiken und die Angst (in der Religion)198
1. Die Doppelmatrix des Oralen198
2. Drei Figurationen des Schreckens201
3. Mischwesen der Angst206
4. Die Hölle und die Oralität208
5. »Ihre Zähne sind wie Speer und Pfeile«: Biblische Spuren oraler Wut und Angst211
6. Zähneknirschen: Bruxismus der Sünder213
7. Religion und Angst215
Literatur218
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren231