: Dr. Georg Toepfer, Francesca Michelini
: Organismus Die Erklärung der Lebendigkeit
: Verlag Karl Alber
: 9783495817476
: Lebenswissenschaften im Dialog
: 1
: CHF 36.40
:
: Allgemeines, Lexika
: German
: 327
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Der Begriff des Organismus steht am Anfang der Biologie und ist ein Kennwort dieser Disziplin. Die Systeme, die als Organismen beschrieben werden, sind die Lebewesen im Gegensatz zu den anorganischen Körpern. In historischer Perspektive hat der Organismusbegriff damit das antike Prinzip der Lebendigkeit, die Seele, abgelöst. Betont wird mit dem neuen Begriff die Entstehung der Lebensfunktionen aus der Interaktion aller Systemkomponenten - und nicht als Ergebnis einer zentralen Steuerung. Gegenwärtig, am Ende der genzentrierten Paradigmen und korrespondierenden Aufstieg der Systembiologie und synthetischen Biologie, erlebt der Begriff eine neue Konjunktur. Diese führt auch dazu, dass der Begriff verstärkt in andere Disziplinen ausstrahlt und umgekehrt seine Formung anhand von außerbiologischen Modellen von ganzheitlichen Systemen aus interdependenten Teilen, wie solchen von sozialen Verhältnissen und sprachlichen Relationen, deutlich wird. Mit Beiträgen von Olaf Breidbach, Tobias Cheung, John Dupré und Maureen A. O'Malley, Mathias Gutmann, Gottfried Heinemann, Hans Werner Ingensiep, Kristian Köchy, Ulrich Krohs, Manfred Laubichler, Martin F. Meyer, Ernst Müller, Stefano Poggi und Marianne Schark.

Georg Toepfer, Biologe und Philosoph, ist seit 2012 Leiter des Forschungsbereichs LebensWissen am Berliner Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL). Dr. Francesca Michelini ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Theoretische Philosophie und Mitglied des LOEWE Schwerpunkts"Tier - Mensch - Gesellschaft" an der Universität Kassel. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Philosophie der Biowissenschaften, Philosophische Anthropologie und Deutsche Klassische Philosophie. Prof. Dr. Gottfried Heinemann (geb. 1949) lehrt Philosophie an der Universität Kassel. Prof. Dr. rer. nat. Hans Werner Ingensiep lehrt Philosophie an der Universität Duisburg-Essen. Kristian Köchy ist Professor für Theoretische Philosophie am Institut für Philosophie der Universität Kassel mit einem Forschungsschwerpunkt in der Philosophie der Biowissenschaften und Bioethik.
Organismus1
Inhalt8
Georg Toepfer: Einleitung10
Martin F. Meyer: Organ und Organismus in der aristotelischen Biologie38
1. Frühgenese des Ausdrucks ???????40
2. Die Teile der Lebewesen als Organe45
3. Die Individuen als Organe der Spezies49
4. Ansätze zu einer Organismustheorie?55
Gottfried Heinemann: Sôma organikon. Zum ontologischen Sinn des Werkzeugvergleichs bei Aristoteles64
Hans Werner Ingensiep: Gibt es ein „Leben“ zwischen der Materie und Gott? Frühe kantianische Begriffe von „Leben“ und „Organismus“ und aktuelle Transformationen82
I. Dimensionen des Lebensbegriffs82
II. Kantische Positionsbestimmungen in der frühen Rezeption87
III. Postkantische Telos­Transformationen99
Tobias Cheung: Der Organismus-Begriff und die Innen-Außenwelt-Problematik um 1800: Brown, Hufeland und Treviranus112
1. Browns Erregbarkeitsprinzip113
2. Hufelands selbsttätiger Organismus119
3. Treviranus’ innere Gleichförmigkeit127
4. Schlussbemerkungen132
Ernst Müller: Organ, Organismus, Organisation bei Friedrich Schleiermacher134
1. ‚Organismus‘ in der Geselligkeitstheorie137
2. Organologische Begriffe in der Systematik der Ethik139
a. Organ als Werkzeug143
b. Organismus und höchstes Gut146
3. Organologische Begriffe in der Staatstheorie147
4. ‚Organismus‘ in Theologie und Kirche150
Stefano Poggi: Bild und Abstraktion. Zwischen Ästhetik und Biologie in Deutschland, 1880–1930152
Kristian Köchy: Organismen und Maschinen. Das historische Fallbeispiel der Debatte von Plessner, Driesch und Köhler164
1. Sind Organismen Maschinen?164
2. Die historische Konstellation: Plessner, Driesch und Köhler167
3. Die systematischen Positionen I: Plessners Rekonstruktion171
4. Die systematischen Positionen II: Drieschs Argumente174
5. Plessners Erweiterung dieser „Lösung“181
6. Ergebnisse und Anwendungen185
Mathias Gutmann: Individuen in der Biologie? Einige methodologische Reflexionen190
1. Individuen als Funktionsgefüge192
2. Selbstorganisierer als Herausgegriffene195
3. Herausgreifen und Anfangen198
4. Das Einheit­Sein als kategoriales Problem200
5. Vom Teil zur Struktur, vom Lebewesen zum Organismus203
6. Individuation in Praxen208
7. Zur Strukturierungsrelativität biologischer Individuen210
8. Zum Schluß: das Problem der Zwecke213
Marianne Schark: Der Organismusbegriff, der Lebewesenbegriff und die Frage der Naturalisierbarkeit des Funktionsbegriffs214
1. Zu den Begriffen „Lebewesen“ und „Organismus“214
2. Der Organismusbegriff enthält eine funktionale Bedeutungskomponente216
3. Die begriffliche Herausforderung für die Erläuterung der biologischen Verwendung des Funktionsbegriffs: Keine Funktionen ohne Zwecke217
4. Über die Schwierigkeiten, in die die Übertragung des Artefakt-Modells von Funktionalität auf Organismen führt220
5. Reaktionen auf die Schwierigkeiten, in die die Übertragung des Artefakt­Modells von Funktionalität auf Organismen führt222
5.1 Zur Naturalisierung des Funktionsbegriffs223
5.2 Ein alternativer Kontext der Funktionszuschreibung228
Ulrich Krohs: Der Organismusbegriff als epistemisches Werkzeug238
Einleitung238
1. Der schwache Organismusbegriff239
2. Starke Begriffe des Organismus243
3. Lebewesen und der starke Organismusbegriff247
4. Die epistemische Rolle des starken Organismusbegriffs251
5. Schluss254
Danksagung255
John Dupré und Maureen A. O’Malley: Varianten des Lebendigen. Leben am Schnittpunkt von Stammlinie und Metabolismus256
1. Kollaboration und die Vielfalt des Lebens258
2. Ein Spektrum biologischer Wesen263
2.1 Prionen263
2.2 Plasmide265
2.3 Organellen267
2.4 Viren270
2.5 Endosymbionten277
2.6 Reduzierte extrazelluläre Symbionten280
2.7 Einzellige Organismen und einzelne Zellen283
2.8 Mehrzellige Organismen284
3. Merkmale lebendiger biologischer Wesen288
3.1 Übliche Kriterien des Lebens288
3.2 Neubestimmung der Kriterien des Lebens292
4. Autonomie und die Ursprünge des Lebens295
Olaf Breidbach: Die Bedeutung des Organismusbegriffs in der rezenten Biologie300
I. Problemexposition300
II. Problemexemplifizierung307
III. Lösungsansätze312
a) Organisation als Überlagerung von funktionellen Strukturen312
b) Spezifität des Organischen318
c) Freiheitsgrade in einer differenziert kompartimentierten Systematik von Reaktionsgefügen319
Autorinnen und Autoren324