: Martin Böhnert, Kristian Köchy, Matthias Wunsch
: Philosophie der Tierforschung Band 2: Maximen und Konsequenzen
: Verlag Karl Alber
: 9783495811313
: 1
: CHF 27.30
:
: Allgemeines, Lexika
: German
: 375
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Die Tierphilosophie ist eines der lebendigsten Felder der Gegenwartsphilosophie. Im Mittelpunkt stehen bislang die Frage nach dem Geist der Tiere, das Problem des Tier-Mensch-Unterschiedes und die Themenfelder der Tierethik. Die auf drei Bände angelegte Philosophie der Tierforschung wirft einen neuen Blick auf dieses Gebiet und ergänzt es durch eine stärkere Berücksichtigung des gesamten Kontextes der naturwissenschaftlichen Tierforschung, inklusive der philosophischen Hintergrundannahmen, der Forschungsverfahren und -orte (Labor/Feld), der Handlungslogiken, Denkstile und Sprachspiele der Forscherkollektive sowie der jeweils ausgewählten Modellorganismen. Nachdem der erste Band 'Methoden und Programme' der Verhaltensforschung historisch und systematisch diskutierte, stellt der zweite Band unter dem Titel 'Maximen und Konsequenzen' mögliche soziale und ethische Konsequenzen in den Mittelpunkt. Dabei werden sowohl die kulturellen Deutungen biologischer Befundlagen als auch die aus biologischen Erkenntnissen und deren Deutung resultierenden ethischen Implikationen zur Sprache gebracht. Zugleich geht es immer auch um die Frage, ob und wieweit Ethik und Kultur selbst biologische Wurzeln haben. Mit Beiträgen von Andreas Aigner, Arianna Ferrari, Herwig Grimm, Hans-Werner Ingensiep, Ute Knierim, Peter Kunzmann, Volker Sommer, Dirk Westerkamp und Markus Wild.

Martin Böhnert ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Theoretische Philosophie der Universität Kassel; Kristian Köchy ist Leiter dieses Fachgebietes; Matthias Wunsch führt dort angegliedert sein eigenes DFG-Projekt"Personale Lebensform und objektiver Geist" durch. Alle drei Herausgeber sind Mitglieder des vom Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst geförderten interdisziplinären LOEWE Forschungsschwerpunkts"T er - Mensch - Gesellschaft" an der Universität Kassel.
Methoden und Programme1
Inhalt8
Kristian Köchy, Matthias Wunsch, Martin Böhnert: Einleitung: Philosophie der Tierforschung. Die methodologische Signatur von Forschungsprogrammen10
Eve-Marie Engels: Tierforschung, Anthropologie und Ethik im Horizont von Darwins Abstammungstheorie. Darwins wissenschaftliche und philosophische Revolution22
1. Der Context of Discovery von Darwins Theorie23
2. Theoriewerkstatt – Tiere und Menschen in Darwins frühen Notizbüchern30
3. Darwins Abstammungstheorie39
4. Darwins Wissenschaftstheorie und Forschungsmethode44
5. Darwins Vergleichende Verhaltensforschung, Anthropologie und Ethik55
5.1. Die Abstammung des Menschen von anderen Tieren und sein moralischer Sinn61
5.2 Der Ausdruck der Gefühle beim Menschen und bei Tieren68
6. Konsequenzen für Vergleichende Tierpsychologie, Verhaltensforschung und Tierethik73
Kristian Köchy: ‚Scientist in Action‘: Jean-Henri Fabres Insektenforschung zwischen Feld und Labor82
1. Fabres Wissenschaft als ‚Forschungsprogramm‘82
2. Vom Freiland zum Labor und zurück: Fabres Insektenlabor als ‚Laboratop‘86
3. „Theorien waren nie mein Fall“: Beobachtung, Experiment und Darwinismus-Kritik102
4. „Das Vorauswissen, das nichts von sich weiß“: Fabres Insekten als Instinktwesen112
5. „Der magische Mantel der Sprache“: Vom wissenschaftlichen Protokoll zum poetischen Text126
6. Die romantische Metaphysik im Herzen von Fabres positivistischer Methodologie und die Wirkung auf die Lebensphilosophie Bergsons132
Martin Böhnert und Christopher Hilbert: C. Llyod Morgan’s Canon. Über den Gründervater der komparativen Psychologie und den Stellenwert epistemischer Bedenken150
Einleitung150
1. Morgan’s Canon und seine Auslegungen – eine charakteristische Auswahl152
2. Morgan’s Canon und sein Kontext160
a) Hypothesis of Scientific Monism167
b) Doubly Inductive Process170
3. Morgan’s Canon und seine Relevanz173
4. Die ‚Fairly­Variante‘ des Canon176
Resümee180
Heiner Fangerau: Tierforschung unter mechanistischen Vorzeichen. Jacques Loeb, Tropismen und das Vordenken des Behaviorismus184
1. Jacques Loebs Forschung188
2. Loeb und seine Labororganismen193
3. Von der Beobachtung zur Manipulation und teilnehmenden Kontrolle197
4. Die Gestaltung des Labortiers200
5. Mechanismus und tierische Akteure204
Carlo Brentari: Jakob von Uexkülls Theorie der tierlichen Handlung zwischen Neovitalismus und Vergleichender Verhaltensforschung210
1. Einführung210
2. Die planmäßige Wirkung der Impulse: Uexkülls erste Theorie der tierlichen Handlung214
2.1 Der theoretische Rahmen: eine planmäßige Umwelttheorie214
2.2 Uexkülls neovitalistische Handlungstheorie218
2.3 Die sechs Formen der tierlichen Handlung222
2.3.1 Die Reflexhandlung224
2.3.2 Die Formhandlung224
2.3.3 Die Instinkthandlung225
2.3.4 Die plastische Handlung227
2.3.5 Die Erfahrungshandlung228
2.3.6 Die kontrollierte Handlung229
2.4 Schlussbemerkungen zu Uexkülls erster Handlungstheorie230
3. Von der Physiologie zum beobachtbaren Verhalten der höheren Tiere231
4. Schlussbetrachtungen239
Gerald Hartung und Matthias Wunsch: Tierforschung im Horizont der Gestalttheorie. Wolfgang Köhlers Experimente zum Verhalten von Schimpansen242
1. Die Anfänge der Gestalttheorie243
2. Die Gestalttheorie, insbesondere die Positionen Wertheimers und Köhlers249
3. Köhlers Studien zur Tierpsychologie im Horizont der Gestalttheorie255
4. Gestalttheorie als Theorie der Gesamtwirklichkeit268
5. Zu tatsächlichen und möglichen Wegen der Rezeption von Köhlers Arbeiten zur Verhaltensforschung und Gestalttheorie273
Matthias Wunsch: Instinktverhalten bei Tieren. Die Debatte zwischen Konrad Lorenz und Daniel Lehrman278
1. Zur methodologischen Signatur von Lorenz’ Forschungsansatz281
2. Das New Yorker Department of Animal Behavior und Lehrmans „Critique of Konrad Lorenz’s Theory of Instinctive Behavior“292
3. Erstes Zusammentreffen von Lorenz und Lehrman: Antwort auf Kritik, Aufklärung von Missverständnissen und eine mögliche Einigung303
4. Tinbergens versuchter Brückenschlag beim zweiten Zusammentreffen und Lorenz’ Ausweitung der Kampfzone311
5. Lehrmans Schritt auf die Metaebene der Debatte323
6. Vermittlungen und Fortsetzungen331
Randolf Menzel: Von der reduktionistischen zur kognitiven Verhaltensbiologie. Wie Verhaltensbiologen über Kognition bei Tieren streiten – Forschungen über die Navigation bei Insekten342
1. Das experimentelle Paradigma345
2. Was soll erklärt werden?349
3. Die elementaren Erklärungen349
4. Die kognitive Erklärung351
5. Einwände gegen die kognitive Erklärung352
6. Der Weg ins Gehirn355
7. Das Parsimonie­Argument361
8. Intentionalität364
9. Zusammenfassung369
Autorinnen und Autoren372