Mein Alltag als Symbol
Die großen Beschwerden ans Universum
Ungerechtigkeit
Warum ist das Leben so ungerecht (zu mir)? Das ist nicht fair!
Im Namen der Gerechtigkeit sind schon viele Kriege geführt und Aufstände geprobt worden. Für Gerechtigkeit steht das Venusprinzip, zu dem auch das Symbol der Justitia mit den verbundenen Augen und der Waage in der Hand gehört. Es will ausdrücken, dass zum Schluss jedem Recht widerfährt, und zwar ohne Ansehen der Person. Dafür steht im Christentum das Jüngste Gericht. Im alten Ägypten war es die Göttin Maat, die das Herz jedes Verstorbenen wog. Wessen Herz als zu leicht befunden wurde, der musste das Nichtgelernte nachholen; seine Seele wurde zurückgeschickt, um ein Leben zu leben, das dem Herzen mehr Gewicht gibt.
Kann ich selbst diesen Bildern gerechten Abwägens und Ausgleichens trauen, und kann ich entspannen in dem Wissen, dass das Schicksal schon für Gerechtigkeit sorgt?
In der Lebensphilosophie des Ostens wird dies durch die Karmalehre ausgedrückt und in der christlichen Kultur des Westens durch den alttestamentarischen Satz »Auge um Auge, Zahn um Zahn«.
Gehöre ich zu den Menschen, die ungeduldig sind und alles jetzt sofort wollen, auch Gerechtigkeit?
Da jeder Mensch, wie schon in der Einleitung angedeutet, nur relativ kurze Zeiträume überblickt, erscheint mir vieles ungerecht, was im Rahmen einer weiteren Perspektive durchaus gerecht ist. Das Gesetz vonactio =reactio besagt, dass alles immer auf Ausgleich hinausläuft.
Wo bin ich selbst ungerecht, weil zu kurzfristig denkend, obwohl ich mich im Recht wähne? Kann ich verstehen und akzeptieren, dass derjenige, der jetzt mehr geben muss, als er nehmen kann, irgendwann mehr genommen als gegeben haben muss. Und dass die scheinbare Ungerechtigkeit bereits der unvermeidliche Ausgleich ist, oder dass dieser Ausgleich später folgen wird?
Bei jeder Klage über die Ungerechtigkeit des Lebens oder auch nur über eine einzige Lebenssituation sollte ich mich aufgefordert fühlen, den eigenen Horizont zu erweitern und mehr Überblick zu gewinnen. Würde ich schlussendlich die Kette der Leben überschauen, könnte ich keine Ungerechtigkeiten mehr finden; diesbezüglich sind sich alle Religionen und Weisheitslehren einig. Wenn ich von Ungerechtigkeit ausgehe und überzeugt bin, ihr Opfer zu sein, habe ich die Zusammenhänge noch nicht genügend verstanden, aber ich habe die Chance, mich mit den Schicksalsgesetzen und den Spielregeln des Lebens auszusöhnen.
Wie sieht mein Lernstoff aus? Drücke ich mich vor Aufgaben, die ich mir jetzt zumuten sollte, um persönlich weiter zu wachsen? Was müsste ich anpacken?
Es ist sogar eine ausgesprochen faire Sache, wenn ich nur mit dem konfrontiert werde, was ich gerade zu lernen habe, und nicht auch noch mit den Inhalten, die ich schon längst beherrsche oder die viel zu fortgeschritten für mich sind.
Wo stehe ich? Wer steht mir bei, meine mir vom Schicksal aufgegebenen Lektionen zu lernen? Was darf ich mir zutrauen?
Ich sollte forschend lernen zu durchschauen, warum so vieles an mir vorbeiläuft beziehungsweise wie ich es angestellt habe, dass es so wirkt oder sich für mich so zeigt. Wir neigen fast alle dazu, den Zeitrahmen zu eng zu fassen; das ist eine grundsätzliche Thematik bei vielen Klagen.
Urprinzipieller B