1. KAPITEL
„Was sagen Sie da? Ich habe eine Schwester?“ Ian Bradford sprang auf und starrte den grauhaarigen Anwalt an, der hinter seinem Mahagonischreibtisch thronte. „Das muss ein Irrtum sein.“
Richard Jenkins war schon der Familienanwalt, seit Ian sich erinnern konnte, und galt eigentlich als zuverlässig. Allerdings hatte er weniger mit ihm zu tun gehabt als sein Vater.
„Es ist die Wahrheit, Ian. Hier habe ich die Kopie der Geburtsurkunde.“
Ian riss dem Anwalt förmlich das Dokument aus der Hand. Der Herzinfarkt seines Vaters war schon schlimm genug, aber nicht zu vergleichen mit dem Schock, den diese Mitteilung bei ihm auslöste. „Zwei Jahre alt ist das Kind?“
„Fast drei Jahre“, verbesserte Jenkins ihn.
„Um Himmels willen, macht das einen Unterschied? In jedem Fall war mein Vater zu der Zeit weit über sechzig.“
„Das Interesse am Sex hört schließlich nicht mit vierzig auf“, bemerkte Jenkins etwas verstimmt.
Ian stieß ein verbittertes Lachen aus. „Das trifft sicherlich auf meinen alten Herrn zu.“ Wesley Bradford hatte mindestens die letzten dreißig Jahre seines Lebens unter der Midlifecrisis gelitten, war aber stolz darauf gewesen, dass es keiner Frau gelungen war, ihn nach seiner Scheidung wieder einzufangen.
„Hier steht, dass die Mutter des Kindes mit Namen Tiffany Moore erst 25 Jahre alt gewesen ist. Was ist das überhaupt für ein Name? Irgendwie erinnert er mich an eine Lampe.“ Ians Bemerkung klang ziemlich abwertend.
„Fünfundzwanzig? Nun ja, mein Vater hatte immer schon eine Vorliebe für sehr viel jüngere Frauen.“
„Ihr Vater hatte eine außergewöhnliche Ausstrahlung.“
„Mein Vater hatte viel Geld. Das machte seinen Charme aus. Sie können mir das getrost glauben, denn ich kannte ihn besser als jeder andere.“
Ian schaute sich die Geburtsurkunde wieder an. Wenn sein Vater wirklich so überzeugt davon gewesen wäre, dass es sein Kind war, warum trug es dann nicht seinen Namen? Für eine Frau war es ein leichtes, jemanden für den Vater ihres Kindes auszugeben. Ganz besonders, wenn eine erfolgreiche Firma im Hintergrund winkte. Dieses Kind und die berechnende Mutter hatten keinerlei Anrecht auf die Firma.
„Diese Angelegenheit muss geprüft werden“, murrte Ian. „Ich werde einen Bluttest verlangen.“
Jenkins schüttelte den Kopf. „Meiner Meinung nach hat Wesley alles getan, um sicher zu sein, dass er wirklich der Vater ist, bevor er Unterhalt für das Kind zahlte. Die Ergebnisse sind hier in dem Ordner.“
„Und was ist mit der Mu