: Engelbert Guggenberger
: In der Vertikale Was mich zwischen Himmel und Erde hält
: Styria Verlag
: 9783990404522
: 1
: CHF 20.70
:
: Religion/Theologie
: German
: 192
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Aktionspreis - gültig bis 30. April 2020 'Kaum jemals bin ich so bei mir wie während des Kletterns', sagt Engelbert Guggenberger, Generalvikar der Diözese Gurk. Aufgewachsen im Kärntner Lesachtal, bietet für ihn das Bergsteigen eine herausragende Möglichkeit, sich aktiv mit dem eigenen Leben auseinanderzusetzen. Er beschreibt ausgewählte, extreme Klettertouren und setzt deren Bewältigung mit Einstellungen und Haltungen, die sowohl beim Klettern als auch im Alltag und im Glauben eine zentrale Rolle spielen, in Beziehung.

ENGELBERT GUGGENBERGER (Dr., Generalvikar, Msgr.), geb. 1953, Studium an der Päpstlichen Universität Gregoriana, Rom. 1978 Priesterweihe. Kaplan, Pfarrer, Regens, Dechant. Seit 2008 Generalvikar der Diözese Gurk.

Mein Neffe Marian führt die Klettertradition unserer Familie fort.

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Alles beginnt mit
der Sehnsucht


AMPEZZANER DOLOMITEN

TOFANA DI ROZES | IL PILASTRO

Via Costantini-Apollonio

VI A0 (VII+) |530 m

Warum steigen Menschen auf die Berge? Schon oft wurde versucht diese Frage zu beantworten. Dieses und jenes wurden als Begründung angeführt. Die wahrscheinlich zutreffendste Antwort lautet: Weil sie da sind! Die Berge sind vorhanden und üben eine Faszination auf den Menschen aus. Dabei sind sie nicht das Einzige, was uns in unserer Welt den Atem raubt. Auch das Meer beispielsweise stellt ein Faszinosum dar. Als ich an einem Herbsttag als junger römischer Student zum ersten Mal in Ostia am Ufer des Tyrrhenischen Meeres stand, war ich sprachlos angesichts der Weite des Horizonts und der Urgewalt der donnernden Wasser.

Ähnlich ergeht es mir auch im Gebirge. Im Angesicht eines Berges bin ich oft zutiefst beeindruckt von der Masse an Fels, die sich vor mir versammelt, einem Bollwerk an Beständigkeit gleich. Mich fasziniert, wie sich die Blöcke gegen den Himmel türmen, als wären sie von unsichtbarer Riesenhand aufeinandergeschlichtet worden. Es raubt mir den Atem, wenn ich eine Felsnadel wie denCampanile Basso in der Brenta sehe, bei dem die Wände zu allen Seiten senkrecht ins Kar hinunterfallen. Dann genieße ich es, meinen Blick vom Wandfuß zum Gipfel wandern zu lassen, wo die Spitze eine solchen Turmes förmlich das Firmament berührt. Erstmals auf Berge gestiegen bin ich tatsächlich einfach, weil sie da waren. Als Sohn des Hüttenwirtes vomHochweißsteinhaus, einer Schutzhütte des Österreichischen Alpenvereins in den Karnischen Alpen, waren die Torkar- und Weißsteinspitzen und der Monte Peralba meine ersten unmittelbaren Nachbarn und mein nächstes landschaftliches Gegenüber. Schon als Kind war ich ihrer Faszination erlegen. Meine Eltern erzählten mir, dass ich im Alter von drei Jahren eines Tages morgens beim ersten Blick aus dem Fenster in unserem Haus in St. Lorenzen im Lesachtal, wo wir im Winter wohnten, voller Begeisterung ausrief:Inso Peralba! (Unser Peralba!). Die weiße Pracht unseres Hausberges hatte mich al