: Ocke Aukes
: Tod auf Borkum
: Emons Verlag
: 9783960411802
: 1
: CHF 8.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Während eines Theaterstücks des Rotary Club Borkum wird eine junge Frau ermordet. Was die Zuschauer zunächst für einen Teil der Aufführung halten, ist jedoch tödlicher Ernst - und ein Fall für Kommissar Busboom. Schleunigst macht er sich auf den Weg, um sich die Borkumer Honoratioren vorzuknöpfen. Doch auch für ihn selbst hält seine Lieblingsinsel nicht nur malerische Idylle bereit, sondern auch so manches verminte Terrain . . .

Ocke Aukes lebt seit ihrer Kindheit auf Borkum. Sie ist in der Touristikbranche tätig und hat bereits mehrere Kriminalromane veröffentlicht. Sie ist Mitglied im Syndikat.

DREI

Clubpräsident Freymuth Schultz war ein Mann, der viel und gern parlierte. Dabei drückte er sich gelegentlich sehr diffizil aus, insbesondere dann, wenn er zu Beginn eines Meetings clubrelevante Statements verkündete. Dessen ungeachtet wurde es nie langweilig, ihm zuzuhören. An diesem Nachmittag verschlug es ihm jedoch regelrecht die Sprache. Harald Sürken hatte ihn telefonisch von der Anzeige in Kenntnis gesetzt – und Schultz musste der Meinung seines Clubschriftführers zustimmen: Die Angelegenheit war ärgerlich. Warum hatte man ihn nicht rechtzeitig informiert? Es war eine Respektlosigkeit seinem Amt gegenüber, das er wie jeder Rotary-Präsident weltweit nur zwölf Monate bekleidete, ehe ein anderes Clubmitglied Präsident wurde.

Er versuchte, den Herausgeber von »Borkum-Aktuell« zu erreichen. Vergebens. Nur Richters Ehefrau bekam er an den Apparat. Sie klang reserviert und sparte an Worten, was für sie ungewöhnlich war. Er hegte den Verdacht, dass sie ihren Gatten verleugnete. Dennoch versprach sie, dass ihr Mann ihn auf jeden Fall vor Beginn des Meetings zurückrufen würde. Was aber nicht geschah. Den ganzen Nachmittag über wartete er darauf, dass Richter sich meldete. Am Ende des Tages war Präsident Schultz dermaßen empört darüber, immer noch keine Informationen erhalten zu haben, dass seine Laune von Minute zu Minute sank. Viel zu früh und hochgradig verärgert machte er sich auf den Weg.

Nicht zu wissen, was im Club vor sich ging, war unsäglich. Er hatte deswegen sogar mit seiner Ehefrau gezankt und sie, kurz bevor er das Haus verließ, angefahren, nur weil sie eine umgeknickte Ecke seines Hemdkragens für ihn zurechtgezupft hatte.

Nun erreichte er bereits um neunzehn Uhr dreißig, eine halbe Stunde vor Beginn der normalen Rotary-Meetings, die Strandvilla. Er hoffte, den Clubmeister dort anzutreffen, der, soweit Gerätschaften für einen Vortrag benötigt wurden, für deren Aufbau zuständig war. Präsident Schultz konnte sich vorstellen, dass für ein Krimispiel einiges an Requisiten gebraucht wurde.

Im Empfangsbereich nickte ihm die Rezeptionistin zur Begrüßung freundlich zu. Im angeschlossenen Restaurant waren die Tische leer. Die Mitarbeiter des Hotels räumten bereits auf. Er durchquerte das Restaurant, das sich über die Länge eines Straßenblocks erstreckte und von der Hindenburgstraße bis zur Viktoriastraße reichte. Von allen Plätzen aus hatte man einen phantastischen Blick auf den Leuchtturm. Er passierte den Getränketresen, der um diese Uhrzeit normalerweise noch besetzt war. Einen Moment lang verharrte er und lauschte.

Aus dem Küchenbereich hörte er Stimmen. Vermutlich der Koch und einer der Kellner.

Der Büfettbereich war abgeräumt und gesäubert worden. Die Hausgäste, allesamt Kururlauber mit festen Essenszeiten, waren längst fertig mit ihrem Abend