2. KAPITEL
Tilly wagte nicht, das Esszimmer zu verlassen, und fragte sich, was da soeben passiert war. Sie machte sich noch ein paar Notizen für das Essen und versuchte, den Moment zu verdrängen, in dem sie geglaubt hatte, dass er sie küssen würde. Denn das hatte sie gleichzeitig erschreckt und erregt.
Als sie den Eindruck hatte, sich wieder einigermaßen unter Kontrolle zu haben, machte sie sich auf den Weg in die Küche. Der Duft frisch gebrühten Kaffees stieg ihr in die Nase und verriet ihr, dass Xavier ebenfalls hier war.
Er lehnte sich gegen den Herd und wirkte unglaublich sexy.
„Na, gibt es Probleme?“ Er sah sie durchdringend an, und sie hatte das unangenehme Gefühl, dass er ihre Gedanken lesen konnte.
„Nein, überhaupt nicht“, gab sie zurück. „Bitte, entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht stören.“
„Sie stören mich überhaupt nicht,cara. Ich habe nur Kaffee gemacht.“ Der Kosename berührte sie tief, und verzweifelt suchte sie nach einem neutralen Thema.
„Es schneit immer noch.“
„Si“, erwiderte er und nickte. „Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Straßen frei sind. Es sieht schlimmer aus, als es ist, weil wir von dieser Parklandschaft umgeben sind.“
„Das hoffe ich“, sagte Tilly schnell. „Ich erwarte nämlich in ein paar Stunden zwei Mitarbeiterinnen aus London.“
Xavier entgegnete darauf nichts, sondern sah sie nur weiter wie gebannt an. Tilly blätterte in ihrer Mappe, konnte sich aber nicht darauf konzentrieren. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Bisher hatte sie noch kein Mann so durcheinanderbringen können.
Die Erregtheit, die sie in seinem Blick erkannt hatte, war nichts, was sie mit Jason je erlebt hatte. War das vielleicht der Grund dafür gewesen, dass er die Hochzeit abgesagt hatte?
Noch immer verspürte sie den schweren Schlag, als er ihr gestanden hatte, dass er sie nicht heiraten könne, weil er eine Affäre mit einer anderen Frau gehabt habe. Dadurch war ihm klar geworden, dass es für ihn mehr im Leben gab, als darauf zu warten, dass sie für ihn bereit war.
Wegen Xavier war Tilly gezwungen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, was ihr gar nicht recht war. Ärgerlich zog sie Töpfe und Pfannen aus den Schränken in der Küche und fing mit den Vorbereitungen für das Essen an.
„Die beiden werden bestimmt bald eintreffen“, erklärte er in diesem Moment beruhigend. „Genau wie meine Gäste. Aber wenn wir jetzt in meinem Haus in Italien wären, würde ich fest davon ausgehen, dass wir beide die nächsten Tage hier eingeschneit sein würden.“
„Glücklicherweise sind wir aber nicht in Italien“, gab sie zurück, noch bevor sie sich irgendwelchen romantischen Vorstellungen hingeben konnte.
Er lachte. Ein tiefer, schläfriger Klang, der ihren Puls schneller schlagen ließ. Kein Zweifel, Xavier dominierte die ganze Küche.
„Die Idee, mit mir allein zu sein, sagt Ihnen also nicht zu?“ Er sprach mit stärkerem Akzent, während er sie direkt anschaute.
„Darüber möchte ich gar nicht erst nachdenken“, erwiderte sie nüchtern. „Und jetzt, wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich mich gern an die Arbeit machen.“
Xavier beobachtete Tilly dabei, wie sie sorgfältig alles, was sie benötigte, auf dem Tisch arrangierte. Er musste lächeln. Sie konnte ihm nichts vormachen. Sie hatte daran gedacht, wie es sein würde, hier mit ihm ganz allein zu sein. Auch er wünschte sich plötzlich, sie wären in seinem Haus in den Bergen eingeschneit.
Doch dann siegte wieder die Vernunft. Niemals würde er dann in der Lage sein, sich ihrer Anziehungskraft zu erwehren. Und in diesem Fall würde sie mehr über ihn erfahren, als ihm lieb war.
Sein Sch