: Jens Förster
: Der kleine Krisenkiller 12 Wege, schwierige Lebenssituationen zu meistern
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426442845
: 1
: CHF 10.00
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der kleine Krisenkiller von Jens Förster ist der ideale Begleiter für Menschen, die in einer beruflichen, persönlichen oder gesundheitlichen Krise stecken und dringend Hilfe benötigen, um neue Perspektiven zu eröffnen. Wenn einem Konflikte und Probleme über den Kopf wachsen und sich kein Ausweg bietet, liefert der renommierte Motivationspsychologe umfassende Orientierungshilfe für eine Neuausrichtung.  Mit wertvollen Anregungen und Techniken aus der Motivationspsychologie und dem Coaching zeigt er, wie man auch in schwierigen Lebenssituationen die eigene Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit zurückerlangt. Lernen Sie, Krisen als Chance zum Umdenken zu nutzen, Konflikte zu lösen und neues Selbstvertrauen zu gewinnen. Der kleine Krisenkiller ist ein praktischer Ratgeber für mehr Motivation, eine positive Einstellung und die Bewältigung von Lebenskrisen.

Jens Förster lehrte 16 Jahre lang als Professor für Psychologie an den Universitäten Bremen, Amsterdam und Bochum. 2017 hat er das Systemische Institut für Positive Psychologie in Köln mitgegründet, wo er neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit als Systemischer Berater und Therapeut arbeitet. Er ist Autor mehrerer Bücher, u.a. 'Was das Haben mit dem Sein macht' und 'Der kleine Krisenkiller' sowie der ZEIT-Akademie 'Psychologie'. Jens Förster gilt als 'einer der international einfluss­reichsten Psychologen seiner Generation« (Deutsche Gesellschaft für Psychologie).

1
Sport – den Körper stärken


Herr Xanten[3], Studienrat an einem Gymnasium, hat seit einiger Zeit das Gefühl, am falschen Platz zu sein. Im Lehrerkollegium stoßen seine Verbesserungsvorschläge auf null Resonanz, der Rektor hat ihn mehrere Male von einer Beförderung ausgeschlossen, und unlängst strengten Eltern eines Schülers ein Disziplinarverfahren gegen ihn an, weil er ihr Kind geschlagen haben soll. Dieses Verfahren zieht sich nun über einige Wochen, und etliche Schüler nutzen die Klage, um ihn zu denunzieren. Er sei Alkoholiker, habe andere Kinder ebenfalls geschlagen. Im Internet erscheinen Hass-Posts. Herr Xanten hat große Panik, kann nicht schlafen, hat stark zugenommen, hängt stundenlang im Internet herum, um die Posts zu lesen, die auf diversen Blogs erscheinen. Die Situation wird immer schlimmer. Er fühlt sich schwach, hilflos und hat sich krankschreiben lassen. Er hat einen Anwalt hinzugezogen, aber dieser rät ihm zu warten. Es läge nichts gegen ihn vor, alles würde gut werden. Er brauche nur Geduld.

Herr Xanten war ein Häufchen Elend, als er das erste Mal zu mir kam. In den ersten Stunden hat er vor allem geweint. Jetzt ist er lebendiger, stärker, aber vor allem wütend. Er hat einen hochroten Kopf, seine Hände sind zu Fäusten geballt. Ich selbst komme gerade von einer Wanderung aus der Eifel, einem Traumpfad durch Vulkanlandschaften, die mich sehr gut aufgebaut hat. Ich erzähle das kurz, weil Herr Xanten mich nach dem Wochenende fragt, und ich denke, vielleicht ist es ja gut, ihn auf diese Tür hinzuweisen. Aber er wehrt gleich ab: »Wandern? Das ist doch was für alte Leute!«

Ich belehre ihn nicht, dass Wandern gerade ein Trend ist, den auch junge Leute für sich entdecken – wenn er das so überzeugt von sich gibt, dann ist das seine subjektive Meinung, und ich bin nicht dazu da, ihm etwas aufzuschwatzen.

Ich frage ihn vielmehr, wie er früher Krisen bewältigt habe. Er weiß zunächst gar nicht, was ich damit meine. »Krisen! So was wie das hier, das habe ich noch nicht erlebt. Nie im Leben! Sonst wäre ich doch nicht hier!« Er schaut mich verärgert an, als ob er sagen wollte: »Verdammt noch mal, mach das weg! Wozu bist du denn Coach?« Bevor er das sagen kann, erinnere ich ihn daran, dass ich keine gute Fee aus dem Hut zaubern könne, aber dass wir gemeinsam etwas suchen könnten, was ihm hilft, die Krise durchzustehen. Ich sage ihm, dass Therapie Veränderung bedeute, sonst wäre er ja nicht hier. Und etwas verändern könnten wir nur, wenn Klient und Coach zusammenarbeiten. Ob er das wolle und ob er sich stark genug dafür fühle, frage ich ihn. Er nickt und erinnert sich nach längerem Nachdenken plötzlich doch an eine Krise, die er mit zehn Jahren hatte, damals, als er auf das Gymnasium wechselte. In der Grundschule habe er nur Einsen gehabt, auf dem Gymnasium aber habe er sich allein gefühlt und dumm. »Wie in einem schwarzen Tunnel.« Er habe kaum noch Erinnerungen daran. Er habe eine Fünf nach der anderen geschrieben, habe die seinen Eltern nicht zeigen mögen, habe viel geweint. Habe »aus Frust gefressen«. Seine Mitschüler hätten ihn »gemobbt«, und seine Lehrer hätten ihn »fertiggemacht«: »Damals, wissen Sie, da war das noch die schwarze Pädagogik, da hat man Leute mit Fünfen nach vorn kommen lassen, und sie mussten den Mist, den sie geschrieben hatten, vor allen vorlesen. Da standste dann mit deinem jämmerlichen Aufsatz zum Thema ›Wie ich einmal ein Löwe war‹ vor der Klasse, und alle lachten dich aus.«

Wunderbar. Für einen Coach ist so etwas eine Steilvorlage.

»Klingt wie ein Shitstorm, nur ohne Internet.«

Da werden ihm die Augen feucht.

»Ja, das war schon so ähnlich.«

Natürlich ist es nicht meine Aufgabe, Klienten zum Heulen zu bringen, aber wenn jemand nahe an seinem Gefühl ist, dann ist das ein Zugang. Zumal Herr Xanten damals, so sagt er jedenf