: Christiane Hagn
: Macht's gut, Ihr Trottel! Auf der Suche nach dem Paradies (Erweiterte Neuauflage)
: Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783959100168
: Sehnsuchtsorte
: 1
: CHF 7,10
:
: Partnerschaft, Sexualität
: German
: 368
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was als romantischer Urlaubsflirt in Indonesien begann, sollte Christianes Leben verändern. Wenige Monate später gab sie ihren Job in Berlin auf, verließ Freunde und Familie und wagte den Sprung ins Paradies. In »Macht's gut, Ihr Trottel!« berichtete sie von dem Abenteuer des Insellebens mit einem Fischer als Freund. Nun erscheint endlich die erweiterte Neuauflage, in der Christiane den lang ersehnten Ausgang der Geschichte offenbart: Mitreißend erzählt sie von den Schattenseiten, von unstillbarem Heimweh und der Rückkehr nach Deutschland. Doch damit ist die Geschichte nicht zu Ende - denn Fischer David kämpft um ihre Liebe, bis Christiane schließlich erkennt, dass man nicht nur unter Palmen seinen Traum leben kann ...

Christiane Hagn wurde 1980 im wunderschönen Ingolstadt geboren. Nach dem Abitur studierte sie Philosophie und Germanistik in Regensburg - ein sinnloses Unterfangen, das sie nach zwei Monaten wieder beendete, um stattdessen in Ecuador Bäume zu pflanzen. Nicht nur mangels eines grünen Daumens kehrte sie zurück und studierte Theater- und Medienwissenschaften, Psychologie und Spanisch in Erlangen. Anschließend arbeitete sie jahrelang im TV-Bereich in Berlin. Heute ist sie als Autorin für Belletristik, Sachbücher und Drehbücher tätig.

Abschied ist ein Arschloch


Unsere letzte gemeinsame Nacht war alles – außer unbeschwert. Die Tatsache, dass ich am nächsten Morgen die Insel verlassen musste, um nur wenige Tage später von Singapur aus wieder nach Hause zu fliegen, fühlte sich unerträglich gemein an. Ich spielte mit dem Gedanken, dem »Ernst des Lebens« einfach einen Arschtritt zu verpassen. Ich könnte meinen Flug verfallen lassen. Ich könnte so tun, als würde es den Ernst des Lebens gar nicht geben, und für den Rest meiner Tage mit DavidDie blaue Lagune nachspielen. Mit dem klaren Vorteil, dass wir nicht verwandt waren und ich wusste, was eine Periode war.

Während wir auf seiner achtzig Zentimeter breiten Matratze lagen und dem ohrenbetäubenden Meeresrauschen nicht wirklich lauschten, schwante mir, dass mein Verstand längst am Packen war. Ihm war völlig klar, dass es sich hier um einen klassischen Urlaubsflirt handelte. Zugegeben, um einen äußerst romantisch-klassischen Urlaubsflirt, der aber nichtsdestotrotz vermutlich schon nach wenigen Tagen zurück in der Heimat vergessen sein würde. Schließlich war das die Natur eines klassischen Urlaubsflirts. Vermutlich würde noch die eine oder andere E-Mail folgen, vielleicht in diesem Fall auch mal ein in Regen getränkter Brief.

Ja, David tat mir gut. So wie jeder Mann einer Frau guttat, der sie nach einer enttäuschten Liebe begehrte und auf Händen trug. Aber wir hatten keine Zukunft. Ausgeschlossen, dass ich auf dieser Vulkaninsel in der Andamanensee mit gerade mal 37.000 Einwohnern leben könnte. Ich lebte seit sieben Jahren in Berlin, du Muschi! Ich war eine von über dreieinhalb Millionen Einwohnern der deutschen Hauptstadt. Ich war ein Großstadtmensch, der abends mit Freunden oder allein in Bars herumlungerte und sonntags auf den Flohmarkt ging.

Hier auf dieser Insel gab es nicht eine einzige Bar. Gut, es gab ein paar heruntergekommene Orte, an denen man Kaffee bestellen konnte, aber Frauen hatte ich dort nie gesehen. Es gab nichts außer dem Meer, dem Sand, den Palmen, den Affen und David. Warum mich ausgerechnet das so glücklich machte, konnte ich mir selbst nicht erklären. Vermutlich fand ich, der Großstadtmensch, das alles faszinierend, weil es so exotisch war. Ich Klischee.

David strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah mich an. Mit seinen Knopfaugen, die tagsüber blau wie das Meer und abends grün wie Palmenblätter waren. Er war das reinste Chamäleon. Ich berührte vorsichtig sein Tattoo am Oberarm. Es war ein Text, verfasst in Großbuchstaben und ohne Leerzeichen. Obwohl ich aus Prinzip keine Tattoos mag, fand ich es wirklich schön. Auch wenn ich es nicht lesen konnte.

»Was steht auf deinem Oberarm?«, fragte ich David, wobei ich versuchte, das Meeresrauschen zu übertönen.

»Das ist ein Versteil aus der Bibel, den ich mag«, erklärte David. »1. Korinther 13,4–7.«

Da ich alles andere als bibelfest war, bat ich ihn, mir vorzulesen. Ohne hinzusehen, legte David los:

»Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.«

Er sah ernst aus, als er mir das alles sagte, was mich ziemlich verlegen machte. Es machte mich immer verlegen, wenn jemand in einem Moment der Nähe ernst wurde. Und g