Zwei unerwartete Geschenke
In der Luft lag ein Duft von Weihrauch, Harz und — wie Jake, der beste Freund meiner Söhne, sagte — Joints. Alle zwei Stunden fuhr ein gelber Transporter durch die Straßen, um Pakete auszuliefern. Die alte Frau Schmölder hängte elektrisch beleuchtete Schneeflocken in die Tanne vor ihrem Haus, die Kinder der Müllers malten mit Fingerfarbe Engel an alle Fenster ihrer Wohnung. Durch die gekippte Balkontür der Tepes drang das Flötenspiel der Tochter Ayse:Last Christmas. Es war Advent, mal wieder. Advent, die Zeit, in der wir Mütter sieben Arme bräuchten, drei Gehirne, einen Dukatenesel — und Nerven wie Drahtseile.
Zu allem Unglück wohnte in unserer Straße, schräg oberhalb von uns, denn wir leben am Hang, auch noch eine Familie, die uns allen zeigte, wie unzulänglich wir anderen in unseren Weihnachtsvorbereitungen waren. Ihr Nachname sagt alles: Edelmann.
Wer jetzt denkt, diese Leute hätten eine Villa und Personal und wären stinkreich, irrt. Ihr Haus war weitläufig und hübsch, mit Erkern und großen Fenstern, aber sonst ganz normal. Und es in Schuss zu halten, schafften sie ganz allein. Auch sonst machten sie alles selbst. Zu den Edelmanns fuhr niemals der gelbe Transporter voller im Internet bestellter Geschenke, auch nicht der große weiße Wagen mit den Essensbildern, der tiefgefrorene Fertiggerichte liefert. Kein Pizzataxi, Döner-Roller, Chinese auf Rädern — die Edelmanns hatten all das nicht nötig.
Zur Weihnachtszeit war Lavinia Edelmann besonders emsig. Sie nähte, strickte, häkelte, backte Plätzchen, rollte Pralinen, kochte ein und gestaltete Büchlein mit handgemalten Bildern und selbst geschriebenen Gedichten.
Woher ich das alles wusste, ohne sie näher zu kennen? Erstens konnte ich aus meiner Küche direkt in ihr Wohnzimmer blicken, wo sie das alles fabrizierte — die Edelmanns hatten keine Gardinen. Und zweitens trafen meine Kinder ihre Söhne regelmäßig beim Sport, da durften sie ab und zu eine Edelmann-Praline naschen oder ein Edelmann-Buch anschauen. Hinterher schwärmten sie in den höchsten Tönen.
Dann aber kam das dicke Ende — für mich. »Mamaaa, warum kannst du nicht nähen, stricken, häkeln, backen, Pralinen rollen und Bücher schreiben?«, fragte mein Sohn.
»Ich hab zwei linke Hände und wenig Zeit. Wisst ihr, ich brauche nachts meinen Schlaf«, knurrte ich.
Über Lavinia Edelmann ging das Gerücht um, sie ruhe allnächtlich nur vier Stunden, wie Napoleon. Und während ich einem Panda gleiche, wenn ich mal eine kurze Nacht habe, sah sie immer blendend aus. Daher auch ihr Beruf: Fotomodell. Weder für Übergrößen noch für Seniorenprodukte, sondern für modische Businesskleidung in Katalogen und Prospekten. Was die Lage von uns anderen Müttern hier nicht einfacher machte.
»Warum sieht dein Hintern nach zwei Kindern eigentlich breiter aus als der von Lavinia Edelmann nach vieren?«, hatte mein Mann Paul neulich gefragt. Sollte wohl scherzhaft gemeint sein, ich schmiss ihm trotzdem den Topflappen an den Kopf.
Aber zum Glück fiel mir noch die passende Antwort auf seine unverschämte Frage ein: »Justus Edelmann ist so viel netter als du, da braucht si