: Kira Brück
: Der Tod kann mich mal! Für eine neue Sicht auf das Leben. 12 schwer kranke Jugendliche erzählen ihre Geschichten.
: Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783959100373
: 1
: CHF 8.00
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 224
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nicht jeder Mensch hat das Glück, gesund und unbefangen ins Leben zu starten. Manchmal kommt eine schwere Krankheit dazwischen. Dass dies aber kein Grund sein muss, den Mut zu verlieren, zeigen die hier porträtierten schwer kranken Jugendlichen. Voller Lebenswillen stellt sich jeder von ihnen seinem Schicksal auf ganz eigene Art und Weise. Aufgeben ist nämlich keine Option. Die Journalistin und Autorin Kira Brück gibt diesen Teenagern eine Stimme. Sie sprach mit ihnen über Trauer, Schmerzen und Trotz, aber auch über das merkwürdige Leben zwischen Schulhof und Intensivstation. Außerdem erfahren wir, wie Eltern und Experten ihre Kinder und Patienten auf diesem schweren Weg begleiten - und wie sie die Herausforderung erleben, die die Krankheit ihnen stellt. In allen Geschichten wird schnell klar: Von diesen jungen Menschen lässt sich viel über das Leben, über Kraft und Zuversicht, über Sinn und Glück, lernen.

Kira Brück, Jahrgang 1982, interviewt als freie Journalistin täglich interessante Menschen. Nachdem sie für ein Jugendmagazin mit der leukämiekranken Alexandra gesprochen hatte, ließ sie die Idee nicht mehr los, mit schwerkranken Jugendlichen ein Buch zu machen. Kira Brücks Texte wurden u.a. bei Spiegel Online, Welt, Myself, Freundin, Bunte, Playboy, Joy und Yaez Jugendzeitung veröffentlicht. Sie lebt und schreibt in Berlin.

»Herzschmerz? Da kann ich nur müde lächeln.«


Celine, 17, Herzfehler, Lungenfehlbildung und Omphalozele Malrotation

Celine wurde mit einem sogenannten Mehrfachfehler geboren. Als sie auf die Welt kam, befand sich ihre Leber auf dem Bauch, das Herz hatte einen komplexen Herzfehler und – was später erst bekannt wurde – die Lunge hat sich nicht vollständig entwickelt. Heute ist die Lunge nur zu einem guten Drittel ausgebildet. Ein Herzfehler kann mit weiteren Fehlentwicklungen des Körpers einhergehen. Noch am Tag ihrer Geburt wurde Celine operiert, die Leber musste in den Bauch eingesetzt werden. Die Bauchhöhle war jedoch zu klein für alle Organe. Also wurde der Darm verlegt. Viele Operationen folgten. Celine bekam mit fünf Jahren drei Herzkatheter in einem Jahr, denn ihre Engstellen vom Herzen zur Lunge mussten geweitet werden. Noch heute braucht sie alle paar Jahre eine neue Herzklappe, weil die alte nicht mehr richtig schließt. Bisher waren es insgesamt 16 OPs, die Celine gut überstanden hat. Trotzdem wird sie ihr Leben lang auf ihr Herz hören und Rücksicht nehmen müssen. Ihr Körper ist nicht so leistungsfähig, weil ihr Herz viel weniger aushält als das eines gesunden Menschen. Deshalb war sie gerade als Kind anfällig für Krankheiten wie Lungenentzündung, Fieber und Infekte. Trotzdem schaffte Celine den Realschulabschluss mit besten Noten und macht heute eine Ausbildung. Sie hat zu ihrem Herzen eine ganz besondere Beziehung.

Donnerwetter, der Eiffelturm! 704 Stufen. Jede einzelne kostet mich Kraft, zehrt an mir. Immer wieder muss ich eine Pause einlegen, nach Luft japsen. Ich weiß: Mein Herz findet meinen Ausflug nicht so toll. Aber ich will hier hoch! Los, weiter geht’s. Das war 2013. Mit etlichen Unterbrechungen und viel zu hohem Puls kam ich schließlich oben an. In diesem Moment war ich unendlich stolz auf mich. Ich sah auf Paris herunter und fühlte mich großartig. Mein Herz hatte gerade Unglaubliches geleistet. Für mich ein Triumph.

Hauptsache, es ist gesund. Ein Satz, den vermutlich alle Eltern etliche Male während der Schwangerschaft sagen. Wahrscheinlich dachte auch meine Mutter immer wieder an mich – ihr ungeborenes Baby im Bauch – und hoffte, schon bald ein kerngesundes Mädchen in den Armen zu halten. Doch alles kam anders. Als ich am 18. Dezember 1997 auf die Welt kam, befand sich meine Leber auf dem Bauch. Mein Herz hatte einen Mehrfachfehler und aufgrund der starken Engstellen in der Arterie zwischen Herz und Lunge konnte meine Lunge sich in den ersten Jahren nicht ausreichend entwickeln. Für meine Eltern muss das ein großer Schock gewesen sein. Wenn man mich heute sieht, würde man nicht darauf kommen, dass ich einen so dramatischen Start hatte.

Mit fünf Jahren bekam ich drei Herzkatheter in einem Jahr, sie sollten meine Engstellen in der Pulmonalarterie zwischen Herz und Lunge beidseitig weiten. Ich war jedes Mal für viele Stunden in Vollnarkose. In dem Alter durfte ich auch zum ersten Mal den Kindergarten besuchen. Doch schon nach kurzer Zeit wurde ich krank und es blieb nicht bei einer Erkältung: Infekte, Fieber, Polypenentfernung, eine Leistenbruch-Operation, zweimaliges Setzen eines Paukenröhrchens. Mir blieb wirklich nichts erspart. Durch meinen Herzfehler ist mein Körper permanent geschwächt, mein Immunsystem kann viel weniger abwehren als das von gesunden Kindern. Deshalb bekam ich sofort einen Infekt, wenn ein Klassenkamerad mit Schnupfen in der Schule saß. Nächtelang schlief ich mit Sauerstoffbrille und musste einen tragbaren Behälter mit Sauerstoff bei mir haben. Erst, als ich neun Jahre alt war, wurde mein Immunsystem stärker, das war nach dem dritten Eingriff am Herzen.

Verantwortlich für die körperlichen Probleme sind mein Herz und die Lunge. Ich habe mehrere Stenosen, was so viel wie Verengungen in der Pulmonalarterie bedeutet. Daher habe ich auch mehrere Stents bekommen, die wie ein Drahtgeflecht die