: Lilly An Parker, Jennifer Schreiner
: Ein Escort zu Weihnachten Eine Office-Escort Novelle
: Elysion Books
: 9783945163719
: 1
: CHF 1.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 120
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jan ist einer der erfolgreichsten Anwälte New Yorks und sein Glück bei den Frauen ist legendär - und vollkommen mieserabel. Egal ob es der weibliche Grinch ist, eine eifersüchtige Ex-Freundin oder eine Dramaqueen erster Güte, seit elf Jahren greift er bei seinen Weihnachts-und-Silvester-Date regelmäßig in die 'Horror-Kiste'. Doch dieses Jahr hat sein bester Freund genug! Um endlich einmal eine Feier der Anwaltskanzlei ohne Pannen über die Bühne zu bekommen, schenkt er Jan eine Escortdame aus der exquisiten und kostspieligen SM-Agentur 'Office-Escort'. Allerdings ist kostspielig hier keine Frage des Geldes, denn die Begleiterin verlangt als Preis lediglich ihrerseits einen Begleitservice zur Familienweihnachtsfeier ... über alle Tage ... in Island ... verkleidet ... mit dem Motto 'Horror-Weihnachten' ... Und plötzlich ist sich Jan nicht mehr sicher, ob die elf Jahre zuvor nicht lediglich eine Trockenübung waren für das, auf das er sich nun einlassen soll. Immerhin steht er nun mitten am Arsch der Welt mit einem der hässlichsten Albino-Engel-Escorts und muss gute Laune und Weihnachtsspaß vortäuschen oder selbst zum Grinch werden. Und von Erotik oder gar Liebe ist auch weit und breit nichts zu sehen - oder guckt Jan nur nicht richtig hin?

Lilly An Parker ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die sich bisher hauptsächlich im Liebesromanbereich einen (anderen) Namen gemacht hat. Neben Wollmäusen und Staubratten züchtet sie seltene Pflanzen wie die Wolllustlilie oder die Aphrodisiaka. Bisher von ihr erschienen: 'Heiß' 'Swinger' 'Office-Escort - Das Sekretärinnenspiel' 'Schlagzart' (Eine Office-Escort Novelle) 'Merry XXX-Mas' (Eine Office-Escort Novelle)

Ehrliche Weihnachten


Nach einer halben Stunde Fahrt, während der ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen sollte, kamen wir in einer kleinen Siedlung an und hielten schließlich auf dem Parkplatz eines mickrig wirkenden Fotostudio.

»Echt jetzt?«, entfuhr mir entsetzt.

»Ist eine Familientradition«, erklärte Mia ein wenig pampig und ich öffnete den Mund, um eine Antwort zu geben, die ihrem Tonfall entsprach. Ganz im Sinne von: Wie es in den Wald hineinschallt, schallt es auch aus ihm heraus.

Dann sah ich, dass sie den Tränen nahe war.

»Hei, was ist los?«Was hatte ich nicht mitbekommen?

»Tut mir leid, wenn du nicht mitkommen möchtest, verstehe ich das.« Sie schniefte. »Ich würde auch nicht mit mir gesehen werden wollen – oder mit mir und meine Familie Weihnachten feiern.«

Geistig trat ich Tom in den Arsch. Von wegen toller Weihnachtsfeier und super Silvester. Schon wieder war ich mit einer Geisteskranken gestrandet – dieses Mal nicht nur für mehrere Tage am Arsch der Welt sondern auch noch auf meine Kosten!

»Ich dachte, du bist Weihnachtsverrückt und deine ganze Familie liebt die Feiertage?«, versuchte ich trotzdem wieder auf eine normale Konversationsebene zu kommen.

»Nicht mehr!«, gab sie zu. »Ichhasse Weihnachen!«, behauptete sie voller Inbrunst. »Ist einfach nicht mehr mein Fest.« Sie lachte, obwohl ihr Tränen die Wangen hinabliefen. »Das fing irgendwie vor sieben Jahren an, als Gerald, mein Verlobter, ausgerechnet an Heiligabend mit mir Schluss gemacht hat. Vor sechs Jahren kam meine damals beste Freundin vorbei und war der Meinung, sie müsse sich und ihre Liebe zu mir ausgerechnet bei unserem Familienessen outen. Vor fünf Jahren stand plötzlich die Ehefrau meines neuen Freundes vor der Tür. Und damit meine ich die aktuelle Ehefrau und nicht etwa, dass die beiden in Scheidung lebten. Vor vier Jahren bin ich verhaftet worden, weil die Polizei gedacht hat, ich würde zu Hause einbrechen – dabei war ich eine Weihnachtselfe. Meine Eltern hat natürlich niemand angerufen – erst am nächsten Morgen und ich durfte alleine in einer Zelle Weihnachtslieder singen.«

»Wow!«, kommentierte ich. »Du bist gar nicht wahnsinnig!«

Sie sah mich so überrascht an, dass ich mich für den Ausspruch schämte und hinzufügte: »Du hast einfach nur wahnsinnig viel Pech gehabt.«

»Du anscheinend auch?«, erkundigte sie sich. »Bist mit jemanden, der wahnsinnig viel Pech hat und blöde ausschaut auf einer Insel gestrandet.«

»Glaube mir, bis jetzt ist es noch nicht das schlimmste Weihnachten.«

»Ist klar!«, meinte sie zynisch.

»Ernsthaft, auf meiner Top Eins ist das Weihnachtsfest, bei dem meine exzentrische, eifersüchtige Freundin alle Geschenke im Garten verbrannt hat – und den Baum gleich dazu.«

Mia sah mich an und langsam versiegten ihre Tränen. »Deswegen hat dich Tom hierhergelotst?«, erkundigte sie sich. »Weil es nicht mehr schlimmer werden konnte?«

»Vermutlich!«, gab ich zu.

Einen Moment lang sahen wir einander an, dann mussten wir beide lachen.

»Wollen wir Weihnachten gemeinsam hassen?« Ich reichte Mia ein Taschentuch.

»Klingt nach einem sehr romantischen Date!«, stimmte sie zu und schnäuzte sich ganz unladylike die Nase. Dabei blieb ein Großteil ihres Makeups an dem Papier hängen.

»Ich glaube, wir müssen dich Nachschminken, bevor wir reingehen?!«, meinte ich und deutete auf das Rot.

»Mist!« Mia kramte ihre Handtasche nach vorne und wühlte in ihr herum. »Vor drei Jahren hat Fiona uns auf die Insel eingeladen und diese schreckliche Tradition begonnen, damit wir uns alle gemeinsam blöde fühlen und lächerlich machen – nicht immer nur ich.«

»Ist doch supersüß!«, behauptete ich. Eigentlich genauso süß, wie Toms Idee, mich zu dem kleinen Albino-Engel zu lotsen.

»Guck mich doch an!«, protestierte Mia. Sie klopfte auf ihre dicken Klamotten. »Ich sehe schrecklich aus!«

»Stimmt!« Ich holte mein Kostüm raus. »Aber das tun wir dann wenigstens alle.«

»Wollen wir dich auch noch schminken?«, erkundigte sich Mia unschuldig.

»Bist du irre?«, entfuhr mir.

»Ich denke, das hatten wir gerade geklärt?« Sie versuchte böse zu klingen, hatte ihre Lippen aber nicht genug unter Kontrolle, um nicht nach dreißig Sekunden in ein herzhaftes Lachen auszubrechen.

»Mist!«, meinte sie, als sie sich über die Augen wischte und abermals Makeup verschmierte. Ich schnalzte missbilligend, denn jetzt sah sie aus wie ein durchgeknallter Engel auf LSD, was noch schrecklicher aussah, als die Albino-Version.

»Warte!«, befahl ich und hielt ihre Hand fest. »Ich mach das!«

Entschieden nahm ich ihr die Schminkkassette aus der anderen Hand und deutete nach oben. »Der Spiegel ist doch sowieso kaputt.«

»Ich hätte den Innenspiegel genommen«, meinte Mia kleinlaut, ließ aber zu, dass ich ihr Makeup reparierte.

»Immerhin kann ich dabei nichts mehr kaputt machen«, knurrte ich. Jemanden zu schminken war erstaunlich schwierig. Selbst, wenn derjenige so brav stillhielt wie meine Begleiterin.

»Du bist gemein!«, behauptete sie, als ich mit ihren Lippen fertig war und sie wieder in frischem Weiß erstrahlten.

»Nein, ich bin ehrlich!«

»Sag ich doch!« Sie verzog ihren Mund und wieder verirrte sich ihre Hand nach oben – und wieder fing ich sie ein.

»Nicht anfassen!« Ich drücke ihre Hand nach unten und legte meine sanft aber nachdrücklich an ihre Wange, damit Mia mich ansehen musste. »Wenn du es nochmal versuchst, mache ich einen Horror-Clown aus dir!«

»Ist das besser oder schlechter als das Kostüm jetzt?«, erkundigte sich Mia und schenkte mir einen Augenaufschlag, der selbst bei weiß geschminkten Wimpern nicht unschuldig wirkte.

»Vielleicht lege ich dich auch einfach übers Knie!« Ich kniff leicht in den Stoff, der ihren Oberarm bedeckte. »Allerdings würde ich dir dafür wohl die Hose ausziehen müssen, damit du überhaupt was merkst und nicht mehr gepolstert bist.«

»Du gehst aber zur Sache!«, tadelte sie, aber ihre Stimme verriet sie, denn sie wurde ein wenig kehliger.

»So war das doch gar nicht …«, ich verstummte, weil Mias Mundwinkel nach oben zuckten. »Na toll! Und ich bin auch noch darauf reingefallen!«, murmelte ich pikiert. Das wurde ja immer besser! Mia war zwar auf ihre Art ganz süß und irgendwie … unbekümmert, aber schlau wurde ich aus ihr nicht. Außerdem war sie nicht mein Typ. Überhaupt nicht.

Obwohl … ich warf einen Blick in ihre Richtung. Vielleicht ohne die Perücke und das Makeup und die Polster …

»Guck mich nicht so an.«

»Wie gucke ich denn?«

»Wie jemand, der noch nicht bescheuert aussieht und sich Gedanken darüber macht, wie sein Gegenüber in Wirklichkeit ausschaut.«

Ich nickte anerkennend. »Gut geraten!«

»Ist mein Beruf!«

»Seltsam auszusehen?«, neckte ich und fühlte mich herrlich ungezwungen. Wenn Mia überhaupt nicht mein Typ war, würde ich mir in dieser Hinsicht auch keine Gedanken machen und konnte einfach ein wenig schäkern. Ganz ehrlich und ganz ohne Hintergedanken.

»Genau!«

»Ich wette, die Kids lieben es?!«, riet ich und stupste ihr vor die Nase. Eigentlich eine entzückende Nase. »Auch wenn ich dich lieber als ungezogene Weihnachtselfe kennengelernt hätte, die in fremde Häuser einbricht.«

»Ja, die Kids lieben es!«, gab Mia zu, ging aber nicht auf meine andere Bemerkung ein. Vielleicht, weil sie spürte, dass ich es nicht ernst meinte und nur sagte, um sie und mich aufzumuntern.

»Und deine Eltern?«

»Haben beinahe mehr Spaß als die Kinder.«

»Siehst du?! Meine haben vor drei Jahren eine Zeitungsannonce aufgegeben und mich mit einem weiblichen Grinch zu Weihnachten überrascht«, munterte ich weiter auf. »Sie hat uns den ganzen Abend lang darüber aufgeklärt, was wie viele Kalorien hat, wie man die wieder loswird. Was man stattdessen essen und trinken könnte, wie doof diese ganze Weihnachtstradition ist und wie unfair die Geschenkeverteilung. Dann hat sie über die Armut der Welt philosophiert, über Religionen und Familien. Und was haben meine Eltern gemacht?«

»Keine Ahnung«, gab Mia zu. Ihre Miene hatte sich tatsächlich aufgeheitert. Inzwischen wirkte sie beinahe hübsch.

»Sie zu Silvester...