: Stevani Fuhlrott, Christiane Hagn
: Wenn mich jemand sucht - ich bin im Kühlschrank! Mein fettes Leben in 30 Diäten
: Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783944296111
: 1
: CHF 1.80
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: Gesundheit
: German
: 192
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ihr Leben lang ist Stevani Fuhlrott u?bergewichtig. Durch die ZDF-Show 'Fett weg!' schafft sie es schließlich, dreißig Kilo abzunehmen. Schon als Kleinkind ist Stevani Fuhlrott bewusst, dass sie dicker ist als andere Kinder. In der Schule wird sie gehänselt, Trost findet sie im Essen - am liebsten Vanillepudding und Schokomuffins. Als Jugendliche entdeckt Stevani Crashdiäten und Wunderpillen. Nach zahllosen Fehlversuchen, endlich ihr Idealgewicht zu erreichen, nimmt sie 2011 schließlich an der ZDF-Doku 'Fett weg!' teil und verliert durch eine Ernährungsumstellung dauerhaft dreißig Kilo. Das Buch erzählt humorvoll und lebensnah von Stevanis langem Weg zum Traumgewicht und verrät Tipps und Tricks zum Abnehmen. In unserer Gesellschaft sind Gewichtsprobleme und Body-Image für viele Frauen ein wichtiges Thema. Laut Statistiken sind mehr als die Hälfte der Frauen in Deutschland übergewichtig, rund 75 Prozent aller Frauen machen im Laufe ihres Lebens eine Diät. Die globale Diätindustrie kann jedes Jahr Umsätze in Höhe eines zweistelligen Milliarden-Dollar-Betrages verbuchen. Dabei führen 95 Prozent aller Diätmaßnahmen nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Das Buch gibt Hilfestellung für all diejenigen, die ihr Wunschgewicht noch nicht erreicht haben, und bietet einen unterhaltsamen Einblick in den Diätwahnsinn.

Stevani Fuhlrott nahm 2011 an der ZDF-Abnehmdoku 'Fett weg!' teil und verlor dabei über dreißig Kilo. Sie lebt mit ihrem Mann in Paderborn und leitet ihre eigene Werbeagen.

ZWEI KANINCHEN,
DER KLEINE VAMPIR UND ICH


Gewicht: 39 Kilo


Gefühlslage: Ich weiß, dass die Stimmen in meinem Kopf nicht real sind, aber sie haben so wahnsinnig geile Ideen!


Der Tod von Tante Helga nahm meine Mutter weit mehr mit als mich. Mutti verging fast vor Schuldgefühlen. Sie hatte ihrer Schwester nicht helfen können und war sich sicher, mich für den Rest meines Lebens traumatisiert zu haben.

Ob oder wie sehr mich dieses Ereignis traumatisiert hat, kann ich nicht wirklich sagen. Aber ich ließ Mutti in dem Glauben, von da an etwas verstört zu sein, und spielte die Rolle wirklich gut. Denn ehrlich gesagt genoss ich die Aufmerksamkeit, die ich in den nächsten Tagen und Wochen erhielt. Mutti versuchte, mehr zu Hause zu sein, und fragte mich ständig, ob ich reden oder noch ein Eis wollte. Auch die Kinder in meiner Klasse schienen unter der Hand einen Waffenstillstand ausgerufen zu haben und schonten mich für eine ungewöhnlich lange Zeit. So bekam ich die Chance, mal durchzuatmen – auch wenn ich das Nachbarskätzchen in der Zeit schrecklich vermisste. (Natürlich fand ich dafür bald eine Lösung in Form eines streunenden roten Katers, den ich heimlich fütterte und»Champagner« nannte!)

Die Schonzeit hielt natürlich nicht für immer an. Denn grundsätzlichändern sich Menschen nicht und gerade Kinder vergessen schnell. (»Warumärgern wir eigentlich die Dicke nicht mehr?«) Schon bald kehrten wieder Normalität und Alltag in mein Leben ein. Auf dem Pausenhof bekam ich Schimpfwörter zu hören und Mutti musste wiederöfter ins Krankenhaus.

Ich war also erneut auf mich allein gestellt und hatte, wie seinerzeit mein Vater, sehr viel Freiraum. Allerdings hatte er mir – anders als der Seemannsvater von Pippi Langstrumpf – keinen Koffer voller Gold dagelassen und im Gegensatz zu ihm hatte ich auch keine Geliebten, mit denen ich Unsinn hätte treiben können. Ganz im Gegenteil: Ich war ein Kind und hatte keinen einzigen Freund, geschweige denn eine Freundin. Ich konnte zwar tun und lassen, was ich wollte, aber eben nur allein.

Also tat ich, was Kinder ohne Aufsichtspersonen eben so tun: Ich begann zu rauchen, kaufte meine ersten (und letzten) Pornohefte oder schaute Horrorfilme und den Tatort. Ich tat alles, was ich nicht durfte. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass ich meine Möglichkeiten bis aufs Letzte ausgereizt hätte. Ich beklaute niemanden, zündete keine Häuser an und wurde auch nicht schwanger.

Verbotene Dinge tun macht unheimlich viel Spaß. Doch leider nicht allein. Ich war so furchtbar einsam, dass ich bei der Auswahl meiner Freunde irgendwann nicht mehr besonders wählerisch war. Für richtige Freunde, also solche, die nicht mit 13 schwanger werden oder Geld von ihren Eltern stehlen, war ich einfach zu neu im Ort und natürlich viel zu fett! Vielleicht war ich auch einfach nur zu anders als die anderen Kinder. Wie Asterix sagen würde:»Ich habe nichts gegen Fremde. Aber diese Fremden sind nicht von hier!«

Wie immer versuchte ich, das Beste aus der Situation zu machen. Ich hatte keine Freunde, denn niemand beachtete mich. Also war es an der Zeit, aufzufallen. Zuerst erzählte ich nur absurde Märchen– etwa, dass ich eine verwunschene Fee oder als Baby in den Zaubertrank gefallen sei. Als mir niemand glaubte, griff ich zu härteren Mitteln. Soüberflutete ich im Winter unseren riesigen Balkon mit Wasser und ließ die Kinder des Ortes darauf Schlittschuh laufen. Allerdings gegen einen geringen Unkostenbeitrag von zehn Pfennig. Schließlich sollte nicht auffallen, dass ich einsam und verzweifelt war.

Leider hielten die Fliesen auf dem Balkon diesem Getümmel nicht stand und mussten komplett ausgetauscht werden. Unser Vermieter war stinksauer. Ich dagegen stellte schnell fest, dass ich auf dem richtigen Weg war. Denn die Balkon-Schlittschuhbahn war ein guter Anfang, aber proportional zumÄrger nicht rentabel genug. Allein konnte ich zu wenig ausrichten. Mir fehlte mein A-Team, die Nachbarskinder von Pippi Langstrumpf, Tom und Annika, oder wenigstens das Auto K.I.T.T., das mich aus brenzligen Situationen mit dem Turbo Boost hätte rausholen können. Ich brauchte dringend Verstärkung.

Also suchte ich mir Verbündete. Und da kamen mir natürlich meine Kontakte in die»Falsche-Freundinnen-Szene« sehr zugute. Zufällig wohnte eines dieser Mädchen in einem Neubaugebiet mit großer Spielstraße zwischen den Häuserblocks. Also, Kommando los, Schlauch raus, Wasser marsch! Nach fünf Stunden war das neue Winternaherholungsgebiet»Mega-Eisbahn am Arsch Paderborns« eröffnet. Was für eine Party!

Doch diesmal waren nicht nur die Vermieter sauer, sondern alle Anwohner einschließlich Polizei. Ups! Und da alle anderen mal wieder schneller davonrannten als ich (Rennen? Was war das?), war ich die Einzige, die verantwortlich gemacht wurde. Trotz des ganzenÄrgers, den meine Mutter ausbaden musste, da sie zumindest vor dem Gesetz für mich haftete, war eines geschafft: Ich war im Gespräch. Viel hilft viel. Ich war angefixt und suchte nach neuen Herausforderungen, um aufzufallen.

Ich bildete mich weiter, indem ich den ganzen Tagüber vor der Glotze saß, und fand schnell neue Vorbilder. Besonders angetan hatte es mir in der Zeit die FernsehserieDer kleine Vampir.