: Werner Diefenthal, Martina Noble
: Der Henker von Rothenburg Mord in Rothenburg
: epubli
: 9783741817335
: 4
: CHF 5.40
:
: Science Fiction, Fantasy
: German
: 308
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Frühjahr 1526 Eckhard Steiner, der ehemalige, sehr beliebte Vogt Rothenburgs, ist tot. Die Frau seines Nachfolgers beschuldigt die Magd Marie, ihn mittels Hexerei getötet zu haben. Als Marie schon auf dem Schafott kniet, bittet Matthias Wolf, der Henker von Rothenburg, um die Hand der schönen jungen Frau. Trotz ihrer großen Angst vor dem am meist gefürchteten Mann der Stadt nimmt Marie das Angebot an. Gemeinsam versuchen Marie und Matthias, die Hintergründe des Mordes aufzudecken und geraten in einen Sog aus Intrigen, Heimtücke und Mord. 'Mord in Rothenburg' - eine Geschichte über die Grausamkeit einer vergangenen Zeit, aber auch über Menschlichkeit und Hoffnung.

Was schreib ich über mich? Baujahr 1963, der Oldie im Team. Ich bin der Mann in dem Trio. Also der im Hintergrund. Der Ideentüftler, der sich tagelang über mögliche Wendungen und Fortschritte in den Geschichten das Hirn zermartert. Dabei wandele ich auch auf Solopfaden mit eigenen Projekten, habe aber in den letzten Jahren hauptsächlich mit Martina zusammen die Romane verfasst. Seit einiger Zeit haben wir uns mit unsere Bilder-Zauberin Sandra zusammengetan und mischen als Trio Ars Sistendi die Literaturwelt ein wenig auf.

 

April 1526


1. Kapitel


 

Eine strahlende Frühlingssonne schien vom Himmel und tauchte die Türme von Rothenburg in die erste wirkliche Wärme seit Wochen. Zwar war der Schnee längst geschmolzen, aber statt des Frühlings hatte bisher nur graues, regnerisches Wetter Einzug gehalten und die schmalen Wege um die Stadt in Schlammpfade verwandelt, auf denen kaum ein Wagen durchkam. An diesem Tag jedoch schien Mutter Natur sich endlich darauf zu besinnen, dass der Mai vor der Tür stand. Sie legte sich kräftig ins Zeug – kein Wölkchen war am Himmel, eine sanfte Brise trocknete die Pfützen am Boden und rauschte im ersten Grün der Bäume, während die Vögel den Einzug des Frühlings aus vollem Hals feierten.

Die Tauber funkelte im Sonnenlicht. Träge floss sie an Rothenburg vorbei, in engen Schlingen umkurvte sie die leicht über ihr gelegene Stadt. Einige hatten sich bereits daran versucht, Fische zu fangen, aber bisher hatten noch keine angebissen.

An einem solchen Tag hielt Marie nichts innerhalb der Stadtmauern. Seit sie als Magd im Hause des Stadtvogts arbeitete, kam sie ohnehin kaum noch in die Natur, die sie so sehr liebte. Also nutzte sie das schöne Wetter, um die Wäsche nicht in der Waschküche der Vogtei, sondern am Waschsteg unten an der Tauber zu waschen. So verließ sie die Stadt durch das Galgentor, damit sie nicht durch das ehemalige jüdische Viertel laufen musste. Sie fand es unheimlich, von den leeren Augen der Fenster angestarrt zu werden, und nahm lieber den Umweg um die Stadt herum in Kauf. Ihre besten Freundinnen, Helga und Greta, begleiteten sie. Die hellen Stimmen der Mädchen, als sie scherzten und lachten, vermischten sich auf ihrem Weg zum Fluss mit dem Vogelgesang.

Die drei jungen Frauen waren in der Tat ein hübscher Anblick – blutjung und wohlgeformt, die langen Haare wehten wie bunte Fahnen im Wind. Helga, die Tochter des Bäckers, war rothaarig, während Greta, deren Vater die Stadtschänke gehörte, rabenschwarzes Haar ihr Eigen nannte. Die meisten Blicke der passierenden jungen Männer jedoch zog Marie auf sich. Mit ihren knapp achtzehn Jahren war sie von atemberaubender Schönheit. Ihre strahlend blauen Augen blitzten in der Sonne. Ihre Haut glänzte wie ein frischer Apfel und goldblondes, leicht lockiges Haar umrahmte das wunderschöne Gesicht.

Nicht wenige Männer in Rothenburg, verheiratet oder alleinstehend, leckten sich die Finger nach ihr, denn Marie war nicht nur schön, sondern auch klug, ein wenig kokett und nicht auf den Mund gefallen. Obwohl es ihr an Bewerbern nicht mangelte, dachte sie jedoch nicht daran, zu heiraten – keiner schien ihr gut genug. Und in Rothenburg wisperte man hinter vorgehaltener Hand, dass dieser Umstand dem Stadtvogt sehr recht sei. Seiner Ehefrau weniger!

»Habt ihr es schon gehört?«, erzählte sie eifrig ihren Freundinnen. »Der Vogt plant, doch wieder einen Frühjahrsmarkt in der Stadt abzuhalten, um Händler anzulocken, damit nach dem langen Winter wieder ein wenig Geld in die Kassen kommt. Das wird ein Spaß! Ich habe so lange nicht mehr getanzt!«

»Du hoffst doch nur, dass Jakob von Scharfenstein dich wieder auffordert!«, spottete Greta amüsiert.

»Ich weiß nicht, was du dir davon versprichst. Als ob ein Patrizier jemals eine einfache Magd heiraten würde!«

»Er mus