: Bruno Pellandini
: Dieses altmodische Gefühl
: Residenz Verlag
: 9783701745357
: 1
: CHF 14.40
:
: Erzählende Literatur
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses altmodische Gefühl Eine ganz und gar ungewöhnliche Liebesgeschichte, deren halsbrecherischer Charme Sie begeistern wird! Ein Mann und eine Frau. Sie: Pernilla Brigido, einst gefeierte Theaterschauspielerin, nun mit knapp siebzig eine bezaubernd elegante, lebenslustige Dame der Wiener Gesellschaft. Er: Ildefons Krehmayr, genannt Illo, zwanzig Jahre jünger, gutsituierter Baumeister und geschiedener Vater einer pubertierenden Tochter, bislang gemäßigt in seinen Leidenschaften und Ambitionen. Ein Zufall führt sie zusammen, und es beginnt eine hinreißend unmögliche Liebesgeschichte, durch die Pernilla und Illo sich mit der Grazie geübter Tänzer bewegen, bis einer einen falschen Schritt tut und eine Grenze übertreten wird. Doch als der Vorhang sich wieder hebt, sind die beiden Liebenden gegen jede Vernunft schon zu einer sommerlichen Überlandfahrt aufgebrochen...

Bruno Pellandini 1966 in St. Gallen geboren, studierte Geschichte und Filmwissenschaft an der Universität Zürich und publiziert Prosa und Theaterstücke, teilweise in Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern. Sein erster Roman 'Malinovskij. Ein Rausch' erschien 2006, es folgten u. a. die Erzählung 'Krawanker' (2010) und die Stücke 'Koffer packen', 'Alles für Wenzel' und 'Bentley fahren' (2012). Bruno Pellandini lebt seit 1995 in Wien.

I.
Im Wendekreis der Zuckerbäcker


1


Das Blendwerk des Sommers war erloschen. Die Luft roch nach feuchtem Laub, und am Himmel hing eine Sonne, die zu straucheln schien. Es sah nicht aus, als hätte sie noch die Kraft, die Nebelschleier zu vertreiben, die wie verschreckte Nachtgespenster in den Weinbergen hockten. Ich mochte den Herbst. Der Herbst ist eine gütige Jahreszeit, er schenkt uns die Ernte, für sich selbst will er nichts.

Der Taxifahrer klagte über den Verkehr. Es sollte wohl eine Entschuldigung sein, weil er mich so lange hatte warten lassen. Den Hügel hinab ging es flott dahin, auf der Donaulände zeigte sich aber, dass er nicht gelogen hatte, mit einem Mal waren alle Spuren dicht, und wir steckten im Stau. Ich hatte keine Eile, ich wollte im Stolpitzky frühstücken, dann kurz ins Büro, bevor ich das Auto aus der Werkstatt holte, mehr hatte ich nicht vor. Nun sagte ich mir, ich wäre vielleicht besser zu Hause geblieben. An einem Tag wie diesem sollte man Obst aus taunassen Wiesen klauben, Brennholz stapeln oder sonst eine dieser altmodischen Tätigkeiten verrichten, die man sich als beglückend vorstellt. Da es weiterhin nur im Schritttempo vorwärtsging, stieg ich bei der Friedensbrücke aus. Ich benutzte die U-Bahn selten, weil sie kaum je dorthin fuhr, wo ich hinmusste und mir das Umsteigen zu umständlich war. Vo