: Johannes Wilkes
: Das kleine Westfalenbuch Humorvolles Lexikon
: ars vivendi
: 9783869137087
: 1
: CHF 8.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 243
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
So tickt Westfalen! Wo beginnt, wo endet Westfalen? Kennen Sie die zehn bedeutendsten westfälischen Kunstwerke? Was muss man über die Fruchtbarkeitsriten der Westfalen wissen? Wie sieht das typische westfälische Wetter aus? Wie finde ich heraus, ob mein Name westfälisch ist? Was ist dran an den Vorurteilen über die Westfalen? Diese und fünfzig weitere spannende Fragen über die schöne Region und ihre Bewohner beantwortet der gebürtige Westfale Johannes Wilkes in seinem ebenso humorvollen wie informativen Buch. In 57 kurzweiligen Kapiteln geht er auf Spurensuche und verrät nicht zuletzt, was Sie beachten müssen, wenn Sie eine Sauerländerin heiraten wollen. In einem abschließenden Quiz kann der aufmerksame Leser zudem beweisen, ob er nun ein echter Kenner des Landstrichs ist. Ein buntes Mosaik Westfalens in seinen unterschiedlichsten Aspekten: historisch, naturkundlich, geografisch, mundartlich, kulturell, kulinarisch. Unterhaltsam und mit Witz geschrieben - und dabei hoch informativ.

Enkel eines Münsterländer Gastwirts und Bauern, Sohn eines westfälischen Lehrers, in Dortmund geboren, mit Emscherwasser getauft, in Schwerte an der Ruhr aufgewachsen, Ministrant des Bistums Paderborn, stolzer Besitzer einer BVB-Schülerdauerkarte, Arzt im Sauerland, Angestellter des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Mitglied der westfälischen Ärztekammer, sich nur zäh an alles Neue gewöhnend, Hutgröße 62 und Plattfüße: Johannes Wilkes ist Westfale durch und durch.

 

Eine kurze Geschichte Westfalens

Über die lange und bedeutende Geschichte Westfalens sind dicke Bücher geschrieben worden. Wir wollen uns auf wichtige Meilensteine beschränken. Zur Entstehung Westfalens gibt es eine hübsche Anekdote. Als der liebe Gott einst durch das einsame grüne Land streifte, dachte er sich: »Ist doch schade, dass sich an dieser herrlichen Gegend keine Menschen erfreuen!« Also griff er nach einer prächtigen Eiche, und siehe, aus den Ästen wurden kräftige Arme, aus dem Stamm Körper und Beine und aus der Krone ein mächtiger Schädel. Der Westfale war geschaffen. Wie er aber die Augen öffnet und den lieben Gott erblickt, verfinstert sich sogleich sein Blick: »Was machst du hier auf meiner Scholle?«

Der erste Westfale könnte ein hübscher Neandertaler gewesen sein. Nicht nur der Rheinländer, der stolz auf das Tal an der Düssel verweist, kann sich dieser Verwandtschaft rühmen, auch in Westfalen hat es dem Neandertaler gefallen, bei Warendorf jedenfalls fand man eine mächtige Platte seines etwa 80 000 Jahre alten Schädels. Der älteste westfälische Homo sapiens, von dem wir wissen, hat sein Leben in der Blätterhöhle von Hagen ausgehaucht, gut 10 000 Jahre ist das jetzt her. Möglicherweise, ja durchaus wahrscheinlich, hat der moderne Westfale manche seiner prächtigen Gene beiden Urvätern zu verdanken, die Dicke seines Schädels jedenfalls ist verdächtig.

Sesshaft wurden die ersten Westfalen erst um 4500 vor Christus. Warum sie so lange gezögert haben? Die Frage kann nur jemand stellen, der noch nicht in Westfalen gewesen ist: Weil es halt überall so schön ist! Hatte die Westfälin beschlossen, sich ein Haus mit Aussicht auf einen Sauerländer Hügel stellen zu lassen, bat sie ihren Mann kurz darauf, doch lieber hinunter ins fruchtbare Land an der Lippe zu ziehen. Kaum hatte man dort einen Bauplatz ausgeguckt, gefiel es ihr plötzlich im Teutoburger Wald noch viel besser, anschließend jedoch wollte sie sich lieber am weiten Horizont des Münsterlandes ergötzen, dann wiederum im Siegerland, wo man so hübsches Silber aus dem Berg schürfen konnte. So mäanderte man unentschlossen durchs westfälische Paradies, bis es der Ehemann schließlich leid war und er ein Machtwort sprach. Er rollte die alten Zelte endgültig zusammen und stellte ein Haus in Zeltform auf den Lössboden am Hellweg. Und wenn sich der Westfale entschließt, ein Haus zu bauen, dann auch gleich ein richtiges: Sechs Meter maß es in der Breite und satte 40 Meter in der Länge! Damit man nicht jedes Jahr wieder anbauen musste.

Wenig gefallen hat es den Westfalen, als die Römer begehrlich vom Rhein herüberschielten. Sollten sie nur hübsch im Rheinland bleiben! Als sich die römischen Legionen nicht mit der Sommerfrische in Haltern begnügen wollten, wo die Westfalen ihnen gnädig ein Plätzchen überlassen hatten, sondern sich in Marsch setzten, um ganz Westfalen zur Perle ihrer Provinzen zu machen, gab ihnen Hermann der Cherusker kräftig eins auf die Mütze. Simserim simsim simsim!

Wo genau die Varusschlacht stattgefunden hat, darüber wird weiter fleißig gestritten. Man vermutet, im südlichen Teil des nördlichen Ostwestfalens. Oder im nördlichen Teil des südlichen Ostwestfalens, die Wissenschaftler sind sich noch nicht einig. Möglicherweise soll für die Römer auch in Kalkriese bei Bramsche Schluss mit lustig gewesen sein. Manche Westfälin dürfte den verbeulten Römern traurig hinterhergeschmachtet haben, hatte sie sich doch ein römisches Bad gewünscht, so ein schickes mit Heißwasseranschluss. Jetzt hieß es weiter in der kalten Lippe baden. Auch den hübschen Fibeln und dem Halsschmuck jammerte sie nach. Der Wunsch seiner Frau aber